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Die dunkle Horde: Ein Trolle-Roman (German Edition)

Die dunkle Horde: Ein Trolle-Roman (German Edition)

Titel: Die dunkle Horde: Ein Trolle-Roman (German Edition)
Autoren: Christoph Hardebusch
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nicht nur Elfen gekommen; tatsächlich stellten sie nur einen kleinen Teil der Krieger. Die anderen Bewohner des Waldes und der umliegenden Landstriche waren auch vertreten, von den großen, schlaksigen Onoi bis zu den bepelzten Tuun, deren mächtigste Krieger Deilava nicht einmal bis zur Hüfte reichten. Zweihundert mochten es insgesamt sein, deren Anführer sich hier versammelt hatten. Genug für einen schnellen Angriff. Doch wenn uns die Feinde bemerken … Ihre Mauern sind stark, und sie werden sie bis zum letzten Atemzug verteidigen.
    Narem begann, die Krieger einzuteilen und ihnen detaillierte Anweisungen zu geben. Sein Plan war simpel, aber hoffentlich effektiv. Wenn er gelang, würde die Überraschung komplett sein. Deilava versuchte nicht an jene Nacht vor sechs Monden zu denken, als sich ihr damaliger Plan in Rauch und Asche aufgelöst hatte und so viele gestorben waren.
    »Los«, befahl Narem, als er fertig war, und legte Deilava die Hand auf die Schulter. »Du kommst mit uns. Wir bilden die Spitze des Angriffs.«
    Deilava nickte und nahm den langen Bogen und den Köcher entgegen, die ihr ein Gefährte reichte. Gemeinsam mit dem kleinen Trupp Elfen, der schon seit Beginn des Krieges vor vier Jahren gemeinsam kämpfte, schlich sie sich wieder näher an die Festung heran. Im Schatten eines halb umgestürzten Baumes suchte sie Deckung und ging in die Hocke. Sie konnte die anderen in ihren Verstecken nicht sehen, aber sie wusste, dass sie da waren, und dieses Wissen verlieh ihr Zuversicht.
    Die Zeit verging quälend langsam. Meist beobachtete Deilava die Mauer und die Schatten der Wachen, die sich immer wieder vor die Feuer schoben. Manchmal blickte sie zum Himmel, versuchte abzuschätzen, wie lange der Mond noch verhüllt bleiben mochte. Es war eine gute Nacht für einen Angriff, und noch schien ihr Feind nichts zu ahnen. Dennoch kribbelten Deilavas Hände vor Anspannung. Sie hatte gelernt, dass allzu große Zuversicht ebenso gefährlich war wie Angst. Ein letztes Mal noch , sprach sie zu sich selbst mit ihrer Geiststimme.
    Der Lärm aus der Festung wurde leiser. Zuerst erstarben Hammerschläge und Quietschen, dann wurden es weniger Stimmen, bis schließlich kaum noch eine zu hören war.
    Als das Signal kam, war Deilava darauf vorbereitet. Sofort lief sie los. Um sich herum hörte sie leises Rascheln, sah huschende Gestalten in der Dunkelheit. Am Rand des Waldes hielt sie inne, zog einen Pfeil aus dem Köcher, legte ihn auf die Sehne. Der Pfeil war lang und ungewohnt schwer, denn für diese Kämpfe hatten ihnen die Onoi Spitzen aus Metall gefertigt.
    Andere Elfen liefen weiter, überquerten die offene Fläche. Sie konnte Inisa erkennen, eine junge, geschickte Jägerin, die als Erste die Mauer erreichte. Deilavas Atem wurde langsamer, ruhiger, ihr Herzschlag dröhnte nicht mehr ganz so in ihren Ohren. Auf dem gerodeten Ring um die Festung waren ihre Gefährten leicht auszumachen, doch kein Alarmruf ertönte. Einer nach dem anderen gelangten sie zu der Mauer an der für den Moment unbewachten Ecke und pressten sich an sie.
    Noch hielt Deilava den Bogen locker in der einen Hand, Sehne und Pfeil zwischen Daumen und zwei Fingern der anderen, die Spitze wies auf den Boden. Die Angreifer rührten sich nicht, aber Deilava spürte, wie sich die Geister aus dem Wald näherten, wie ein leichter Wind durch das Blattwerk fuhr und es rauschen ließ.
    Ein Elf hastete die Mauer empor, als wäre sie ebener Boden. Obwohl sie es nicht sicher erkennen konnte, wusste Deilava, dass es Narem war. Eine weitere Gestalt folgte ihm, dann noch eine, getragen von den Geistern, deren Hilfe sie erbeten hatten. Narem erreichte die Zinnen und glitt zwischen ihnen wie ein Schatten auf die Mauer.
    Von links näherten sich Zwerge. Die ersten Wachen waren umgekehrt und kamen nun auf die Elfen zu. Mit dem Rücken zu ihnen schwenkte Narem ein kleines, helles Tuch. Das vereinbarte Signal.
    Geschmeidig spannte Deilava den Bogen, atmete dabei ein. Die Spitze des Pfeils schien sich von ganz allein auf ihr Ziel zu richten. Ihre Finger gaben die Sehne frei, der Pfeil schnellte davon. Deilava atmete aus. Ihr Arm senkte sich wieder.
    Einer der beiden Zwerge fiel hintenüber. Mehr Pfeile flogen vom Waldrand auf die Mauer, die zweite Wache verschwand.
    Mit einem Schlag kehrte Deilavas Anspannung zurück. Noch immer kein Warnruf. Jetzt zählte jeder Augenblick. Je länger es dauerte, bis sie entdeckt wurden, desto besser waren ihre Erfolgsaussichten.
    Die
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