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Die Eifelgraefin

Die Eifelgraefin

Titel: Die Eifelgraefin
Autoren: Petra Schier
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Elisabeth aus ihren Gedanken. Zwei Knechte trugen ächzend ihr Gepäck herauf. Sie mussten mehrmals gehen, bis alle Kisten und Kästen in der Dachkammer standen. Elisabeth wartete ungeduldig, bis die beiden wieder fort waren, dann zog sie die silbernen Nadeln aus ihrem hochgesteckten Haar, schüttelte es, bis es wie ein dunkelbrauner Fluss weit über den Rücken fiel, und warf sich dann ohne Rücksicht auf ihr Reisekleid auf das Bett. Sie seufzte wohlig auf, stopfte sich eines der Kissen unter den Kopf und schloss die Augen.

2.   KAPITEL
    Fluchend drückte Johann von Manten einem der Stallknechte die Zügel seines Pferdes in die Hand und eilte zum Palas. Der Regen hatte ihn auf dem Weg von Ahrweiler hierher bis auf die Haut durchnässt. Er würde vor dem Abendessen die Kleider wechseln müssen, wenn er sich nicht erkälten wollte. Aus der Küche, die gleich hinter dem großen Saal lag, drangen bereits köstliche Gerüche. Er lief zur Treppe und erklomm sie, immer zwei Stufen auf einmal nehmend, bis er auf Höhe des zweiten Obergeschosses beinahe mit einer Fremden zusammengestoßen wäre.
    «Hoppla!» Er prallte zurück und stützte sich mit beiden Händen an den Wänden ab, um nicht zu stürzen. Irritiert sah er die junge Frau an.
    «Verzeihung.» Elisabeth trat einen Schritt zur Seite, um ihm Platz zu machen.
    Johann blieb jedoch weiterhin vor ihr stehen und musterte sie unverhohlen, bis ihm endlich einfiel, um wen es sich handeln musste.
    «Elisabeth von Küneburg, nicht wahr?» Er deutete mehr als knapp eine Verbeugung an. «Johann von Manten, zu Euren Diensten, edle Jungfer. Ich hoffe, Ihr hattet eine angenehme Reise? Entschuldigt mich bitte, wie Ihr seht, muss ich meine Kleider wechseln.» Ohne ein weiteres Wort schob er sich an ihr vorbei und betrat eine der Kammern des zweitenObergeschosses, die er bewohnte, sooft er sich auf Burg Kempenich aufhielt. Er hatte bereits unter Simons Vater als Knappe hier gedient, und seit er selbst zum Ritter geschlagen worden war, hielt er sich oft hier auf, um dem jetzigen Burgherrn, der nur zwei Jahre älter war als er selbst, mit Rat und Tat beizustehen. Die Herrschaft Kempenich war nicht eben klein, und zudem oblag es dem Burgherrn, die sich hier ganz in der Nähe kreuzenden großen Handelswege, den Hellweg und die Kohlstraße, zu überwachen. Auch gab es auf beiden Wege einen Zoll, der von den Durchreisenden zu entrichten war.
    Dies war also die Tochter des Grafen Friedebold von Küneburg, dachte er, während er sich die nassen Kleider vom Leib schälte. Ein ungewöhnlich schönes Weib, da hatte die Gerüchteküche nicht übertrieben. Und außerordentlich hochgewachsen.
    Er griff nach einem trockenen Hemd.
    Noch nie hatte er eine derart große Frau getroffen. Sie war vielleicht gerade mal eine Handbreit kleiner als er selbst, und er überragte schon die meisten Männer um einige Zoll.
    Während er eine frische Bruoch anlegte und die Beinlinge daran befestigte, überlegte er, was er über Elisabeth von Küneburg wusste. Es war nicht viel. Die Burg ihres Vaters lag in der Nähe von Trier. Graf Friedebold war, wie die meisten Adligen der näheren und weiteren Umgebung, ein Lehnsmann des Trierer Erzbischofs Balduin. Er verfügte über große Ländereien. Elisabeth, dessen war sich Johann sicher, würde eine entsprechend große Mitgift erhalten. Wie er aus Simons Andeutungen herausgehört hatte, warsie mit einem Trierer Edelmann verlobt, Kunibert von Kronach, der ebenfalls ein Gefolgsmann Balduins war und obendrein als Gesandter in den Diensten von König Karl   IV. stand. Weshalb Elisabeth in Kempenich zu Besuch weilte, war Johann entfallen. Hatte Simon ihm den Grund überhaupt genannt? Er hatte etwas von Erbzwistigkeiten unter den Küneburgern erwähnt. Falls dort eine Fehde drohte, hatte Graf Friedebold seine Kinder – er hatte insgesamt drei oder vier – wahrscheinlich sicherheitshalber fortbringen lassen. Eine kluge Entscheidung, sollte es zu einer Belagerung kommen. Und Hedwig freute sich vermutlich über die zusätzliche Gesellschaft.
    Johann konnte mit dem zwar heiteren, jedoch nicht immer geistvollen Geschnatter Hedwigs und ihrer beiden Edeljungfern wenig anfangen und auf ein weiteres Weib in dieser Runde gut verzichten.
    Er fuhr sich mehrmals mit den Fingern durch sein feuchtes Haar, warf sich eine leichte Schecke über und machte sich auf den Weg hinunter ins Speisezimmer.
    ***
    Elisabeth blickte Johann erstaunt und auch ein wenig entsetzt nach. Der
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