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Die dunkle Seite

Die dunkle Seite

Titel: Die dunkle Seite
Autoren: Frank Schätzing
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schreckliches Unheil über sie kommen und fragte sich, ob sie nicht schon alle längst ihr Todesurteil unterzeichnet hatten.
    Im Laufschritt eilte er den anderen hinterher, bevor sie begannen, ihm böse Absichten zu unterstellen.

18.10 Uhr. Jäger
    Nichts hatte sich geändert und doch alles.
    Sie rumpelten weiter dem Stützpunkt entgegen wie wenige Stunden zuvor, der Fahrer unmelodisch vor sich hinsummend, der Scharfschütze mit angezogenen Beinen auf der Rückbank, die Waffe auf den Knien und in regelmäßigen Abständen mit der nach unten rutschenden Sonnenbrille befaßt.
    Nur der Techniker döste nicht länger in der Sonne. Er saß schweigsam da und starrte mit zusammengezogenen Brauen auf die entfernten Rauchsäulen.
    Der Fahrer sah zu ihm herüber.
    »Lach mal.«
    »Wozu?«
    »Du hast Grund zu lachen.«
    »Die Körper sind warm gewesen«, murmelte der Techniker.
    »Bei dem Wetter ist alles warm«, erwiderte der Fahrer. Er blickte nach hinten und schien zu erwarten, daß der Scharfschütze seiner Bemerkung beipflichtete.
    »Nein.« Der Techniker schüttelte unmutig den Kopf. »Ich meine, alles deutet doch darauf hin, daß die Iraker ihre Aktivitäten in dieser Region verstärkt haben. Sie haben ihren Aktionsradius erweitert.«
    »Quatsch. Die Iraker haben keinen Aktionsradius mehr. Die sind hinüber! Ihre allerletzte Klapperkiste hat sich verflogen, ist zufällig auf den Konvoi getroffen und hat ihn mit der allerletzten Bordrakete plattgemacht. Glaubst du im Ernst, die Iraker hätten überhaupt noch irgendeinen Plan?«
    »Und wenn doch?«
    »Wenn doch, was kann denn passieren, he? Minen sind hier keine, das hab ich dir schon vor der Fahrt erklärt. Erinnerst du dich?«
    »Ja, aber ...«
    »Hier hatten die Schweine die Dinger gar nicht erst verbuddelt. Saddam hat geblufft. Es gibt keinen Minengürtel. Sie haben nur die Ölquellen vermint. Mach dir keine Gedanken.«
    »Ich weiß nicht.«
    Der Scharfschütze drehte den Kopf nach vorne.
    »Ihr könnt euch das Spekulieren sparen. Sehen wir zu, daß wir weiterkommen.«
    »Wir sind zu reich, um jetzt noch Pech zu haben«, sagte der Fahrer und grinste. Er grinste fast nur noch, seit sie den Konvoi verlassen hatten.
    »Seltsame Logik.«
    »Was kaufst du dir von deinen Millionen?«
    Der Techniker überlegte.
    »Ich kauf mir den Arsch von Saddam Hussein und verticke ihn an George Bush. Der zahlt mindestens fünfzig Millionen dafür.«
    Der Scharfschütze lachte.
    »Dann mußt du Saddam im Ganzen kaufen. Er ist ein Arsch.«
    Kichern auf allen Sitzen. Sie entspannten sich. In einer Felsspalte warteten dreißig Millionen auf sie. Vielleicht sogar mehr.
    Vor ihnen stieg das Terrain sanft an, und der Fahrer legte einen anderen Gang ein.
    »Da ist ein Hochplateau«, sagte der Scharfschütze. »Wenn man der Karte glauben darf, fällt die Ebene dahinter ein ganzes Stück ab. Wir müßten den Stützpunkt sehen können, wenn wir auf der Kuppe sind.«
    »Dann nichts wie rauf«, schrie der Fahrer. Er begann zu singen:
    »We are the champions...«
    »We keep on fighting ...«, fiel der Techniker mit ein.
    Der Scharfschütze lächelte und lehnte sich zurück. Nicht mehr lange, und der Krieg würde vorbei sein. Der Irak war niedergerungen.
    Dann noch zwei, drei Jahre ...
    »We are the champions, weee are the Chaaampions ... !«
    Der Jeep näherte sich der Anhöhe. Zerzauste Büsche wuchsen darauf und sogar ein paar dürre Bäumchen. Darüber stachen die Silhouetten einiger großer, kreisender Vögel gegen den Himmel ab.
    Und der irakische Jäger.
    So plötzlich tauchte das Flugzeug hinter der Kuppe auf, daß sie noch einen Moment weitersangen, bevor der Fahrer zu schreien begann und das Steuer verriß. Die Maschine hielt genau auf sie zu.
    Sie war so nah und so niedrig, daß der Scharfschütze einen Moment versucht war, aus dem Wagen zu springen und sich flach auf den Boden zu pressen.
    Rechts und links von ihnen peitschten die Bordgewehre des Jägers den Sand auf.
    Der Fahrer fuhr eine viel zu enge Kurve, so daß der Scharfschütze das Gleichgewicht verlor und mit Kopf und Rücken gegen den Rahmen knallte. Ihm wurde schwarz vor Augen. Er hörte den Techniker und den Fahrer wild durcheinanderschreien, das Dröhnen der Triebwerke, als der Jäger über sie hinwegzog, packte die Lehne des Beifahrersitzes und stemmte sich hoch.
    »Fahr über die Kuppe«, brüllte er.
    Der Fahrer reagierte nicht. Er steuerte den Jeep zurück in die Richtung, aus der sie gekommen waren, so daß es jetzt
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