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Die dunklen Farben der Begierde (German Edition)

Die dunklen Farben der Begierde (German Edition)

Titel: Die dunklen Farben der Begierde (German Edition)
Autoren: Kristina Lloyd
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und hätte sich Befriedigung verschafft, wie beschämend es auch immer sei. Aber es musste einen Grund haben, dass das Dienstmädchen hier war, und ausnahmsweise dachte Clarissa jetzt einmal an ihre Zukunft und nicht nur an die unmittelbare Gegenwart.
    «Diese Sturheit überrascht mich sehr», sagte Alec und sah sie scharf an. «Ich befürchte, du hast noch nicht genug getrunken, Clarissa. Und ich hatte gedacht, du würdest bloß ein kleines Schlückchen davon brauchen.»
    Er winkte Kitty, die nur ein paar Schritte vom Podest entfernt stand und auf ihre Anweisungen wartete. Leute in unterschiedlichen Phasen der Entkleidung verteilten sich über den ganzen düsteren Saal. Sie räkelten sich, wanden sich und zuckten mit verknäuelten Gliedern, hemmungslos.
    «Bring den Wein», befahl Marldon.
    Kitty kam mit ihrem Tablett näher, schien angespannt und nervös.
    «Hat dir noch niemand beigebracht», sagte Alec zu dem Mädchen, «dass die Gläser nebeneinanderstehen sollten, wenn man zwei Drinks serviert, nicht eins hinter dem anderen? Aber wenn du eines von Janes Mädchen bist, werden deine Fähigkeiten wohl auf anderen Gebieten liegen.»
    Er nahm den nächststehenden Kelch und reichte ihn Clarissa. Kittys Schultern senkten sich mit einem erleichterten Aufatmen, und sie lächelte zaghaft. Clarissa war sich also recht sicher, dass das Mädchen den Inhalt der Gläser immer noch im Griff hatte. Fast wünschte sie sich, es wäre nicht so. Sie wusste nicht, wie lange sie sich Marldons Vorstellungen noch widersetzen konnte, ohne seinen Argwohn auf sich zu ziehen. Wenn sie bloß wüsste, was Kitty vorhatte. Vielleicht hielt sie das Aphrodisiakum aber auch bloß von ihr fern, um ihre Ehrbarkeit zu schützen. Armes unschuldiges Ding.
    Lord Marldon nahm den zweiten Kelch. «Folge meinem Beispiel, Clarissa.» Er leerte ihn fast in einem Zug, kippte auch noch den allerletzten Rest in sich hinein und setzte ihn dann zurück auf Kittys Tablett. «Einer Lady nicht sehr zuträglich, das verspreche ich dir –», er lächelte, «– aber das sollte dich ja nicht wirklich stören. Trink jetzt.»
    Kitty nickte Clarissa unauffällig, aber ermunternd zu. Sie nippte einmal, zweimal.
    «Trink», wiederholte Marldon. «Dann werde ich dich auf die Bühne geleiten. Und ich verspreche dir, dass, nachdem jeder Mann dich hatte, du immer noch Lust … auf mmm … Lust auf mmm …» Seine Stimme wurde immer leiser, und er sah Clarissa seltsam an, seine Augen wurden schmaler, er blinzelte, sein Kopf schwankte vor und zurück. «Lust auf mich», schloss er mit schwerer, schleppender Stimme.
    Seine Lippen öffneten sich unendlich langsam, und er lallte etwas Unverständliches. Dann fielen seine Augen zu, öffneten sich träge wieder und schlossen sich erneut, während sein Kopf zur Seite sank. Er sackte auf der Couch zusammen, mit weit geöffnetem Mund, vollkommen bewegungslos.
    «Komm jetzt», drängte Kitty und zog Clarissa auf die Füße.
    Ein Schatten huschte auf das Podest. Es war das ungeschickte Mädchen, Laura. Sie warf sich eilig über Marldon und schürzte ihre Röcke.
    Clarissa und Kitty schlichen sich heimlich die Treppe hinunter, um niemandes Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Clarissa riskierte einen Blick zurück, um zu sehen, wie Laura sich auf Marldons reglosem Körper wand, während sie ihre Finger in seinem Haar vergrub.
    «Ich hab ihn nicht umgebracht», flüsterte Kitty und führte sie zu der nächstgelegenen Tür. «Ich konnte nur nicht genug Schlafmittel bekommen, um ihn unbewacht zurücklassen zu können. Tut mir leid.»

Kapitel dreizehn
    Kitty hielt Clarissa am Handgelenk fest und führte sie durch die schwach erleuchteten Korridore.
    «Bitte, sag mir, wo wir hingehen», flehte Clarissa sie an, während sie Schwierigkeiten hatte, mit dem Mädchen Schritt zu halten. «Warum kann ich nicht einfach gehen?»
    «Weil die Türen bewacht werden und du ganz schrecklich aussiehst», antwortete Kitty streng. «Und weil wir jetzt zu Gabriel gehen.»
    «Aber er ist doch schon weg», jammerte Clarissa, verzweifelt und den Tränen nahe.
    «Nein, das ist er nicht», raunzte Kitty sie an. «Nun komm schon, bevor uns noch jemand sieht.»
    Clarissa blieb abrupt stehen und rührte sich nicht mehr von der Stelle. Sie versuchte, sich dem festen Griff des Mädchens zu entziehen, aber Kitty hielt sie unnachgiebig fest.
    «Ich kann das nicht», sagte Clarissa. «Er hasst mich.»
    «Das tut er selbstverständlich nicht», gab das Dienstmädchen zurück.
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