Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die dunkle Muse

Die dunkle Muse

Titel: Die dunkle Muse
Autoren: Armin Oehri
Vom Netzwerk:
die Lippen. »Komm,
Lene, komm mit mir.«
    »Ich will
mich noch frisch machen.«
    Sein Gesicht
verfinsterte sich und ein Anflug von Zorn legte seine Stirn in Falten. »Nein, nicht
nötig!«, beschied er sie brüsk. Einer inneren Eingebung folgend verbesserte er sich
jedoch schnell: »Nein, Lene, komm einfach mit mir.«
    Sie legte
die Scheine zurück, ohne sich weiter Gedanken zu machen, und platzierte das Messer
daneben. Ein Lächeln huschte über das Gesicht ihres Nachbarn, als er die Frau an
der Hand hinüber in seine Wohnung führte. Die Mansarde war praktisch identisch mit
jener von Lene, nur spiegelverkehrt. Die Wandverzierung bestand aus Paneelen, verschlissene
Zitzgardinen hingen vor dem Gaubenfenster, das wohl auch tagsüber nur wenig Licht
hereinließ. Möbel gab es fast keine. Nachdem Goltz eine Lampe entzündet hatte, fiel
Lenes prüfender Blick auf einen Tisch, einen Stuhl und eine Matratze, die als Schlafstätte
diente. Neben dem gusseisernen Ofen stand eine flache Wanne am Boden, die zu einem
Drittel mit einer dunklen Flüssigkeit angefüllt war. Wahrscheinlich hatte Goltz
hier die blutigen Nierstücke zugeschnitten.
    »Sie wissen,
dass ich menstruiere«, bemerkte sie.
    »Es ist
mir nicht entgangen.«
    »Und das
stört sie nicht?«
    »Es gibt
auch noch andere Möglichkeiten, Genuss zu finden.«
    Lene nickte.
Nur zu gut waren ihr die abartigen Wünsche ihrer Freier bekannt. Doch alles hatte
seinen Preis, und der Professor hatte eindeutig den richtigen gefunden. Während
sie sich ihrer Kleider entledigte, zählte Goltz die gleiche Anzahl Scheine ab, wie
als Anzahlung auf ihrer Kommode lag, wickelte sie in Wachstuch und deponierte sie
auf dem Tisch. Grinsend näherte er sich ihr und zitierte geheimnisvoll: »Animula
vagula blandula.«
    Sie lächelte
scheu, aber verstand kein Wort. Es war Latein, das wusste sie, denn diese fremden
Laute hatte sie schon einmal in einem Gottesdienst bei den Katholiken gehört.
    Er griff
ihr mit seiner Pranke an die Brust und umspielte die Warze mit den Fingern. Selbst
auf seiner Hand wuchsen rote Haare. Sie unterdrückte den in ihr aufsteigenden Ekel,
indem sie krampfhaft versuchte, an etwas anderes zu denken. Blumen kamen ihr in
den Sinn, ein Ausflug, den sie als Kind mit Bekannten gemacht hatte, der Eindruck,
den breiten, gestampften Kiesweg der Promenade Unter den Linden unter den Füßen
zu spüren …
    Lene Kulm
ließ sich auf die Knie nieder und reckte dem Mann ihr Hinterteil entgegen. Den Kopf
bettete sie seitlich mit der Wange auf ein Kissen, sodass sie ihren Freier aus den
Augenwinkeln beobachten konnte. Er zog sich aus. Unwillkürlich musste sie schmunzeln,
als sie den Penis sah, der wie der unförmige Stundenzeiger einer Standuhr nach oben
gerichtet war. Sie versuchte sich zu entspannen, als Botho Goltz ans Werk ging.
Als er wie ein Berserker wütete, sich hin und her bewegte, ihre Hüfte umkrallte
und sich schließlich keuchend ganz auf sie fallen ließ, litt sie Qualen. Sein glitschiger
Körper, die Brust und sogar der tonnenförmige Bauch waren von nassen, verschwitzten
Haaren bedeckt.
    »Nicht bewegen.«
Er sprach keineswegs mehr säuselnd, sondern mit hartem, befehlendem Tonfall. Verwundert
stellte Lene fest, dass der Professor sein Glied einfach auf dem Bettlaken abwischte
und dieses dann benutzte, um ihren After zu säubern. Er schien äußerste Sorgfalt
darauf zu verwenden und penibel darauf bedacht zu sein, ihr Gesäß zu frottieren,
während das Laken immer schmutziger wurde. Als es den Anschein machte, dass er seine
Arbeit beendet hatte, wagte Lene sich umzudrehen und aufzustehen.
    Der Rothaarige
war damit beschäftigt, seinen Gehrock über die Weste zu ziehen. Von der verliebten
Aufmerksamkeit, mit der er Lene noch vor einigen Minuten umgarnt hatte, war nichts
mehr vorhanden. Grob warf er ihr das Wachstuch zu. Sie zog sich hastig an, verabschiedete
sich mit ein paar nichtssagenden Worten und verließ die Mansarde.
    Als sie
den Türgriff zu ihrer Wohnung bereits in der Hand hielt, sprach der Professor sie
noch einmal an. In einer leichten, schwungvollen Bewegung, die ihre Haare flattern
ließ, drehte sie sich um die eigene Achse. Dabei sah sie anmutig aus, was Botho
Goltz, der Professor der Philosophie, wohl bemerkte, als er ein Messer zückte und
es von unten in ihren Bauch rammte.
    Lenes Augen
weiteten sich. Sie wollte schreien, doch eine Hand hielt ihr den Mund zu. Ein furchtbarer,
nie gefühlter Schmerz durchfuhr sie, als Goltz die Klinge in ihrem
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher