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Die Ecstasy-Affäre

Die Ecstasy-Affäre

Titel: Die Ecstasy-Affäre
Autoren: Heinz G. Konsalik
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auf keinen Fall an eine längere Bindung. Sie gab und nahm – ein nüchternes Geschäft, dessen Spuren man schnell wieder abduschen konnte. Nur einmal vergaß sie ihren Vorsatz, sich nie in einen zahlenden Kunden zu verlieben. Das war vor drei Jahren gewesen. Sie war schon dreißig, da lernte sie einen Schweizer kennen, einen seriösen Geschäftsmann aus Bern, der sie höflich und wie eine Dame behandelte, sie für ein Wochenende nach Bern mitnahm, ihr seinen Betrieb – eine Treuhandgesellschaft und Vermögensverwaltung – zeigte, eine feudale Geschäftsetage mit sieben Computern. Und an diesem Sonntag verlebten sie dann am Thuner See Stunden der Zärtlichkeit und der wirklichen Hingabe. Zum erstenmal in ihrem Leben glaubte Ulrike, glücklich zu sein. Hier hatte sie einen Mann gefunden, dem sie ihr Vertrauen schenken konnte.
    Sie lebten vier Monate zusammen; Ulrike gab ihr Engagement auf, schloß mit ihrem bisherigen Leben ab und fühlte sich wohl in der Rolle der Geliebten. Beat, wie der Schweizer hieß, trug sie auf Händen. Wenn sie einen Wunsch nur dachte, erfüllte er ihn sofort. So wurde die Wirklichkeit zum Traum und der Traum zur Erfüllung; es gab für Ulrike endlich eine Zukunft, der man entgegenleben konnte.
    Es war an einem Herbsttag, als Beat mit dem Vorschlag zu Ulrike kam, ihr Vermögen zinsgünstig in Aktien anzulegen. Immerhin hatte sie sechzigtausend Mark zurückgelegt, in der Horizontale verdientes Geld, aber darüber sprach man nicht mehr, das war kein Thema mehr. Voller Enthusiasmus brachte Ulrike ihr kleines Vermögen zu Beat, dem Treuhänder. Schon die Bezeichnung Treuhänder beinhaltete ja Seriosität und Vertrauen. Und wirklich – Beat legte das Geld gut an, zeigte Ulrike die gekauften Aktien, schöne, bunt bedruckte Papiere mit garantierten zehn Prozent Zinsen – mindestens – und verschloß sie in einem Banktresor.
    Zwei Wochen später war Beat verschwunden. Die Aktien im Tresor waren nicht das Papier wert, auf dem sie gedruckt waren, denn die Aktiengesellschaft gab es gar nicht. Das feudale Büro in Bern stellte sich als unbewohnt heraus, nur die sieben Computer waren echt als Blickfang für gutgläubige Kunden, und nach langen Nachforschungen erfuhr Ulrike, daß Beat in Senegal untergetaucht war. Ein sicherer Platz.
    Um all ihr Geld gebracht, stand Ulrike Sperling ohne eine Mark auf der Straße. Die ganze neue, glänzende Welt war zusammengebrochen, die Zukunft verbaut. Nur Haß war in ihr gewachsen, ein tödlicher Haß auf alles und jeden, Haß auf dieses Leben, das ihr bisher nur Betrug an ihrer Seele beschert hatte. Aber mit dem Haß wuchs Ulrikes Wille, sich nicht mehr weiter betrügen zu lassen, sondern diese Gesellschaft selbst zu betrügen. Das grausame Bibelwort ›Auge um Auge, Zahn um Zahn‹ wurde zu ihrer Devise. Danach wollte sie fortan leben und Rache nehmen an allem, was Mensch hieß. Daß sie dabei auch Unschuldige treffen konnte, war ihr gleichgültig. Sie war eine der Unschuldigen gewesen, und man hatte sie eiskalt zerstört. Das Leben war ein immerwährender Kampf, hatte sie nun erfahren, und nur der blieb Sieger, der gnadenloser war als sein Feind.
    Und so begann es nun wieder von vorn: Das Bett wurde Ulrikes Geschäftslokal. Und in ihm lernte sie Franz von Gleichem kennen. Er hätte es nicht nötig, erklärte er sofort, für vorgespielte Liebe zu bezahlen, er käme nur auf Empfehlung eines Freundes, der ihn neugierig gemacht habe. Das interessiere sie nicht, hatte Ulrike geantwortet. Was seien seine Wünsche? Und wie lange? Und grundsätzlich: keine Perversitäten. Herr von Gleichem schien zufrieden gewesen zu sein, denn er rief zwei Tage später an und bestellte Ulrike in die Bar Toscana.
    Das war für Ulrike Sperling kein unbekannter Ort. Barbesuche gehörten zu ihrem Geschäftsbereich; einen Freier auf der Straße anzusprechen, betrachtete sie als eine Entwürdigung. Für sie bedeutete der Straßenstrich die letzte Stufe des moralischen Abstiegs; so weit hinunterzusinken wäre die totale Aufgabe ihrer Persönlichkeit gewesen. So aber war sie immer nur Gast in einem Lokal, ließ sich in mehr oder minder interessante Gespräche ein, zierte sich und nahm den ›Geldschein‹ dann doch in ihre Wohnung mit. Sie ließ den Männern das Triumphgefühl, sie erobert zu haben. Das wirkte sich auch pekuniär aus: Ein Eroberer investiert mehr in seinen Sieg. Die eitle Dummheit der Männer ist eine Goldgrube für eine geschickte Frau.
    Im Toscana stieß Ulrike zunächst
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