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Die dunkle Chronik der Vanderborgs - Estelle

Die dunkle Chronik der Vanderborgs - Estelle

Titel: Die dunkle Chronik der Vanderborgs - Estelle
Autoren: Bianka Minte-König
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kehrte zurück zu meinen Leuten in der Burg.«
    »So ist es wahr«, sagte ich erleichtert. »Du bist nun vollkommen ein Vampir! Stark und unsterblich und nichts kann uns mehr auseinanderreißen. Willst du weiter verzweifeln, obwohl wir einander nun für alle Ewigkeit glücklich machen können?«
    Er schüttelte erneut den Kopf.
    »Aber es ist so schwer, Estelle … allein es zu glauben … gib mir Zeit … zu akzeptieren … zu verstehen …«
    »Gewährt!«, sagte ich mit bewusstem Optimismus. »Wir haben genug davon, denn alle Zeit ist Ewigkeit.« Und ich hoffte inständig, dass er sein Schicksal genau wie ich annehmen würde, um mit mir und Amanda einem neuen Geschlecht von Vampiren eine Chance zu geben, einemGeschlecht, das menschliche Tugenden und die Macht und Unsterblichkeit der Vampire in sich vereinte – die dunkle Linie der Vanderborgs!
    Und so küsste ich ihn aus diesen Gedanken heraus mit aller Leidenschaft, und schon bald wurde er weich in meinen Armen und erwiderte meine Zärtlichkeit, und lustvoll an meiner Brust liegend stöhnte er schon halb gewonnen: »Wenn ich dich nur immer bei mir hab, dann leb ich fortan meinetwegen auch im Grab! Mit dir in der Gruft, wird zum Lamm jeder Schuft!«
    Was war er doch für ein dreister Kerl! Ich lachte und nahm bei unserem nächsten Kuss bewusst wahr, dass seine Eckzähne spitzer und schärfer geworden waren.
    Und da der Zeitpunkt günstig schien, beschloss ich ihm die geheimen Räumlichkeiten zu zeigen.
    Er war begeistert und nun ganz gewonnen und dankbar sagte er mit seinem typischen ironischen Augenzwinkern:
    »Es ist ein unglaubliches Glück, Estelle, dich lieben zu dürfen. Ist der Krieg erst vorbei, werden wir hier eine große Familie haben und eine neue Vampirdynastie gründen.«
    Ich lächelte leise, dem war von meiner Seite wirklich nichts hinzuzufügen. Aber weil diese Räume ja auch zum Schutz vor Utz gebaut worden waren, wollte ich dann doch noch wissen: »Was geschah mit Utz?«
    »Er war verschwunden. Ich sammelte meine Leute und wir verließen in eiligem Rückzug die Burg, denn es ereigneten sich unheimliche Dinge. Ein grauenhaftes Heer von Untoten fiel mit schwarzen Schatten über uns her und wir vermochten ihren Klauen und marternden Schreien und Klagen nur durch schnelle Flucht zu entkommen.«
    Ich nickte, denn ich wusste, wovon er sprach, und er konnte von Glück reden, dass er ihnen mit seinen Leutenüberhaupt lebend und ohne wahnsinnig zu werden, entkommen war. Dennoch hätte ich es lieber gehabt, er hätte dem Utz in den Karpaten den Garaus gemacht.
    »Wenn er ein Vampir ist«, sagte ich, das Schlimmste befürchtend, »dann wird er trotz der Verletzungen, die du ihm im Duell beigebracht hast, genau wie du weiterleben. Er ist der Herr auf Burg Przytulek, und falls er es schafft, sich unter den Untoten eine Armee von Rächern zu rekrutieren, so wird er uns bis in alle Ewigkeit jagen.«
    Amadeus nahm mich in die Arme und streichelte mich sanft.
    »Warum sollte ihm das gelingen? Diese Wesen schienen mir niemandem zu gehorchen außer der eigenen Mordlust. Eher verschlingen sie Utz, als dass sie sich ihm untertan machen und unter sein Kommando stellen.«
    Und weil er vermutlich recht hatte, schloss ich die Augen und glaubte, was er mich glauben machen wollte: dass wir alle vor Utz in Sicherheit wären.
    In dieser Nacht weihten wir das geheime Schlafzimmer ein und liebten uns zum ersten Mal im vollen Bewusstsein, beide Vampire zu sein. Unsere Körper glühten zusammen, so als würde die Erde unter uns brennen, und im Wogen unserer Leiber verschmolzen Seele, Körper und Geist zu einem neuen Wesen, in dem wir beide aufgingen wie in einer schicksalhaften Symbiose.
    Nachdem wir jedoch erschöpft eingeschlafen waren, plagten mich einmal mehr die wildesten Albträume, und ich erwachte schweißgebadet, weil ich Utz mit einem düsteren Heer von Untoten über Blankensee herfallen sah, das in einem grausamen Rachefeldzug mordend und brandschatzend alles zerstörte, was mir wert und teuer und lieb war.
    Ich drückte mich verzweifelt Halt und Sicherheit suchend an Amadeus, und als er mich umschlang, ging plötzlich ein elektrisierender Schlag durch uns hindurch und riss uns erneut in einen ekstatischen Rausch, der mir auf seinem Höhepunkt endgültig bewusst machte, dass Amadeus kein Mensch mehr war, denn so konnte nur jemand lieben, der in sich das Feuer der Ewigkeit trug – ein Vampir!
    Als der Abschied kam, ließ Amadeus mich schweren Herzens auf Blankensee
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