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Die Eifelgraefin

Die Eifelgraefin

Titel: Die Eifelgraefin
Autoren: Petra Schier
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dafür deine Hand und Mitgift versprochen.»
    Elisabeth biss sich auf die Lippen und senkte den Blick auf ihre Hände.
    «Mein Anliegen war zunächst nur, Dietrich damit hinzuhalten», fuhr Friedebold fort. «Doch natürlich ziehen solche Geschichten rasch ihre Kreise, und deshalb sehe ich mich gezwungen, diesen Handel tatsächlich einzugehen. Wie ich hörte, trat Graf Johann äußerst überzeugend auf, was mich wundert, schien er doch nicht begeistert von dem Plan, den sein Freund, dieser Kaufmann, ausgeheckt hatte.»
    Elisabeth schwieg noch immer, hob nun aber doch den Kopf wieder und begegnete dem forschenden Blick ihres Vaters. «Die Mantenburger verfügen über einiges an Land und Einfluss. Unsere Ländereien in der Eifel, die, wie du weißt, deiner Mitgift zugehören, stellen für Graf Johann mit Sicherheit eine willkommene Ergänzung seiner Güter dar. Umgekehrt kann auch mir ein Bündnis mit einem Mann, der sich durch Tatkraft und Entschlossenheit auszeichnet, nur willkommen sein. Dennoch hätte ich ihn niemals als Schwiegersohn in Erwägung gezogen, da mir der alte Notker immer suspekt war und mir die Gerüchte über seine Ausschweifungen sehr missfielen. Wie es in dieser Hinsicht um seinen Sohn bestellt ist, vermag ich nicht zu beurteilen. Sehr wohl scheint er aber über den einen oder anderen Vorzug zu verfügen, denn sonst hättest du dich seinetwegen weder in Gefahr begeben noch deinen Ruf aufs Spiel gesetzt.»
    Elisabeth setzte zu einer Antwort an, doch Friedebold wehrte mit einer Handbewegung ab. «Du warst immer eine fügsame Tochter und meinem Herzen nahe», sagte er ruhig. «Ich kann nicht leugnen, dass ich sehr wütend über dein Betragen war. Das allein würde schon rechtfertigen, dich zu zwingen, diesen Mann zu heiraten, um den bestehenden Gerüchten nicht noch mehr Nahrung zu geben.» Er hielteinen Moment inne, dann fuhr er fort: «Ich weiß nicht, was zwischen euch vorgefallen ist, und ich will es auch gar nicht erfahren. Was es aber auch gewesen sein mag, es bewog Graf Johann, mich zu bitten, dich nicht zu zwingen, sondern dich frei entscheiden zu lassen.»
    Elisabeths Augen weiteten sich eine Spur.
    Ihr Vater blickte sie weiterhin unverwandt an. «Ich nehme jedoch an, du weißt sehr wohl, was du deiner Familie und auch dir selbst schuldig bist, und wirst dementsprechend entscheiden.» Er erhob sich wieder und ging zur Tür. «Ich werde noch einmal nach Trier reiten. Wenn die Gerichtsverhandlungen vorüber sind, kehre ich zusammen mit Graf Johann hierher zurück.»

45.   KAPITEL
    «Für einen Narren.»
    Elisabeth schrak zusammen, als sie Johanns Stimme vernahm. Er stand in der Tür zu ihrer Kammer, noch immer in den rotbraunen Waffenrock gekleidet, unter dem heute jedoch ein Hemd in derselben Farbe hervorblitzte. Sein Schwert hatte er abgelegt, doch an den Füßen trug er noch Reitstiefel, was darauf schließen ließ, dass er gerade erst eingetroffen war.
    Johann war früher als vorgesehen zur Küneburg geritten. Nachdem Graf Friedebold erneut vor Gericht erschienen war, war Johanns Anwesenheit nicht weiter vonnöten gewesen. Er hatte gewartet, bis Elisabeth ihre Magd hinausschickte, bevor er sich ihrer Kammer genähert hatte. Sie stand vor einem großen Knüpfrahmen am Fenster und widmete sich sehr konzentriert ihrer Handarbeit, weshalb sie ihn zunächst nicht bemerkte und er sie eine Weile still beobachten konnte. Sie trug heute das dunkelgrüne Kleid mit den tiefen Höllenfenstern zu beiden Seiten, durch die er den zarten hellgelben Stoff eines enggeschnürten Unterkleides erkennen konnte. Sein Herz holperte, und nicht zum ersten Mal gestand er sich ein, dass Elisabeth die schönste Frau war, die er je gesehen hatte.
    Johann trat in die Kammer und schob die Tür hinter sich ins Schloss. «Ihr habt mich gefragt, wofür ich mich halte»,sprach er weiter. «Und das ist meine Antwort: für einen Narren.» Er ging ein paar Schritte auf sie zu, blieb dann jedoch stehen, als er bemerkte, wie sich ihre Miene verfinsterte. «Ich habe Euch sehr deutlich auseinandergesetzt, wie unklug es wäre, sich mit mir einzulassen. Und ich habe mir selbst vor langer Zeit ein Versprechen gegeben, Elisabeth. Ein Versprechen, das ich glaubte, niemals brechen zu können.»
    Elisabeth legte das Knüpfgarn beiseite und trat nun ihrerseits einen Schritt auf ihn zu. «Warum seid Ihr dann hier, Herr Johann?», fragte sie spröde und schluckte, weil ihr ihre eigene Stimme plötzlich fremd vorkam. «Hat Euch die Aussicht
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