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Die Eifelgraefin

Die Eifelgraefin

Titel: Die Eifelgraefin
Autoren: Petra Schier
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den glatten Leinenstoff seines Hemdes gleiten und spürte, wie er erschauerte. «Ich liebe dich.» Das Herz klopfte ihr bis zum Hals, denn seine Hand hatte mittlerweile ein Eigenleben entwickelt und die Verschnürung an ihrer rechten Seite gelöst. Ohne ihn aus den Augen zu lassen, trat sie einen Schritt zurück, öffnete ihren Gürtel und zog mit einer raschen Bewegung ihren Surcot über den Kopf.
    «Was tust du da?» Johanns Blick wanderte überrascht, aber auch voller Begehren über ihren schlanken Körper.
    Ihre Miene wurde ernst. «Ich warte darauf, dass du mir noch ein weiteres Versprechen gibst.»
    Er schluckte trocken und kämpfte sichtlich um seine Beherrschung. «Noch ein Versprechen?»
    Sie nickte. «Man sagt, ein Mann darf nur drei Dinge lieben, nicht wahr? Seinen Lehnsherrn, sein Schwert und sein Pferd. Aber was ist mit seiner Ehefrau?»
    Verflucht, sie machte es ihm wirklich nicht leicht! Vorseinem inneren Auge flackerte kurz das Gesicht Marianas auf, dann das seines Vaters. Doch beide Bilder verblassten sofort wieder, und zurück blieb einzig die Frau, die er nie wieder loslassen wollte.
    Er stieß heftig die Luft aus und zog sie wieder in seine Arme. «Die zuerst, Elisabeth.»
    ***
    Luzia stieg beschwingt die letzten Stufen zur Kammer ihrer Herrin empor. Sie kam gerade aus der Küche, wo Anton mit zwei anderen jungen Knechten beisammensaß und die Reste vom mittäglichen Eintopf verputzte. Er hatte mit ihnen gelacht und zum ersten Mal seit jenem Tag, da sie Blasweiler verlassen hatten, wieder ein paar Worte gesprochen. Das wollte sie Elisabeth sogleich berichten. Außerdem hatte sie lange nachgedacht und war zu dem Schluss gekommen, dass Elisabeths Idee, Luzias und Antons Herkunft nicht an die große Glocke zu hängen, ihnen beiden zum Vorteil gereichen könnte, auch wenn es sie schmerzte, auf diese Weise ihre Familie zu verleugnen. Doch sie musste an ihre Zukunft denken – und an die ihres Bruders. In Elisabeths Diensten war sie wohlangesehen und konnte zudem auch noch Geld ansparen.
    Außerdem empfand sie eine tiefe Zuneigung zu ihrer Herrin, und da noch nicht klar war, wie deren weiteres Leben aussehen würde, wollte sie ihr unbedingt als Freundin beistehen.
    Entschlossen griff Luzia nach dem Türgriff, hielt jedoch überrascht inne, weil sie aus dem Inneren der Schlafkammerleise Stimmen vernahm. Sie stieß die Tür einen Spalt weit auf und erschrak, als sie Johann und Elisabeth erblickte, die in leidenschaftlicher Umarmung auf dem Bett lagen.
    Mit einem Lächeln auf den Lippen zog Luzia die Tür rasch wieder zu und zog sich diskret zurück nach unten.
     
    Das silberne Kruzifix aber, welches noch immer in dem hölzernen Kästchen lag, summte leise und leuchtete in einem zarten, friedlichen, hellgelben Licht.

EPILOG
    1. November   – Allerheiligen – im Jahre des Herrn 1349
    Es war still im Haus. Martin Wied saß in seiner Schreibstube und wartete auf Alban, der zum Markt gegangen war, um Einkäufe zu tätigen, die die Speisekammer wieder auffüllen sollten. Sie erwarteten für den Abend Martins Familie zurück, und er wollte das Haus natürlich vorher in einen behaglichen Zustand bringen. In den vergangenen Wochen hatte er den Haushalt vernachlässigt, war er doch die meiste Zeit selbst nicht hier gewesen. Während der Pestwelle, die die Stadt schließlich doch noch erreicht hatte, war er sehr vorsichtig gewesen und hatte sich außerhalb von Koblenz aufgehalten. Und als im Oktober mit den ersten Frösten die Zahl der Erkrankungen drastisch abnahm und schließlich keine Toten mehr zu beklagen gewesen waren, hatte er noch einmal die Küneburg aufgesucht, um den Hochzeitsfeierlichkeiten von Elisabeth und Johann beizuwohnen. Nachdem die beiden nun auf der Mantenburg lebten, war es an der Zeit, sich wieder seinem Geschäft zuzuwenden.
    Die Festlichkeiten hatten ihn jedoch in eine merkwürdig wehmütige Stimmung versetzt. Er hob seine Hand und musterte seinen unbeweglichen kleinen Finger. Er selbst hatte der Aussicht auf häusliches Glück schon vor Jahrenentsagt, nicht zuletzt, weil es kaum eine Frau gab – abgesehen von den Käuflichen   –, die ihn nicht mit Abscheu betrachtete. Doch er wünschte Johann im Geiste noch einmal von Herzen alles Gute. Denn nachdem dieser sich endlich überwunden hatte, zu seinen Gefühlen für Elisabeth zu stehen, schien es, als sei eine düstere Wolke von ihm gewichen.
    Martin lächelte vor sich hin und stand auf, um noch einen Kontrollgang durch das Haus zu
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