Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die dunkle Horde: Ein Trolle-Roman (German Edition)

Die dunkle Horde: Ein Trolle-Roman (German Edition)

Titel: Die dunkle Horde: Ein Trolle-Roman (German Edition)
Autoren: Christoph Hardebusch
Vom Netzwerk:
für den härtesten Winter haben, ihr aber hungert.«
    Es war nicht gänzlich unbekannt, dass Stämme einander halfen. Immerhin war Ruk aus einem ähnlichen Grund zu jener unglücklichen Sippe geschickt worden. Doch von Israk und seinen Begleitern hatte er noch nie gehört. Sie waren Fremde.
    »Dort, wo das herkommt, gibt es noch viel mehr«, rief Israk in die Runde und wandte sich von Ruk ab. Vielleicht hatte er den Zweifel in Ruks Augen bemerkt. Er schritt langsam im Kreis, ließ seinen Blick über alle Trolle wandern. »Gutes Fleisch. Ordentlich was zu futtern. Genug für alle Trolle. Wir müssen es uns nur holen.«
    Noch immer war Ruks Misstrauen nicht gewichen. Aber Akken nickte freudig, und viele aus seinem Stamm sahen angesichts dieser Aussicht auf eine große Jagd und ein Ende der Entbehrungen ebenso hoffnungsvoll aus.
    Das Fleisch in seinem Magen, der Geschmack in seinem Mund ließen Ruk verstummen.
    Später würde er Fragen stellen.
    Jetzt jedoch wollte er essen.

3
    A uch wenn die Hitze seines Ärgers in der Kälte der Nacht abgeklungen war, war Karn nicht weniger wütend. Doch nun war es ein kaltes, ein eisiges Gefühl, das ihn antrieb. Er war jetzt vorsichtiger, denn der Wind, der zu seinem Glück noch immer aus dem Tal wehte, trug inzwischen starke Gerüche mit sich. Er war nicht mehr weit entfernt, da war er sich sicher.
    Bald entdeckte er vor sich ein undeutliches Flackern. Jemand hatte ein Feuer entzündet. Sofort ging Karn in die Hocke und beobachtete das ferne Licht genauer. Zweimal verschwand es, als blockiere etwas die Sicht. Es schien ein kleines Feuer zu sein, näher, als er zuerst vermutet hatte. Für einen Moment fragte er sich, ob es an dem großen See lag, von dem ihm erzählt worden war und den er immer hatte sehen wollen. Dann schob er den Gedanken beiseite. Die genauen Örtlichkeiten waren nicht von Interesse, solange sein Stamm Hunger litt.
    Der Wald hatte sich wieder gelichtet. Nur hier und da standen noch kleine, verkrüppelte, windschiefe Bäume. Der Boden unter dem Schnee war tückisch. Es gab viel Geröll, das jederzeit unter den Füßen wegrutschen konnte.
    Vorsichtig schlich Karn weiter. Die Gerüche wurden intensiver, und jetzt lag auch der des Rauchs eines Feuers in der Luft. Und der von gebratenem Fleisch. Unbewusst beschleunigte der junge Troll seine Schritte.
    Schließlich konnte er mehr erkennen. Die Eindringlinge hatten wieder ein Lager errichtet, in einer kleinen Mulde, hinter einer Schneeverwehung. Der Platz war gut gewählt, bot er doch gleichermaßen Schutz vor dem Wind und vor Blicken aus dem Tal. Das Feuer war tatsächlich klein und sorgsam angelegt. Fünf Gestalten waren um es verteilt. Wesen, wie Karn sie noch niemals gesehen hatte. Sie hatten dichtes Fell und gewaltige Köpfe – zumindest im Verhältnis zu ihren dünnen Leibern. Karn schätzte, dass ihm das größte dieser Wesen kaum bis zur Brust reichte und dabei auch noch viel schmaler war als ein junger Troll.
    Drei hatten sich nah am Feuer eingerollt und schienen zu schlafen, während zwei unterhalb der Schneekannte hockten, leise miteinander kommunizierten und hin und wieder einen Blick über die Kante hinab ins Tal warfen.
    Karn grub seine Finger in den kalten Schnee und fixierte die beiden Wachen mit einem finsteren Blick. Er empfand es als Beleidigung, dass sie im Tal seines Stammes nur dorthin sahen, wo es keine Trolle mehr gab.
    Die Fremden schienen viele Dinge bei sich zu haben, verborgen in großen Bündeln, im Lager verteilt. Vor allem jedoch fiel Karn ein großer Schatten auf, in dem er bald den Kadaver eines Fellhorns erkannte.
    Beinahe wäre er sofort aufgestanden, doch da sah er die langen Stäbe, die neben den Wachen im Schnee steckten. Das Licht des Feuers glänzte auf ihren metallenen Spitzen.
    Karn zögerte, ehe Wut und Hunger die Oberhand gewannen und er sich vorsichtig anschlich, stets die beiden Wachen im Blick. Es war nicht weit von seiner Position aus bis zu der Mulde, aber er bewegte sich langsam und bedächtig, wobei er darauf achtete, so wenig Geräusche wie möglich zu verursachen. Jeder Schritt war wohlgesetzt, und er verlagerte sein Gewicht nur langsam, damit der Schnee unter seinen Füßen nicht allzu sehr knirschte. Der Wind half ihm, denn er trug alles, Geräusche und Gerüche, von den Eindringlingen fort, hinauf in die Berge.
    So sehr war die Aufmerksamkeit der Wachen auf das Tal gerichtet, dass sie Karn nicht bemerkten, bis er sich auf ein halbes Dutzend Schritt dem Lager
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher