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Die Drenai-Saga 7 - Die Augen von Alchazzar

Die Drenai-Saga 7 - Die Augen von Alchazzar

Titel: Die Drenai-Saga 7 - Die Augen von Alchazzar
Autoren: David Gemmell
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war sein Gesichtsausdruck nicht zu deuten. »Folgt mir«, sagte er leise, »und seid bitte still.«
    Der Abt ging durch den ersten Krankensaal voran weiter zu einem kleinen Büro im westlichen Teil des Gebäudes. Er zündete zwei Laternen an und setzte sich an den mit Papieren übersäten Schreibtisch. »Und jetzt erklärt euch«, sagte er.
    Der Riese sprach als erster. »Wir haben die Heilenden Steine gefunden, Vater. Und sie funktionieren! Bei allem, das heilig ist, sie funktionieren! Jetzt bring uns zu Klay.«
    »Das ist unmöglich«, erwiderte der Abt und seufzte. »Klay ist, drei Tage nachdem ihr aufgebrochen seid, aus diesem Leben geschieden. Er liegt in einem schlichten Grab hinter dem Garten. Wir haben ihm einen Grabstein errichtet. Es tut mir aufrichtig leid.«
    »Er hat es mir versprochen«, sagte Druss. »Er hat mir versprochen, so lange zu leben, bis ich wiederkomme.«
    »Es war ein Versprechen, das er nicht halten konnte«, sagte der Abt. »Der Bolzen, von dem er getroffen wurde, war mit einer giftigen Substanz getränkt. Der Wundbrand setzte fast sofort ein. Kein Mensch hätte dieser tödlichen Wirkung widerstehen können.«
    »Ich kann es nicht glauben«, flüsterte Druss. »Ich habe die Steine!«
    »Warum ist es so schwer für euch Krieger, etwas zu glauben?« fuhr der Abt auf. »Ihr glaubt, die ganze Welt dreht sich nur um eure Wünsche. Glaubst du wirklich, daß die Natur und die Gesetze des Universums sich durch deinen Willen ändern lassen? Ich habe von dir gehört, Druss. Du hast die ganze Welt durchquert, um deine Frau zu finden. Du hast in vielen Schlachten gekämpft, du bist unbesiegbar. Aber du bist ein Mensch aus Fleisch und Blut. Du lebst, und du wirst sterben – wie jeder andere. Klay war ein großer Mann, ein guter und verständnisvoller Mann. Sein Tod ist eine Tragödie, die ich kaum in Worte fassen kann. Doch trotzdem ist er ein Teil des Lebenskreislaufs, und ich zweifle nicht daran, daß die QUELLE ihn mit Freuden aufgenommen hat. Ich war bis zum Ende bei ihm. Er wollte dir eine Nachricht hinterlassen und bat um Feder und Tinte, aber er starb ganz plötzlich. Ich glaube, ich weiß jetzt, um was er dich bitten wollte.«
    »Um was?« fragte Druss wie betäubt.
    »Er erzählte mir von dem Knaben Keils, der geglaubt hatte, Klay wäre ein Gott, der seiner Mutter die Hände auflegen und sie heilen könne. Der Junge ist immer noch hier. Er saß an Klays Bett und hielt seine Hand, und er weinte bittere Tränen, als der Kämpfer starb. Seine Mutter lebt noch. Wenn die Steine die Macht haben, wie du sagst, hätte Klay bestimmt gewollt, daß du sie damit heilst.«
    Druss sagte nichts, sondern saß zusammengesunken auf seinem Stuhl und starrte auf seine Hände hinunter. Sieben trat vor. »Ich glaube, wir können etwas mehr tun, Vater. Bring mich zu dem Jungen.«
    Druss blieb allein in dem Büro zurück, während Sieben, Niobe und der Abt schweigend durch das Hospiz gingen, bis sie schließlich zu einem langen, schmalen Raum kamen, in dem zwanzig Betten entlang der Wände standen, auf jeder Seite zehn. Keils lag zusammengerollt auf dem Boden neben dem ersten Bett und schlief. Eine große, magere Frau schlief auf einem Stuhl neben ihm. Im Bett, das Gesicht blaß im Mondschein, der durch das hohe Fenster fiel, lag eine ausgezehrte, sterbende Gestalt. Die Haut spannte sich straff um ihren Schädel, schwarze Ringe lagen unter ihren Augen.
    Sieben kniete neben dem Jungen nieder und berührte ihn leicht an der Schulter. Keils wachte sofort auf, die Augen weit aufgerissen vor Angst. »Schon gut, mein Junge. Ich komme mit einem Geschenk von Klay.«
    »Er ist tot«, sagte das Kind.
    »Aber ich bringe trotzdem sein Geschenk. Steh auf.« Keils erhob sich. Die Bewegung und die Stimmen weckten die dünne Frau auf dem Stuhl.
    »Was ist los?« fragte sie. »Ist sie gestorben?«
    »Nicht gestorben«, antwortete Sieben. »Sie kommt nach Hause.« Zu dem Jungen sagte er: »Nimm die Hand deiner Mutter.« Sieben beugte sich vor und legte seine Hand auf die fieberheiße Stirn der Sterbenden. Die Haut war heiß und trocken. Der Dichter schloß die Augen und spürte, wie die Kraft der Steine ihn durchströmte. Die Frau in dem Bett stieß ein leises Stöhnen aus, und der Abt trat näher und sah voller Verwunderung, wie sie wieder Farbe annahm und die dunklen Ringe unter ihren Augen allmählich verblaßten. Die Knochen ihres Gesichts traten zurück, als die ausgezehrten Muskeln von Wangen und Kinn wieder anschwollen. Das
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