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Die Eifelgraefin

Die Eifelgraefin

Titel: Die Eifelgraefin
Autoren: Petra Schier
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an seinen Lippen. «Der Chronist drückt sich zwar etwas vage aus, doch beschreibt er eine mit Edelsteinen besetzte Reliquie, die aus Kreuz, Rahmen und Kette besteht und die aus dem Heiligen Land stammen soll. Der Chronist vermutet, sie könne zum Gralsschatz gehören.»
    «Zum Gralsschatz?», fragte Luzia verwirrt. «Was ist das?»
    Bruder Georg lächelte ihr zu. «Der Heilige Gral ist ein Kelch, jedenfalls vermutet man das. Es ranken sich viele Legenden darum, dass dieser Kelch große Wunder vollbringen kann. Und in manchen Geschichten wird er auch in Verbindung mit dem letzten Abendmahl Christi erwähnt oder zusammen mit weiteren wundertätigen Reliquien.»
    «Und Ihr glaubt wirklich, unser Kruzifix sei ein Teil dieses Gralsschatzes?» Elisabeth sah ihn mit großen Augen an.
    Bruder Georg nickte. «Allerdings ist es fraglich, wie ein Teil dieses Schatzes ins Heilige Land gelangt sein soll. Außer   … nun, an den Kreuzzügen beteiligten sich auch die Tempelritter, ein Orden, den Papst Clemens   V. zu Beginn unseres Jahrhunderts verboten hat. Man sagt den Templern nach, sie seien im Besitz des Grals gewesen oder hätten zumindest gewusst, wo sich dieser befindet. Und wenn man die seltsamen Kräfte des Kruzifixes bedenkt, klingt diese Erklärung für mich sehr einleuchtend.»
    Luzia schauderte ein wenig. «Dann gibt es also noch mehr solche Reliquien oder   … wunderwirkenden Gegenstände?»
    «Wenn man der Legende Glauben schenkt – ja.» Bruder Georg nickte wieder. «Allerdings ist der Schatz verschollen. Viele haben sich bereits vergeblich auf die Suche begeben.» Er seufzte leicht. «Einen Hinweis auf jenen Radulf vonWied gibt es aber nach wie vor nicht. Wenngleich   …» Er senkte die Stimme etwas. «Mir ist auf dem Rückweg von Prüm ein Gedanke gekommen. Dieser Kaufmann, Martin Wied. Könnte er nicht ein Nachfahre jenes Radulf sein? Immerhin scheint er ein Interesse daran zu haben, Euch zu helfen», wandte er sich an Elisabeth.
    «Nein, Bruder Georg.» Luzia schüttelte den Kopf, und sowohl der Mönch als auch Elisabeth blickten sie erstaunt an.
    Luzia errötete leicht. «Ich habe ihn bereits danach gefragt und   …»
    «Du hast was?», rief Elisabeth verblüfft aus.
    «Ihn gefragt», wiederholte Luzia etwas verlegen. «Ich hatte den gleichen Gedanken wie Bruder Georg, wisst Ihr. Und als ich ihn gestern unten im Saal traf, habe ich ihn gefragt, ob er adlige Vorfahren hat oder etwas über Radulf weiß. Er hat beides verneint, Herrin. Seine Familie besteht schon seit Generationen aus Kaufleuten, sagt er. Und von dem Kruzifix wusste er auch nichts.»
    «Du hast es erwähnt?» Entsetzt starrte Elisabeth sie an.
    Luzia nickte, hob zugleich aber beschwichtigend die Hand. «Nur nebenbei. Ich wollte herausfinden, ob er darauf reagiert.»
    «Und das hat er nicht?», hakte Bruder Georg nach.
    «Nein.»
    «Dann müssen wir wohl doch anderswo weitersuchen», meinte er. «Falls es überhaupt Sinn macht. Wer weiß, wo sich jener Radulf nach dem Kreuzzug niedergelassen hat und ob er überhaupt Kinder hatte. Möglicherweise finden wir deshalb keine Spur von ihm, weil er in ein Kloster gingoder ganz einfach kinderlos starb. Die Wahrscheinlichkeit, unter solchen Umständen noch eine Spur der Kette zu finden, ist äußerst gering.»
    «Da habt Ihr wohl recht, Bruder Georg», antwortete Elisabeth mit einem enttäuschten Seufzen. «Aber es schmerzt mich, denn das Kruzifix ist ohne die Kette ja nicht vollständig. Außerdem gaben sich unsere Vorfahren ja ein Versprechen. Traurig, wenn wir jene Familie, die es außer uns auch betrifft, niemals finden.» Sie hob den Kopf, als sie die Tür gehen hörte, und lächelte dann erfreut. «Vater!»
    Graf Friedebold trat in die Kemenate und warf Bruder Georg einen eindringlichen Blick zu, woraufhin sich dieser rasch erhob.
    «Entschuldigt mich, liebes Kind. Ich habe noch etwas Wichtiges zu tun.» Er nickte Elisabeth zu und entfernte sich rasch.
    Elisabeth hatte an der ernsten Miene ihres Vaters bereits erkannt, dass er sie unter vier Augen sprechen wollte, und schickte deshalb auch Luzia hinaus. Nachdem die Tür hinter ihrer Magd zugefallen war, blickte Elisabeth ihren Vater erwartungsvoll an.
    Friedebold zog sich einen der Stühle heran und setzte sich ihr gegenüber. «Drei kluge Männer haben uns geholfen, die Krise, in die uns Dietrich gestürzt hat, zu überwinden, ohne einen Krieg beginnen zu müssen», begann er umständlich und ohne Einleitung. «Einem von ihnen habe ich
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