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Die dunkle Horde: Ein Trolle-Roman (German Edition)

Die dunkle Horde: Ein Trolle-Roman (German Edition)

Titel: Die dunkle Horde: Ein Trolle-Roman (German Edition)
Autoren: Christoph Hardebusch
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die Trolle. Sie standen auf dem Plateau vor der großen Höhle. Ruk hob den Arm, wollte rufen, da fiel ihm auf, dass es viele waren. Zu viele. Er duckte sich und zählte. Es waren mindestens fünfzig, vermutlich mehr. Entweder waren alle Jagdtrupps zurückgekehrt, und so ziemlich alle Trolle seines Stammes hatten sich versammelt, oder dort waren Fremde.
    Vorsichtig ging Ruk weiter. Es gab keine Kämpfe und keinen Lärm, der Anblick wirkte vorerst friedlich, aber er traute der Ruhe nicht. Erst als er Einzelheiten erkennen konnte und sah, dass viele aßen und tranken und redeten, schwanden seine Sorgen langsam.
    »Ruk!«
    Ksisa, eine junge Jägerin, hatte ihn als Erste bemerkt und hob den Arm. Er erwiderte den Gruß. Unvermittelt sahen fast alle zu ihm. Ruk ließ den Arm sinken und schob das Kinn vor. Unter den teils erwartungsvollen, teils prüfenden Blicken schritt er in die Mitte der Versammlung, wich keinem von ihnen aus, vor allem nicht jenen der Fremden. Er musterte sie ebenso wie sie ihn.
    Es waren hauptsächlich junge Trolle, Jäger allem Anschein nach. Ein Geruch von blutigem Fleisch hing in der Luft, ließ seine Eingeweide vernehmlich rumpeln.
    »Gut, dass du zurück bist. Hast du sie gefunden?« Akken trat vor. Der Anführer des Stammes war einen guten Kopf größer als Ruk, und auf seinem Leib zeugten viele Narben von seinen Jagden und Kämpfen. Bei einigen von ihnen war Ruk dabei gewesen, und er kannte die Kraft und Geschicklichkeit des älteren Trolls wie auch seine Schläue und Gerissenheit.
    »Sie sind tot«, entgegnete Ruk leise. »Der Winter hat ihnen ein grausames Ende bereitet.«
    Eigentlich hatte sich der Stamm Hilfe von der Sippe versprochen, dringend benötigte Vorräte, die das Überleben sichern würden, doch die schlechte Nachricht wurde seltsam ruhig aufgenommen.
    Akken nickte, als habe er sie bereits erwartet. Er drehte sich um, bückte sich und hielt ein großes Stück frischen Fleisches in den Pranken, das er Ruk hinhielt, als er sich ihm wieder zuwandte. »Du musst hungrig sein. Iss, dann berichte uns genauer.«
    Obwohl ihm das Wasser im Mund zusammenlief, hielt sich Ruk zurück. Das Fleisch glänzte verlockend in der Sonne, die für den Augenblick sogar die Kälte vertrieben hatte.
    »Wer sind diese Trolle?«, fragte er leise.
    Akken öffnete den Mund, doch an seiner statt antwortete eine fremde Stimme: »Ich bin Israk.«
    Ein großer Troll trat aus der Menge hervor und hob die Hand. Er war nicht so groß wie Akken, aber größer als Ruk. Sein Haar war kurz geschoren, was ihn als Jäger auswies, und Ruk konnte ihm ansehen, dass er ein guter Jäger war. Aber da war noch mehr. Er schien aus der Schar der Trolle hervorzustechen, zog Ruks gesamte Aufmerksamkeit auf sich.
    Israk nickte Ruk zu und deutete auf die fremden Trolle. »Das ist mein Stamm. Und du bist Ruk. Ich habe von dir gehört. Dein Stamm kann froh sein, dich zu haben.«
    Ruk antwortete nicht, sondern nahm das Fleisch und hieb seine Hauer hinein. Der Geschmack war köstlich. Fast so gut wie die erste Beute, die er selbst erlegt hatte. Das letzte Mal hatte er vor vielen Nächten frisches Fleisch gehabt. Seitdem hatte sein Stamm nur noch Vorräte aufgebraucht und von den wenigen Flechten, Pilzen und Knollen gelebt, die sie noch gefunden hatten.
    »Wir haben deinem Stamm Geschenke mitgebracht«, erklärte Israk, als Ruk sich mit dem Handrücken über den verschmierten Mund fuhr und das Blut von seiner Haut leckte.
    Ruk schluckte einen großen Bissen kaum gekaut herunter und widerstand dem Drang, mehr Fleisch in sich hineinzustopfen. Stattdessen betrachtete er Israk genauer. Die Haut des Trolls war von einem hellen Grau, seine beiden Hörner nicht lang, aber ansehnlich gewunden. Ruk bemerkte einige Narben an seinen Armen. Lange, dünne Striemen, wie man sie nur selten sah. Möglicherweise von scharfen Waffen fremder Völker hervorgerufen. Israk bewegte sich mit einer Selbstsicherheit, wie sie nur wenige Trolle ausstrahlten. Doch hinter der Ruhe nahm Ruk eine Anspannung wahr, die nicht nachzulassen schien. Was ihn an dem Troll jedoch vor allem faszinierte, war der Blick. Israk beobachtete ihn ebenso wie er ihn, und Ruk ahnte, dass seine Erkenntnisse ihm nicht verborgen blieben.
    »Wo habt ihr das her?«, fragte er schließlich, biss in das Fleisch, riss ein Stück heraus und fuhr kauend fort: »Und warum bringt ihr es uns?«
    »Wir haben es gejagt«, erklärte Israk schlicht. »Und wir bringen es, weil wir selbst mehr als genug auch
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