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Die Eifelgraefin

Die Eifelgraefin

Titel: Die Eifelgraefin
Autoren: Petra Schier
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behilflich zu sein, aber auf Dauer kann sie sich nicht um drei Jungfern kümmern, nicht wahr?»
    Simon nickte Elisabeth zu. «Selbstverständlich sollt Ihr eine eigene Magd bekommen.» Er kratzte sich am Kinn, das von einem sauber gestutzten Bart geziert wurde. «Ich schicke morgen nach Kempenich und   …»
    «Mein Lieber, hat nicht Bertram erzählt, Hein Bongert aus Blasweiler habe neulich anfragen lassen, ob wir etwasfür seine älteste Tochter tun könnten? Du weißt doch, dass er das Mädchen derzeit nicht verheiraten kann.»
    «Nicht verheiraten will», korrigierte Simon.
    Hedwig schüttelte den Kopf. «Nicht verheiraten kann», beharrte sie. «Soll er sie denn einem Leibeigenen geben? Du weißt genau, dass das nicht geht. Du würdest es an seiner Stelle auch nicht tun.»
    «Sie ist nur ein Mädchen», brummelte Simon. «Er hat doch einen Sohn, der seinen Hof einmal erben wird.» Er zuckte mit den Achseln. «Aber du hast schon recht. Wir könnten sie nehmen. Da schlagen wir gleich zwei Fliegen mit einer Klappe. Elisabeth bekommt eine Magd, und ich habe auch noch dieser alten Abmachung Genüge getan.»
    Als er Elisabeths überraschte Miene sah, erklärte er: «Die Bongerts sind freie Bauern. Ihren Hof haben sie schon seit zweihundert Jahren von unserer Familie in Pacht. Einer meiner Vorfahren hat damals per Urkunde verfügt, dass sie unter besonderem Schutz stehen. Seither haben sich die Familien in jeder Generation gegenseitig geholfen. Der jetzige Bauer, Hein, hat zum Beispiel für meinen Vater in der Fehde gegen meinen Onkel gekämpft. Nun habe wiederum ich eine gute Gelegenheit, ihm, oder besser seiner Tochter, etwas Gutes zu tun.»
    Elisabeth sah ihn erstaunt an. «Euer Vorfahr hat dies in einer Urkunde festschreiben lassen? Wie ungewöhnlich, da es sich doch nur um Bauern handelt.»
    «Achtet Ihr die Menschen, die für Euer tägliches Brot arbeiten, so gering, dass Ihr ihnen eine derartige Wohltat nicht gönnt?», sagte Johann neben ihr gereizt.
    Erstaunt sah sie ihn an. «Ich achte Bauern keineswegs gering», gab sie leicht verärgert zurück. «Dennoch wundere ich mich, warum Herrn Simons Familie ausgerechnet diesen Leuten, wie er sagt, schon seit zweihundert Jahren verbunden ist. Findet Ihr das nicht ungewöhnlich?»
    «Es wird schon einen guten Grund geben», knurrte Johann.
    Simon hob beschwichtigend die Hand. «Den gibt es in der Tat. Diese Urkunde geht meines Wissens auf ein Versprechen zurück, das mein Vorfahr dem Ahnen dieses Bauern während des zweiten Kreuzzuges ins Heilige Land gab.»
    Elisabeths Augen wurden groß. «So ähnlich wie die Freundschaftsbekundung, die unsere Familie mit der Euren verbindet?»
    Simon nickte. «Ihr wisst davon?»
    «Aber ja. Es heißt, unsere Familien seien seit jenem Kreuzzug innig und unwiderruflich in Freundschaft miteinander verbunden.»
    «So ist es», bestätigte Simon. «Und auch darüber gibt es eine Urkunde, die jedoch, soweit ich weiß, neueren Datums ist. Sie schließt jegliche kriegerische Auseinandersetzung zwischen unseren Familien aus.» Er lächelte. «Bisher wäre sie nicht nötig gewesen.»
    Elisabeth erwiderte sein Lächeln und dachte dann einen Augenblick nach. «Vielleicht gehen ja beide Versprechen auf dasselbe Ereignis zurück. Dann wäre es doch umso erfreulicher, die Tochter dieses Bauern in meine Dienste zu nehmen.»
    «Das wiederum halte ich eher für unwahrscheinlich», meinte Simon. «Die Freundschaft unserer Familien besteht ja eigentlich, wenn man sie zurückverfolgt, noch viel längerals diese Urkunde. Möglicherweise sind wir ja sogar miteinander verwandt. Da liegt es doch nahe, solch einen Pakt zu schließen.»
    «Nun ja, Ihr habt wahrscheinlich recht.» Elisabeth senkte den Blick auf ihren Teller. «Es war nur so ein hübscher Gedanke.»
    Den spöttischen Laut, den Johann von sich gab, ignorierte sie würdevoll. Als er wenig später die Tafel mit einer gemurmelten Entschuldigung verließ, war sie richtiggehend erleichtert.
    Hedwig sah ihm bekümmert nach. «Heute ist er wieder einmal in einer ganz scheußlichen Stimmung, Simon. Warum hast du nicht versucht, ihn ein wenig aufzuheitern?»
    «Weil es nichts gebracht hätte», antwortete er aufgeräumt. «Du kennst ihn doch. Nur er selbst und unser Herrgott wissen, welche Laus ihm heute über die Leber gelaufen ist. Vielleicht hatte er Streit mit einem seiner Liebchen.»
    «Simon!» Bestürzt schlug Hedwig eine Hand vor den Mund.
    «Was denn?» Er lächelte nachsichtig. «Das ist
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