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Die dritte Todsuende

Die dritte Todsuende

Titel: Die dritte Todsuende
Autoren: Lawrence Sanders
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Fingerabdrücken ja sein lassen können.«
    »Du machst wohl Witze?«
    »Natürlich.«
    »Die Gewohnheiten von dreißig Jahren sterben nur schwer«, sagte er mit einem Seufzen. »Ich mußte mir ihre Fingerabdrücke einfach beschaffen. Aber niemand wird mir glauben, daß nicht einmal totale Ubereinstimmung sie hinter Gitter bringen wird. Ihr Anwalt wird sagen ›Sicher, sie hat mit dem Jungen ein Glas in seinem Hotelzimmer getrunken — na und? Als sie gegangen ist, war er noch am Leben. ‹ Diese Abdrücke beweisen nicht, daß sie ihm die Kehle aufgeschlitzt hat. Nur daß sie da war. Eine andere Sache ist…«
    Das Telefon klingelte.
    »Das wird Boone sein«, sagte Delaney beim Aufstehen. »Ich gehe im Arbeitszimmer dran.«
    Aber es war nicht der Sergeant; es war Deputy Commissioner Ivar Thorsen, und er konnte die Aufregung in seiner Stimme kaum verbergen.
    »Danke, Edward«, rief er, »danke, danke. Die Abdrücke stimmen hundertprozentig überein. Ich hatte eben eine lange Unterhaltung mit dem Staatsanwalt, und er glaubt auch, daß wir jetzt genug Material haben, um sie formell unter Anklage stellen zu lassen. Wir werden sie uns also schnappen. Der morgige Tag wird wohl noch mit Papierkrieg und der Vorbereitung der Festnahme draufgehen, aber Samstag morgen nehmen wir sie fest, wahrscheinlich in ihrer Wohnung. Willst du mitkommen?«
    Delaney schwieg. »In Ordnung, Ivar«, sagte er schließlich. »Wenn du wirklich so vorgehen willst. Aber ich möchte dich um einen Gefallen bitten: Könntest du Dr. Patrick Ho fragen, ob er auch dabei sein will? Der Mann hat eine Menge beigesteuert; er sollte auch sehen, wie die Ernte eingefahren wird.«
    »Gut, Edward, ich setze mich mit ihm in Verbindung.«
    »Noch was…, ich hätte Thomas Handry gern dabei.«
    »Wer ist Thomas Handry?«
    »Er arbeitet für die Times.«.
    »Du willst einen Reporter dabei haben?«
    »Ich schulde ihm einen Gefallen.«
    Thorsen seufzte. »Okay, Edward, wenn du meinst. Und noch mal vielen Dank. Du hast blendende Arbeit geleistet.«
    »Ja«, sagte Delaney niedergeschlagen, aber Thorsen hatte schon aufgelegt.
    Der Chief ging zurück ins Wohnzimmer und berichtete seiner Frau von dem Telefongespräch.
    »Das wär's also«, schloß er. »Wenn sie die Nerven behält und kein Sterbenswörtchen sagt, bis sie einen gerissenen Anwalt hat, wird sie es wahrscheinlich schaffen.«
    »Aber die Morde werden aufhören.«
    »Ja. Wahrscheinlich.«
    Sie blickte ihn scharf an. »Aber das reicht dir nicht, oder? Du willst sie bestraft sehen.«
    »Du nicht?«
    »Natürlich — wenn es sich auf legale Weise einrichten läßt. Aber vor allem will ich, daß die Morde aufhören. Edward, glaubst du nicht, daß du etwas rachsüchtig bist?«
    Er stand plötzlich auf. »Ich denke, ich werde mir einen Brandy einschenken. Möchtest du auch einen?«
    »Einverstanden. Einen kleinen.«
    Er holte zwei Gläser mit Cognac aus dem Arbeitszimmer und nahm wieder in seinem Sessel. Platz.
    »Wieso glaubst du, ich sei rachsüchtig?«
    »Deine ganze Einstellung spricht dafür. Du möchtest diese Frau unbedingt auf frischer Tat ertappen, selbst wenn man dafür ein Menschenleben riskieren müßte. Vor allem anderen möchtest du sie für ihre Taten bestraft sehen. Du willst, daß sie leidet. Du bist geradezu besessen davon. Ich glaube nicht, daß deine Gefühle genauso heftig wären, wenn es sich um einen Mann handelte. Dann wärst du schon damit zufrieden, wenn er nur von der Straße herunter wäre.«
    »Komm schon, Monica, was ist denn das für ein Quatsch? Als nächstes wirst du noch behaupten, daß ich Frauen hasse.«
    »Nein, das würde ich nie behaupten, weil ich weiß, daß es nicht stimmt. Im Gegenteil. Ich glaube, daß du sehr romantische, altmodische Vorstellungen von Frauen hast. Und weil diese Frau deinen Vorstellungen und hochfliegenden Idealen Hohn gesprochen hat, willst du dich an ihr rächen.«
    Er nahm einen Schluck von seinem Brandy. »Unsinn. Ich habe schon früher mit Verbrecherinnen zu tun gehabt. Darunter waren auch einige Mörderinnen.«
    »Aber keine wie Zoe Kohler — stimmt's? All die weiblichen Mörder in deinem Erfahrungsbereich haben aus Leidenschaft oder Gier getötet. Oder weil sie betrunken oder sonst was waren. Habe ich recht?«
    »Nun…«, sagte er widerstrebend, »vielleicht.«
    »Das hast du mir selbst erzählt. Aber jetzt hast du es plötzlich mit einer Mörderin zu tun, die intelligent plant und kaltblütig tötet, ohne ein offensichtliches Motiv zu haben, und das
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