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Die dunklen Wasser von Aberdeen: Roman (German Edition)

Die dunklen Wasser von Aberdeen: Roman (German Edition)

Titel: Die dunklen Wasser von Aberdeen: Roman (German Edition)
Autoren: Stuart MacBride
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Bewegungen knüpfte er zwei Doppelknoten in die Enden und zog sie fest zu. Ein Ende legte er in seine linke Hand und wickelte die Schnur zweimal um die geballte Faust. Das Gleiche wiederholte er mit der rechten Hand, dann zog er das Kabel stramm und nickte, offenbar zufrieden mit seinem Werk.
    Mit traurigen Augen beobachtete er, wie Constable Watson sich gegen ihre Fesseln sträubte. »Danach wird alles gut sein«, sagte er zu ihr. »Ich muss nur …« Er wurde rot. »Ich meine … ich muss nur einen Anfang machen. Dann wird alles gut. Wir machen’s, und danach ist es gut. Dann werde ich das hier nicht mehr brauchen.« Er biss sich auf die Unterlippe und ließ das Kabel erschlaffen. »Dann bin ich wieder normal, und alles ist gut.«
    Er holte tief Luft und bog das Kabel in seinen Händen zu einer Schlinge. Gerade eben groß genug, um über Jamie McCreaths Kopf zu passen.
    Der kleine Junge wimmerte verängstigt und sah mit großen Augen zu, wie Jackie sich sträubte und wand.
    »La-le-lu, nur der Mann im Mond schaut zu …«
    Mit einem dumpfen Knurren ließ Watson die Beine in die Höhe schnellen, während sie sich zugleich mit den Armen abstieß und den Rücken durchdrückte, bis sie fast senkrecht in der Luft stand.
    Martin hob den Kopf, und das Lied erstarb auf seinen Lippen, als er sah, wie sie die Knie auseinander stemmte, so weit es die Fesseln nur zuließen, und über seinen Kopf schwang. Ihm blieb keine Zeit mehr zum Ausweichen. Schon hatte sie die Beine um seinen Hals geschlungen und drückte mit aller Kraft zu.
    Martin Strichen riss in Panik den Mund auf, und seine Augen traten aus den Höhlen. Watson mühte sich unterdessen verzweifelt, ihre Knöchel zu verschränken, den linken Fuß über den rechten zu legen, um noch mehr Druck ausüben und ihm die Luft abdrücken zu können.
    Strichens Hände waren hoffnungslos in seiner selbst gebastelten Garrotte verheddert. Hilflos schlugen sie gegen ihre Oberschenkel.
    Watson stieß ein triumphierendes Grunzen aus, als es ihr gelang, ihre Knöchel in die richtige Position zu bringen. Jetzt konnte sie mit aller Kraft zudrücken, und sie beobachtete mit grimmiger Befriedigung, wie Martins Gesicht dunkelrot anlief. Sie würde nicht nachlassen, bis das perverse Schwein tot war.
    Durch sein panisches Gefuchtel war es Martin irgendwie gelungen, seine Hände aus dem Elektrokabel zu befreien, und nun schlug und kratzte er wild um sich. Seine Fäuste trommelten auf ihren Bauch ein.
    Ein jäher Schmerz durchzuckte Watsons Eingeweide. Sie kniff die Augen zusammen und drückte weiter gnadenlos zu.
    Martin schlug seine Zähne in ihren Oberschenkel, direkt über dem Knie. Er biss mit aller Kraft zu, schmeckte Blut, warf den Kopf hin und her, um ein Stück Fleisch aus ihrem Bein zu reißen.
    Ihr Schmerzensschrei wurde durch den Knebel erstickt, Martin biss wieder zu, ohne mit dem Kratzen und Schlagen innezuhalten. Ein Faustschlag traf Jackie in die Nieren, und sie erschlaffte.
    Binnen Sekunden hatte Martin sich aus dem Schraubstock ihrer Beine befreit und krabbelte rückwärts, bis er mit dem Kopf gegen die Hüttenwand stieß. Blut lief ihm übers Kinn, er hielt sich mit beiden Händen den Hals und rang nach Luft. »Du … Du bist genau wie alle anderen!«, rief er mit rauer Stimme.
    Jamie McCreath begann zu schreien – ein schrilles, hohes Kreischen, das von den kahlen Betonwänden widerhallte.
    »Sei still!« Martin erhob sich wankend und packte den Jungen an den Oberarmen, riss ihn vom Boden hoch. »Sei still! Sei still! Sei still!«
    Aber damit erreichte er nur, dass das Kind noch lauter schrie.
    Fauchend versetzte ihm Martin einen brutalen Schlag mit dem Handrücken ins Gesicht, so fest, dass die Unterlippe des Kindes aufplatzte und seine Nase zu bluten begann.
    Plötzlich Stille.
    »O Gott … O Gott, nein …« Martin setzte das Kind auf dem Boden ab. Das blanke Entsetzen stand ihm im Gesicht.
    Er starrte den schniefenden, völlig verschreckten kleinen Jungen an und rang verzweifelt die Hände, als wolle er den Schlag ungeschehen machen.
    »Es tut mir Leid! Das hab ich doch nicht gewollt …« Er wollte nach dem Jungen greifen, doch Jamie McCreath wich mit weit aufgerissenen Augen zurück und hielt sich die in Fäustlingen steckenden Händchen vors Gesicht.
    Im schwachen Schein der Taschenlampe funkelte Strichen Constable Watson grimmig an. Sie lag auf der Seite und rang durch den Knebel hindurch mühsam nach Luft, während das Blut aus den Bisswunden an ihren Beinen auf
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