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Die Drenai-Saga 5 - Im Reich des Wolfes

Die Drenai-Saga 5 - Im Reich des Wolfes

Titel: Die Drenai-Saga 5 - Im Reich des Wolfes
Autoren: David Gemmell
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grüßte Dakeyras. »Wir haben Fleisch auf dem Tisch und kaltes Quellwasser. Und getrocknete Früchte – falls deine Zähne damit fertig werden.«
    »Mit meinen Zähnen ist alles in Ordnung, Junge«, fauchte Ralis. »Sie sind vielleicht nicht mehr das, was sie mal waren, aber die, die übrig sind, erledigen ihre Aufgabe noch.«
    Dakeyras wandte sich an das Mädchen. »Bring ihn hinein. Ich komme gleich nach.«
    Ralis sah ihm nach, wie er lautlos zwischen den Bäumen verschwand. »Ihr erwartet wohl Ärger, was?« fragte er.
    »Wie kommst du darauf?« erwiderte das Mädchen.
    »Er war immer schon vorsichtig – aber er trägt Kettenpanzerung. Schön gearbeitet, aber trotzdem schwer. Ich glaube nicht, daß er den Panzer hier in den Bergen einfach zur Schau trägt.«
    »Wir hatten Ärger«, gab sie zu.
    Er folgte ihr hinunter in die Hütte, stellte sein Gepäck an der Tür ab und streckte sich in einem tiefen, mit Roßhaar gepolsterten Ledersessel aus. »Ich werde zu alt für dieses Leben«, ächzte er.
    Sie lachte. »Wie lange sagst du das schon?«
    »Ungefähr sechzig Jahre«, antwortete er. Er lehnte sich zurück und schloß die Augen. Ich frage mich, ob ich schon hundert bin, überlegte er. Ich muß es eines Tages herausfinden – einen Anhaltspunkt finden.
    »Wasser oder vergorenen Apfelsaft?« fragte sie.
    Er öffnete den Beutel an seiner Seite, holte ein kleines Päckchen heraus und reichte es ihr. »Mach einen Tee daraus«, bat er. »Gieß einfach kochendes Wasser drauf und laß es eine Weile stehen.«
    »Was ist das?« wollte sie wissen, hob das Päckchen an die Nase und atmete den Duft ein.
    »Ein paar Kräuter, Dill und so etwas. Hält mich jung«, fügte er mit einem breiten Grinsen hinzu.
    Sie ließ ihn allein, und er blieb still sitzen und nahm die Umgebung in sich auf. Die Hütte war fest gebaut, der Hauptraum lang und breit, die Feuerstelle und der Kamin solide aus Kalkstein gemauert. Die südliche Wand war mit Holzbrettern verkleidet, an denen ein Bärenfell hing.
    Ralis lächelte. Er war schon durch diese Berge gewandert, ehe Dakeyras geboren war, und er wußte von der Höhle und hatte dort selbst ein-, zweimal Schutz gesucht. Aber es war eine schlaue Idee, eine Hütte vor einer Höhle zu bauen und dann den Eingang zu verbergen. Ein Mann sollte immer einen Fluchtweg offenhaben.
    »Wie lange soll ich es ziehen lassen?« erklang Miriels Stimme aus dem Hinterzimmer.
    »Ein paar Minuten«, antwortete Ralis. »Wenn die zerstoßenen Blätter zu Boden sinken, ist es fertig.«
    Das Waffengestell an der Wand zog seinen Blick an: zwei Langbögen, mehrere Schwerter, ein Säbel, ein Sathuli-Krummsäbel und ein halbes Dutzend Messer verschiedener Längen und Krümmungen. Er setzte sich auf. Auf dem Tisch lag eine neue Armbrust. Es war ein schönes Stück. Ralis erhob sich aus dem Sessel und nahm die Waffe in die Hand, um die goldene Einlegearbeit zu betrachten.
    »Es ist eine gute Waffe«, sagte Miriel, die wieder ins Zimmer kam.
    »Besser als der Mann, dem sie gehörte«, sagte er.
    »Du hast ihn gekannt?«
    »Kreeg. Eine Kreuzung aus Schlange und Ratte. Aber ein gutes Mitglied der Gilde. Hätte reich sein können, wäre er nicht ein so miserabler Spieler gewesen.«
    »Er hat versucht, meinen Vater zu töten – wir wissen nicht, warum.«
    Ralis erwiderte nichts. Miriel ging in die Küche und kam mit seinem Tee zurück, den er langsam schlürfte. Dann aßen sie in behaglichem Schweigen, wobei der alte Mann drei Portionen Löwenfleisch vertilgte. Während er ein Stück frischgebackenes Brot in die dicke Sauce tunkte, schaute er Miriel an und seufzte. »So gut essen sie nicht mal im Palast in Drenan«, sagte er.
    »Du bist ein Schmeichler, Ralis«, schalt sie ihn. »Aber es gefällt mir.«
    Er ging zu seinem Ranzen, öffnete den Überschlag und wühlte in den Tiefen herum, bis er schließlich einen verkorkten Metallflakon und drei kleine Silberbecher zum Vorschein brachte. Er kehrte zum Tisch zurück und füllte die Becher mit einer bernsteinfarbenen Flüssigkeit. »Schmeckt himmlisch«, sagte er.
    Miriel hob ihren Becher und nippte an dem Schnaps. »Es ist, als ob man Feuer schluckt«, sagte sie errötend.
    »Ja. Gut, nicht wahr?«
    »Erzähl mir von Kreeg.«
    »Da gibt’s nicht viel zu erzählen. Er kam aus dem Süden. War eigentlich ein Bauernjunge. Kämpfte in den Vagrischen Kriegen und schloß sich dann Jonat bei der Rebellion an. Als Karnak die Rebellenarmee zerschlug, verbrachte Kreeg ein oder zwei Jahre in
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