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Die Drenai-Saga 5 - Im Reich des Wolfes

Die Drenai-Saga 5 - Im Reich des Wolfes

Titel: Die Drenai-Saga 5 - Im Reich des Wolfes
Autoren: David Gemmell
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Ventria. Als Söldner, glaube ich. Vor drei Jahren ist er zur Gilde gestoßen. Nicht gerade einer ihrer Besten, verstehe mich recht, aber gut genug.«
    »Dann hat ihn jemand bezahlt, um meinen Vater zu töten?«
    »Ja.«
    »Warum?«
    Der alte Mann zuckte die Achseln. »Warten wir, bis er zurück ist.«
    »Das klingt wie ein Geheimnis.«
    »Ich wiederhole mich nicht gern. In meinem Alter ist Zeit kostbar. Wie gut erinnerst du dich an deine Kindheit?«
    »Was meinst du damit?«
    »Ich meine, Dakeyras … wo hast du ihn kennengelernt?« Er sah, daß die Frage sie überraschte und beobachtete, wie ihr Gesichtsausdruck von offen und freundlich zu wachsam und mißtrauisch wechselte.
    »Er ist mein Vater«, sagte sie leise.
    »Nein«, sagte er. »Deine Familie wurde bei einem Überfall während der Vagrischen Kriege getötet. Und Dakeyras, unterwegs mit einem Mann namens Dardalion, fand dich und deine Schwester … und deinen Bruder, glaube ich, in der Obhut einer jungen Frau.«
    »Woher weißt du das?«
    »Wegen Kreeg«, sagte er und füllte seinen Becher nach.
    »Das verstehe ich nicht. Wie …«
    Die Stimme von Dakeyras unterbrach sie von der Tür her. »Er will damit sagen, daß er weiß, wen Kreeg töten sollte.« Der große Mann löste die Bänder von seinem Lederumhang und hängte ihn über den Stuhl. Dann nahm er den dritten Silberbecher und stürzte den Inhalt hinunter.
    »Fünfzehntausend in Gold«, sagte Ralis. »Fünf für die Gilde, zehn für den Mann, der deine Armbrust zur Zitadelle bringt. Es heißt, daß mehr als fünfzig Männer das Land nach Neuigkeiten über dich durchkämmen. Morak der Ventrier gehört dazu, ebenso Belash, Courail und Senta.«
    »Von Morak und Courail habe ich schon gehört«, sagte Dakeyras.
    »Belash ist ein Nadir und kämpft mit dem Messer. Senta ist ein Schwertkämpfer, der dafür bezahlt wird, Duelle auszufechten. Er ist sehr gut – alte Adelsfamilie.«
    »Ich nehme an, es gibt auch eine hohe Belohnung für Informationen über meinen Aufenthaltsort«, sagte Dakeyras leise.
    »Das bezweifle ich nicht«, meinte Ralis, »aber es müßte schon ein tapferer Mann sein, der Waylander den Schlächter verrät.«
    »Bist du ein tapferer Mann?« Die Worte waren sanft gesprochen, doch der Unterton war gespannt, und der Magen des alten Mannes krampfte sich zusammen.
    »Mehr Mut als Verstand«, gab Ralis zu, ohne dem dunklen Blick des anderen auszuweichen.
    Waylander lächelte. »So sollte es auch sein«, sagte er, und der Augenblick der Spannung verflüchtigte sich.
    »Was sollen wir tun?« fragte Miriel.
    »Uns auf einen langen Winter vorbereiten«, antwortete Waylander.
     
    Ralis schlief leicht. Deshalb hörte er das Quietschen der ledernen Angeln, als die Haupttür aufging. Der alte Mann gähnte und schwang die Beine aus dem Bett. Obwohl beinahe schon der Morgen graute, sickerten noch immer dünne Mondstrahlen durch die Ritzen in den Schlagläden der Fenster. Er stand auf und streckte sich. Die Luft war kühl und frisch, mit einer Ankündigung des kommenden Winters. Ralis schauderte und zog seine warmen wollenen Beinkleider und seine Tunika an.
    Er öffnete die Tür seines Schlafgemachs und trat in den Hauptraum. Er sah, daß jemand die glühende Asche des vergangenen Abends neu angefacht und Anmachholz auf die hungrigen Flammen gelegt hatte. Waylander war ein aufmerksamer Gastgeber, denn normalerweise hätten sie so früh an einem Herbsttag noch kein Feuer angezündet. Er ging zum Fenster, hob den Riegel und stieß den hölzernen Laden zurück. Draußen verblaßte der Mond an einem grauen Himmel. Die Sterne erloschen; das blasse Rosa des Morgens zeigte sich über den Gipfeln im Osten.
    Eine Bewegung erregte Ralis’ Aufmerksamkeit, und er kniff die Augen zusammen, um besser sehen zu können. Auf dem Berghang, mindestens fünfhundert Meter entfernt, glaubte er, einen Mann rennen zu sehen. Ralis gähnte und kehrte zum Feuer zurück, wo er sich in dem tiefen Ledersessel niederließ. Das Anmachholz brannte gut, und er legte zwei abgelagerte Holzstücke aus dem Stapel neben der Feuerstelle darauf.
    Also, dachte er, ist das Geheimnis endlich gelüftet, überraschend war nur, daß er jetzt so niedergeschlagener Stimmung war. Jahrelang hatte er Dakeyras und seine Familie gekannt, die schöne Frau, die Zwillingsmädchen. Und immer hatte er gespürt, daß hinter dem Mann noch mehr steckte. Und das Geheimnis hatte seine Gedanken beschäftigt, hatte vielleicht sogar dazu beigetragen, daß er in einem
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