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Die Drenai-Saga 7 - Die Augen von Alchazzar

Die Drenai-Saga 7 - Die Augen von Alchazzar

Titel: Die Drenai-Saga 7 - Die Augen von Alchazzar
Autoren: David Gemmell
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hinunter. Der Botschafter bestieg sein Pferd, winkte noch einmal, dann trabte er zurück ins Lager der Gothir.
    Talisman sank auf die Brüstung. »Wir haben gewonnen«, sagte er.
    »Haben wir, mein Freund. Aber knapp.«
    Talisman streckte ihm die Hand entgegen. »Du bist ein Mann unter Männern, Todesgänger«, sagte er. »Im Namen meines Volkes danke ich dir.«
    »Du solltest wieder ins Lazarett gehen«, meinte Druss, »und dich von unserem guten Arzt versorgen lassen.«
    Talisman lächelte, und mit Hilfe von Zhusai und Gorkai verließ er den Wehrgang. Unten im Hof hatten sich die Nadir in kleinen Gruppen zusammengefunden und sprachen aufgeregt über die Schlacht. Lin-tse beobachtete sie leidenschaftslos, aber in seinen Augen stand Kummer.
    »Was ist los?« fragte Sieben.
    »Nichts, was ein
gajin
verstehen könnte«, antwortete der Krieger und ging davon.
    »Wovon redet er, Druss?«
    »Sie sind alle wieder bei ihren eigenen Stammesangehörigen. Sie vermischen sich nicht mehr. Sie sind für diesen einen Kampf zusammengekommen, und jetzt trennen sie sich wieder voneinander – vielleicht ist das die Art der Nadir.« Druss seufzte. »Ach, Dichter, ich bin müde. Ich muß Rowena wiedersehen, die Bergluft wieder atmen. Himmel, wäre das schön, den Duft von hohem Gras und Bergwäldern wieder zu riechen.«
    »Das wäre es wirklich, Druss, altes Schlachtroß.«
    »Aber zuerst müssen wir nach Gulgothir zurück. Ich möchte Klay besuchen. Wir machen ein paar Stunden Rast, dann brechen wir wieder auf.«
    Sieben nickte. »Niobe kommt mit uns. Ich werde sie heiraten, Druss – und ihr Kinder und einen eisernen Feuereimer schenken!«
    Druss lachte. »Ich nehme an, in genau dieser Reihenfolge.«
    Sieben ging ins Lazarett zurück, wo Talisman in tiefem Schlaf lag. In dem kleinen Büro hatte er ein Stück Pergament gefunden, einen Federkiel und ein Tintenfaß, das fast ausgetrocknet war. Er verdünnte die Tinte mit etwas Wasser und schrieb eine kurze Nachricht auf das Pergament. Als die Tinte getrocknet war, faltete er das Pergament zweimal zusammen und ging zurück in den Hauptraum. Er kniete neben Talisman nieder und schob die Mitteilung in eine Falte seines Brustverbandes. Dann heilte er den Nadir mit der Kraft der Augen von Alchazzar.
    Nacheinander ging er zu jedem Verwundeten und hinterließ den Schlafenden mit verheilten Wunden.
    Schließlich blieb er in der Tür stehen und sah sich zufrieden um. Viele Männer waren bei der Verteidigung dieses Schreins gestorben, aber andere, darunter Talisman, wären gestorben, wäre er nicht gewesen. Der Gedanke gefiel dem Dichter.
    Er warf einen Blick zu den Wehrgängen hinauf, wo Druss sich ausgestreckt hatte und schlief. Sieben stieg die Stufen empor und heilte auch ihn.
    Lin-tse und seine Himmelsreiter bauten die Mauer vor dem Tor wieder ab. Sieben saß auf der Mauer und sah ihnen zu. Der Himmel war strahlend blau, und selbst der heiße Wind fühlte sich gut an.
    Ich lebe, dachte er. Ich lebe und bin verliebt. Wenn es noch etwas Schöneres auf der Welt gibt, muß ich es erst noch kennenlernen.

Kapitel vierzehn
    Okar, der dicke Torhüter im Hospiz, schimpfte, als das Klopfen an der Vordertür andauerte. Er rollte sich von seiner Pritsche, zog seine Hosen an und stolperte durch den Korridor, um die Riegel zurückzuschieben. »Ruhe!« befahl er, während er die schwere Tür aufstieß. »Hier liegen Kranke, die zu schlafen versuchen.«
    Ein riesiger Mann mit dichtem, schwarzem Bart trat ein, packte ihn bei den Armen und hob ihn in die Luft. »Sie werden nicht mehr lange krank sein«, sagte er grinsend. Okar war nicht gerade klein, aber der Riese hob ihn hoch und stellte ihn beiseite, als wäre er ein Kind.
    »Du mußt meinem Freund verzeihen«, sagte ein schlanker, gutaussehender Mann, »aber er ist leicht erregbar.«
    Eine junge Frau folgte den beiden Männern. Sie war eine Nadir und auffallend attraktiv.
    »Was glaubt ihr denn, wo ihr hingeht?« fragte Okar, als die Gruppe die Treppe hinaufstieg. Sie antworteten nicht, und er eilte ihnen hinterher. Der Abt wartete oben an der Treppe. Im Nachthemd, mit einem Kerzenleuchter in der Hand, versperrte er ihnen den Weg.
    »Was soll das, hier so einzudringen?« fragte der Abt streng.
    »Wir sind gekommen, um unseren Freund zu heilen, Vater Abt«, sagte der Riese. »Ich habe mein Versprechen gehalten.«
    Okar wartete auf die harschen Worte, die sicher jetzt folgen würden. Doch der Abt schwieg einen Augenblick.
    Im flackernden Licht der Kerze
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