Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die dunklen Farben der Begierde (German Edition)

Die dunklen Farben der Begierde (German Edition)

Titel: Die dunklen Farben der Begierde (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristina Lloyd
Vom Netzwerk:
beide ein Glas Wein oder so zusammen trinken könnten. Dann muss ich zwar wieder mal für eine Weile nach oben gehen, aber ich könnte ja später nochmal wiederkommen, wenn du möchtest.» Sie warf ihm einen koketten Blick zu.
    Brinley strahlte. «Dann mach schon», sagte er und wies mit einem Nicken auf die Anrichte. «Gieß uns einen Burgunder ein.»
    «Hört auf den Gentleman», zirpte Kitty, während sie sein Sperma mit dem Petticoat von ihren Schenkeln wischte.
    Sie schlenderte durch den Raum, mit wiegenden Hüften, und sah mit einem verführerischen Lächeln zu ihm zurück. Er war gefesselt. Bei der Anrichte angelangt, legte sie ihr Täschchen auf deren Kiefernholzplatte. Während ihre rechte Hand Gläser und Flaschen bewegte, öffnete ihre linke den Perlenbeutel und entnahm ihm eine von vier Ampullen. Sie ließ Wein in zwei Kelche glucksen, plauderte dabei fröhlich, zog dann den kleinen Korkstopfen aus dem Glasröhrchen. Sie schüttete eine großzügig bemessene Dosis Schlafmittel in Brinleys Wein. Dabei summte sie, schwenkte die Kelche, damit sich die Kristalle auflösten.
    Binnen weniger Minuten würde er schlafen wie ein Baby.
    Sie kam mit einem Kelch in jeder Hand zu ihm zurück.
    «Ich möchte einen Toast ausbringen», sagte sie. «Auf uns und auf eine Nacht unendlicher Leidenschaft.»

    In der von silbernem Mondlicht erhellten Dunkelheit krochen Lucy und Lord Julian auf der Rückseite von Asham House herum. Es war unheimlich still, und die einzigen Geräusche, die sie hörten, waren ihre Schritte, die leise auf dem Kies knirschten, und das gedämpfte Rattern der Kutschen, das von Piccadilly herüberklang.
    «Das ist vollkommen unmöglich», beklagte sich Lucy gedämpft.
    Julian, einige Meter vor ihr, winkte sie zu sich heran. «Sieh doch», flüsterte er und deutete hinunter auf ein kleines Fenster. «Ich möchte wetten, dass wir da einsteigen können.» Dann sprang er schwungvoll hinab in den Graben, der am Kellergeschoss entlanglief.
    «Da komme ich doch nicht runter», zischte Lucy. «Ich werde gucken, ob ich irgendwo eine Treppe finde.
    «Nein, das wirst du nicht», antwortete Julian, ruhig, aber nachdrücklich.
    Er streckte ihr seine Hände entgegen. Leicht verstimmt ließ sich Lucy nun auf dem kalten Boden nieder, ließ die Beine an der Mauer herabbaumeln, bis sie sich schließlich in Julians erwartungsvolle Arme fallen ließ. Er schwankte ein wenig, als er sie auffing, und als ihre Füße den Boden berührten, hielt er sie ganz fest, unerschütterlich und stark.
    «Perfekt», sagte er und drückte ihr einen Kuss auf die Lippen, um ihr zu dieser Leistung zu gratulieren.
    «Perfekt wäre es gewesen, wenn Kitty eine Tür für uns offen gelassen hätte», gab sie mit leiser Stimme zurück.
    «In der Tat», antwortete er und strich eine blonde Locke zurück, die ihren Haarnadeln entwichen war. «Aber das ist nun mal nicht passiert. Lucy, du bist köstlich heute Abend.»
    Sie trugen beide Abendgarderobe, Lucy ein wasserblaues Taftkleid und am Hals Saphire und Diamanten. Sie hatten ja gehofft, sich in Asham House einschleichen und dann unauffällig unter die Gäste mischen zu können. Aber das hatte nicht funktioniert. Und wenn sie weiter mit solchen Problemen zu kämpfen hätten, würden sie, wenn sie die Feier denn je erreichten, völlig fertig, geschunden und sowieso von Kopf bis Fuß zerzaust ankommen.
    «Ich hätte mich entscheiden sollen, einen Sack anzuziehen», antwortete Lucy, deren Rock leise knisterte, als sie sich bemühte, die Falten wieder glatt zu ziehen.
    «Und trotzdem wärest du dann noch wunderschön», murmelte Julian, während er sie mit seinen leuchtend blauen Augen eindringlich ansah.
    Lucy beobachtete ihn unverwandt, neugierig und mehr als nur ein bisschen argwöhnisch. Er hatte sich verändert. Seit dieser Episode mit Olivia war er viel ernsthafter und aufmerksamer, weniger oberflächlich und sprunghaft.
    «Hmmm», sagte sie vorsichtig, «sollen wir versuchen, Clarissa zu finden, oder sollen wir hier stehen bleiben und Komplimente austauschen?»
    Lord Julian lächelte. Das Fenster war unten einige Zentimeter offen. Er schob seine Finger in den Spalt und hob den Holzrahmen nach oben. In der Dunkelheit machte das ein lautes, kratzendes Geräusch, und deshalb hielten sie beide den Atem an, warteten. Aber es blieb alles ruhig.
    «Du zuerst», wisperte Julian, «ich passe auf.»
    Lucy krabbelte über das Fensterbrett, zog ihre schwingenden Röcke fest um sich und sprang elegant in

Weitere Kostenlose Bücher