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Die dunkle Seite des Mondes

Die dunkle Seite des Mondes

Titel: Die dunkle Seite des Mondes
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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gewesen war, dann hat es bestimmt nicht ausgereicht, um eine ganze Armee auszurüsten. Die Mondbasen auf der Seite, die der Erde zugewandt war, konnte man leicht beobachten und angreifen. Nein, ich vermute, wir sind in dieser großen Basis auf der erdabgewandten Seite, MacDonalds oder so ähnlich.« »Sind Sie sicher?« »Natürlich nicht«, antwortete Hartmann. »Ich bin nie auf dem Mond gewesen. Wir müßten einen freien Ausblick auf den Himmel haben, dann wüßten wir es.« »Warum?« »Ganz einfach«, antwortete Hartmann. »Falls die Erde am Himmel zu sehen ist, sind wir auf der Vorderseite, falls nicht, ist es die Rückseite. Und auf der Rückseite gab es praktisch keine Basis außer MacDonalds.«  Kyle hob den Kopf und blickte zur Decke. »Was glauben Sie, wie tief wir sind?« fragte er nach einer Weile. »Keine Ahnung«, antwortete Hartmann. »Kann nicht sehr tief sein. Denken Sie an die Druckschleuse.« »Die Druckschleuse.« Der skeptische Tonfall in Kyles Stimme war nicht zu überhören. »Dann waren wir schon an der Oberfläche, nicht wahr. Haben Sie die Erde sehen können?« »Nein.« Die nachfolgende Stille bedrückte ihn. »Es war ein recht großes Fenster, aber das Blickfeld war nach oben ziemlich eingegrenzt. Ich habe nicht mehr gesehen als Sie und Net.« Kyle starrte ihn mit seinem intakten Auge an. Er konnte es spüren.  »Irgend etwas haben Sie aber gesehen, nicht wahr?« Der Megamann sprach mit einem täuschend gleichmütigen Tonfall. »Es ist mir gleich aufgefallen, als Sie zu uns zurückkamen, um uns die Schleuse zu zeigen. Da ist etwas gewesen, was nicht mehr dort war, als wir hinaussahen, habe ich recht?« »Ja«, sagte Hartmann widerwillig und sah nach rechts hinüber. Kyle nickte zufrieden. »Sie haben ausgesehen, als hätten Sie ein Gespenst gesehen.« Hartmann zuckte unwillkürlich zusammen. Der Megamann starrte ihn an. »Was haben Sie gesehen, Hartmann?« »Vermutlich habe ich eine Halluzination gehabt«, antwortete er wütend. »Oder glauben Sie an Leute, die durch Wände gehen können?« Kyle antwortete nicht, und als Hartmann zu ihm hinübersah, bemerkte er, daß der andere stumm auf die verschlossene Tür starrte. »Alles in Ordnung?« brach Hartmann schließlich das Schweigen. »Habe ich irgend etwas Falsches gesagt?« Kyle schüttelte stumm den Kopf. »Später«, sagte er kurz. »Ich vermute, Sie haben noch einiges mehr zu erzählen, aber vorher müssen wir hier heraus.« Hartmann warf ihm einen verwirrten Blick zu, verzichtete aber darauf, nach dem Grund für die plötzliche Eile zu fragen. Die Zwischenfälle an der Druckschleuse und später in der Reaktorkammer des Gleiterwracks machten ihm noch immer zu schaffen, und er war froh, daß Kyle zunächst nicht auf einer ausführlichen Antwort bestand. »Irgendwann wird man uns holen«, sagte er laut. Kyle schüttelte den Kopf. »Darauf möchte ich lieber nicht warten.« »Dann werden wir Hilfe brauchen«, versetzte er, und der Gedanke löste eine ganze Kette von Erkenntnissen aus. »Was ist?« fragte Kyle, der den entgeisterten Blick bemerkt hatte. Hartmann wies mit dem Kopf auf die Ameise, die die ganze Zeit reglos hinter Kyle gestanden hatte. Jetzt wußte er, was ihn die ganze Zeit daran gestört hatte. »Wieso …« Er wagte es nicht, den Gedanken laut auszusprechen. Kyle grinste freudlos. »Wieso unser Freund hier noch nicht umgewandelt worden ist?« Kyle drehte den Kopf und versuchte, über die linke Schulter zu blicken. »Sehen Sie genau hin«, sagte er nach einer Weile. »Achten Sie auf den Kopf.« Hartmann kniff die Augen zusammen und legte die Stirn in Falten. Irgend etwas glitzerte auf dem schwarzen Chitin, wie ein Spinnennetz aus Glas oder Silber. »Da ist etwas«, sagte er und hatte ein seltsames Gefühl dabei, über die Ameisen zu reden, so als seien sie gar nicht anwesend. »Sieht aus wie Drähte.« »Es ist ein Lebewesen«, erwiderte Kyle. »Ein Parasit, genaugenommen. Der metallische Glanz ist eine Eigenschaft der Membranen. Interferenzfarben.« »Dieses … Ding macht sie immun?« »Es wächst in die Hirnnerven hinein«, sagte Kyle, und seine Stimme klang plötzlich entmutigt. »Normalerweise dauert das Jahre, aber die hier sind implantiert worden und bestehen aus elektronischen Bauteilen.« »Diese Krieger sind verstümmelt worden«, begriff Hartmann. »Sie verkrüppeln ihre eigenen Kinder«, sagte Kyle tonlos. Hartmann mußte sich daran erinnern, daß der Megamann ein Jared war, und
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