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Die dunkle Horde: Ein Trolle-Roman (German Edition)

Die dunkle Horde: Ein Trolle-Roman (German Edition)

Titel: Die dunkle Horde: Ein Trolle-Roman (German Edition)
Autoren: Christoph Hardebusch
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fiel auf das Fellhorn. Die Fremden hatten es an zwei lange Stöcke gebunden, deren Sinn sich Karn nicht erschloss. Er kroch zu der Beute hinüber. An zwei Stellen hatten sie dem Tier tiefe Schnitte zugefügt und gutes Fleisch von den Knochen gelöst. Karn grub seine Klauen in den Kadaver und riss ein Stück Fleisch heraus, das er sich gierig zwischen die Zähne stopfte.
    Dann lehnte er sich an das kalte Fell und schloss für einen Moment die Augen. Die Erschöpfung kehrte zurück, gesellte sich zu den Schmerzen. Zugleich aber breitete sich eine tiefe Zufriedenheit in ihm aus. Zumindest würde er nun nicht ohne Beute zu seinem Stamm zurückkehren.

4
    D er Gestank ließ Deilava die Nase rümpfen. Auf den niedrigen Türmen brannten Feuer in Schalen mit Öl, aber es war nicht der schmierige Rauch, sondern der Geruch nach eingefettetem Metall, der der Elfe auf der Zunge brannte. Im Licht der Feuer lag die Befestigungsanlage fast taghell da, obwohl ihre Bewohner vermutlich mit der nächtlichen Dunkelheit kaum Probleme hatten. Es roch auch nach brennendem Holz. Vermutlich gab es noch ein Feuer im Hof, verborgen von den Mauern, auf denen immer wieder Schemen vor dem Feuerschein zu sehen waren.
    Ja, es war wahrhaft zu ärgerlich. Nicht nur erhellten die Feuerschalen die Nacht und den weiten vollständig gerodeten Bereich um die Festung, nicht nur stank es nach allerlei Unnatürlichem, es drang auch noch Lärm in den Wald, der viele der Tiere längst vertrieben hatte. Hammerschläge, ein lautes Grölen, ein seltsames rhythmisches Quietschen. Das alles mischte sich zu einem durchdringenden Getöse, das wirklich nicht in die Nacht passte.
    Langsam schlich Deilava näher. Obwohl die Helligkeit der Feuer sie blinzeln ließ, zwang sie sich, die Augen weit geöffnet zu halten, bis sie sich daran gewöhnt hatten. Ihr selbst hätte auch das wenige Licht des Mondes gereicht, der sich hinter einem schmalen Wolkenband verborgen hatte.
    Auf den Zinnen patrouillierten Wachen; insgesamt zählte sie sechs Gerüstete. Die Festung hatte sechs Mauern, je zwei von ihnen wurden von einem Wachenpaar kontrolliert. Die Türme an den Ecken waren nicht besetzt.
    Metall glänzte im Feuerschein, und sie hörte selbst über dem anderen Lärm die schweren Schritte und das Klappern der Rüstungen. Hemden aus vielen Ringen aus Metall, Platten darüber, dicke Helme, die nur einen schmalen Schlitz zum Sehen ließen. Es war nicht leicht, einen Zwerg zu töten. Und in der Festung gab es sicherlich mehrere Dutzend von ihnen.
    Ebenso vorsichtig, wie sie sich genähert hatte, zog Deilava sich wieder zurück, bis sie sicher war, außerhalb des Lichtscheins weit genug in der Dunkelheit zu sein, geschützt von alten Bäumen und jungen Sträuchern. Sie glitt mühelos durch das Unterholz, ohne auch nur ein Blatt in Bewegung zu versetzen, lautlos wie ein Windhauch, selbst ohne darauf zu achten.
    Dennoch wurde sie entdeckt. Ein leiser Ruf ertönte, den jemand ohne die scharfen Sinne einer Elfe für den eines Käuzchens hätte halten können. Deilava hielt inne und erwiderte das Signal, bevor sie unter die Versammelten trat.
    »Sie sind wachsam«, berichtete Deilava, ohne auf eine Aufforderung zu warten.
    »Wie viele?«, fragte eine Stimme, die sie nicht zuordnen konnte.
    »Sechs Wachen auf den Mauern. Der Rest … Ich weiß es nicht.«
    Sie hockte sich in die Mitte und schob einige Steine auf dem Boden zurecht.
    »Sie gehen so und so«, erklärte sie die Bewegung der Wachen anhand der Steine. »Immer zwei zusammen. Hier, da und da drehen sie um. Aber sie sind nicht gleich schnell …«
    »Wenn wir warten, haben wir fast zwei ganze Mauerlängen für uns«, erkannte Narem. Er hockte sich neben Deilava. Seine helle Haut war mit Tätowierungen bedeckt, die sich in langen Linien vom Hals über seine Wangen bis hinauf zur Stirn zogen. Die anderen Linien waren Narben, jetzt nur noch dünn und kaum zu bemerken, aber Deilava erinnerte sich gut daran, wie sehr sie die Wunden entsetzt hatten, die ihn fast das Leben gekostet hatten. Nur die Macht der Geister hatte ihn vor dem sicheren Tod gerettet.
    »Wir schlagen noch heute Nacht zu«, beschloss Narem nach einigem Nachdenken. »Solange der Mond sich noch verbirgt, doch bevor die Sonne sich zeigt. Wir warten, bis so viele wie möglich schlafen.«
    Er erhob sich.
    »Es wird heute Nacht enden, hier, an diesem Ort.«
    Niemand antwortete ihm, aber Deilava sah in den grimmigen Gesichtern, dass sie alle seine Meinung teilten. Es waren
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