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Die Ecstasy-Affäre

Die Ecstasy-Affäre

Titel: Die Ecstasy-Affäre
Autoren: Heinz G. Konsalik
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tätig ist.« Und dann setzte er erschreckend hilflos hinzu: »Was bleibt uns anderes übrig?«
    Reibers verdeckte Ermittler wußten nichts Neues zu berichten. In der gesamten Szene war ein Deal von zwanzig Kilo Heroin unbekannt und wurde sogar angezweifelt. Von einer vietnamesisch-polnischen Gruppe hatte man noch nie gehört; wenn es so etwas gab, sprach es sich in den interessierten Kreisen schnell herum, schon wegen der ›Marktsicherheit‹. Da würden die Italiener und Chinesen sehr aktiv werden, vor allem, wenn die Preise unterboten wurden.
    Vier Tage nach dem mysteriösen Telefongespräch rief der Leiter der Mordkommission, Kriminaloberrat Theo Wortke, bei Reiber an.
    »Ich habe da im Gerichtsmedizinischen Institut eine Leiche auf dem Tisch liegen«, sagte er in seiner saloppen Art, die im ganzen Präsidium bekannt war. Wer sich seit über sechzehn Jahren nur mit auf unnatürliche Art ums Leben Gekommenen beschäftigt, dem wächst eine Hornhaut auf der Seele. »Wir haben ihn identifizieren können. Er heißt Karyl Podniewski. Ein Pole. Und da ich gehört habe, daß bei euch …«
    »Ich komme sofort rüber!« sagte Reiber und legte auf.
    Eine halbe Stunde später standen er und Wortke vor der Leiche. Sie hatte in der Kühlbox gelegen, war tiefgefroren und sah aus wie ein friedlich Schlafender. Der Gerichtsmediziner deckte sie auf und wiederholte, was Wortke schon wußte:
    »Der Tod ist eingetreten durch Erwürgen mit einer dünnen Stahlschlinge. Der Mann muß von hinten überrascht worden sein, denn am Körper sind keinerlei Kampfspuren zu entdecken. Todeszeit gestern zwischen siebzehn und achtzehn Uhr. Zu Mittag hatte er ein Schweineschnitzel mit grünen Bohnen gegessen …«
    »Ist das so wichtig?« sagte Peter Reiber gequält.
    »Für uns ja.« Der Gerichtsmediziner deckte den Toten wieder zu. »Außerdem war er ein Fixer. Der Körper weist nicht nur eine Vielzahl Einstiche auf, sondern enthält auch Reste von Heroin.«
    »Und damit wären wir bei dir.« Wortke trat von dem Toten zurück und klopfte Reiber auf den Arm. »Er gehört zu deinen Drückerbrüdern. Was auffällig ist: Er hatte seine Papiere bei sich. Polnischer Paß, Einreisevisum nach Deutschland, gültig dreißig Tage lang. Reisezweck: Tourist. Alles einwandfrei – bis auf die fatale Tatsache, daß jemand ihn mit einem Draht erwürgt hat. Kannst du was damit anfangen?«
    »Nein.«
    »Erst der Anruf eines Polen bei dir, und jetzt liegt ein ermordeter Pole bei uns im Institut. Könnte da ein Zusammenhang bestehen?«
    »Möglich – oder auch nicht. Es kann auch nur Zufall sein.« Reiber strebte aus dem Raum heraus, nachdem er dem Gerichtsmediziner zugenickt hatte. Er war nicht so abgebrüht wie Wortke, der einen Toten wie eine Sache und ein neu zu bearbeitendes Aktenstück betrachtete. Reiber wurde mit Leichen nur konfrontiert, wenn ein Fixer sich den Goldenen Schuß gesetzt hatte und die Rauschgiftszene zum wiederholten Male durchleuchtet werden mußte – wie so oft ohne große Ergebnisse. Aber auch da traf er immer wieder mit Wortke zusammen; Selbstmord fällt in die Zuständigkeit der Mordkommission. Wortke sagte dann jedesmal: »Schon wieder ein Engelchen! Peter, bei dir ist mehr los als bei mir. Wenn ihr nicht wäret, könnten wir gemütlich Schach spielen.« Das war natürlich übertrieben, aber Wortke liebte solche Sprüche.
    »Was habt ihr bisher über diesen Mord rausbekommen?« fragte Reiber, als sie draußen im Flur standen. Wortke hob die Schultern, was genug ausdrückte.
    »Wir haben den Toten im Westpark Ost gefunden. Eine Rentnerin, die ihren Hund gegen neun Uhr abends noch einmal Gassi führte, entdeckte die Leiche hinter einem Busch. Genauer: Der Hund entdeckte ihn. Jetzt liegt die Rentnerin im Krankenhaus mit einem Schock. Der Fundort ist nicht der Tatort … Zwischen siebzehn und achtzehn Uhr, wie der Gerichtsmediziner festgestellt hat, erdrosselt man keinen im Westpark! Das fällt auf. So mutig ist kein Mörder.«
    »Mit Ausnahme eines Asiaten …«, sagte Reiber nachdenklich.
    »Da kennst du dich besser aus mit deiner internationalen Klientel.«
    »Sie töten blitzschnell, neben dir, in der Menge, im Bus, in der Straßenbahn, im Zug, im Kaufhaus, im Stadion beim Fußballspiel. Ich denke da an die Wochenlohnmorde von Soweto. Das liegt zwar nicht in Asien, sondern in Afrika, ist die Eingeborenenstadt bei Johannesburg, aber diese Morde sind typisch für schnelles, lautloses Töten. Es ist Wochenende. Die Arbeiter bekommen
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