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Die dunklen Wasser von Aberdeen: Roman (German Edition)

Die dunklen Wasser von Aberdeen: Roman (German Edition)

Titel: Die dunklen Wasser von Aberdeen: Roman (German Edition)
Autoren: Stuart MacBride
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Telefonhörer ans Ohr gepresst. Auch er grinste und begrüßte Logan durch die Scheibe mit enthusiastisch emporgerecktem Daumen. Der dicke Gary schlüpfte durch die Seitentür und drückte Logan ungestüm an seine breite Brust. »Sie sind ein echter Schatz!«
    So nett es war, auch mal ein bisschen Anerkennung zu erfahren, Logans schwer lädierter Bauch protestierte heftig gegen die Behandlung. »Aua, das reicht, das reicht!«
    Der dicke Gary ließ von ihm ab und trat einen Schritt zurück. Sein väterlich stolzes Lächeln schwand, als er Logans schmerzverzerrtes Gesicht sah. »O, tut mir echt Leid. Sind Sie okay?«
    Logan machte eine wegwerfende Handbewegung, biss die Zähne zusammen und versuchte, ruhig und gleichmäßig zu atmen, wie sie es ihm in der Schmerztherapie beigebracht hatten. Ein, aus. Ein, aus …
    »Sie sind ein verdammter Held, Lazarus«, sagte Gary. »Hab ich nicht Recht, Eric?«
    Der Kollege, der sein Telefonat inzwischen beendet hatte, bestätigte, dass Logan in der Tat ein Held sei.
    »Wo sind denn alle anderen?«, fragte Logan, bemüht, möglichst schnell das Thema zu wechseln.
    »Nebenan.« Er meinte das Pub. »Der Polizeipräsident gibt einen aus. Wir versuchen schon seit einer halben Ewigkeit, Sie über Funk zu erreichen!«
    »Oh …« Logan lächelte verlegen, verriet aber nicht, dass er das verdammte Ding einfach ausgeschaltet hatte.
    »Dann mal nichts wie hin, Lazarus, altes Haus«, sagte Gary und grinste Logan an, als wollte er ihn gleich wieder in seine kräftigen Arme schließen und ihm sämtliche Rippen brechen.
    Logan erwiderte, das sei eine gute Idee, und sah zu, dass er Land gewann.
    Für einen Mittwochabend ging es im Archibald Simpson’s ausgesprochen hoch her. Wohin Logan auch schaute, überall sah er Polizistinnen und Polizisten damit beschäftigt, sich mit Alkohol zuzuschütten. Die Stimmung war ausgelassen, fast wie an Silvester, nur ohne die Schlägereien.
    Kaum hatte der Erste Logan erspäht, breitete sich ohrenbetäubender Jubel aus, der nahtlos in eine Fußballtribünen-Version von »Hoch soll er leben« überging. Unzählige Hände klopften ihm auf die Schulter, ein Glas wurde ihm aufgedrängt, alle wollten ihm die Hand schütteln oder ihn küssen, je nach Geschlecht und Alkoholisierungsgrad.
    Schließlich gelang es Logan, sich durch das Gewühl in etwas ruhigere Gefilde durchzukämpfen. Er erspähte die füllige Gestalt von Detective Inspector Insch und ließ sich auf den freien Hocker neben ihm fallen. Insch blickte auf, ein breites Grinsen teilte sein Gesicht fast in zwei Hälften, und er klopfte Logan mit seiner gewaltigen Pranke auf den Rücken. Auf der anderen Seite des Tisches entdeckte Logan die Abordnung aus Edinburgh. Der DI und seine Sergeants sahen rosig und zufrieden aus und überschütteten ihn mit Glückwünschen; nur der Psychologe schien zu befürchten, das Lächeln, das er sich abgerungen hatte, könne ihm bleibende Schäden zufügen.
    »Der Chef sagt, heute Abend geht alles auf ihn!«, strahlte Insch und klatschte Logan erneut auf den Rücken. »Zeigen Sie Ihren Dienstausweis an der Bar vor, dann kriegen Sie alles umsonst!« Er lehnte sich zurück und leerte ein kleines Glas dunkles Bier in einem Zug.
    Logan ließ den Blick über die ausgelassene Horde schweifen. Der Stolz der Grampian Police. Der Abend würde für den Polizeipräsidenten richtig teuer werden.

40
    Am Donnerstagmorgen war die Stimmung im Präsidium der Grampian Police eher gedämpft, was hauptsächlich daran lag, dass fünfundneunzig Prozent der Truppe einen schweren Kater mit sich herumschleppten. Niemand wusste, wie hoch die Rechnung für das gestrige Gelage tatsächlich ausgefallen war, doch es musste eine astronomische Summe gewesen sein. Nach unzähligen Bieren, Wodkas und Red Bulls waren sie am Ende geschlossen zu Tequila übergegangen. Streng genommen hätte das Lokal schon drei Stunden, ehe der letzte Zecher in den Schnee hinausgewankt war, schließen sollen. Aber wer hätte den Wirt wegen des Verstoßes gegen die Sperrstunde belangen sollen, wenn drei Viertel der Aberdeener Ordnungshüter an seiner Theke Schlange standen und nach mehr Salz und Limetten schrien?
    Logan schleppte sich mit zusammengebissenen Zähnen zum Dienst, nachdem er sich zum Frühstück mit einer Dose Irn Bru, der schottischen Antwort auf Coca Cola, und einer Hand voll Schmerztabletten gestärkt hatte. Der Morgen hatte mit blauem Himmel und einem kalten Wind begonnen, der den Schnee vom Vorabend mit einer
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