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Die Drenai-Saga 5 - Im Reich des Wolfes

Die Drenai-Saga 5 - Im Reich des Wolfes

Titel: Die Drenai-Saga 5 - Im Reich des Wolfes
Autoren: David Gemmell
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füllte seinen Becher. »Auf dich, mein Freund«, sagte er und leerte den Becher in einem einzigen Zug, so daß Wein in seinen gegabelten grauen Bart rann. Angel lächelte, schlug seine Kapuze zurück und fuhr sich mit der Hand über sein schütter werdendes rotes Haar. »Mögen die Götter dich mit Glück überschütten«, sagte Balka, schenkte sich erneut ein und leerte den Becher ebenso rasch wie den ersten.
    »Ich könnte es gebrauchen.«
    »Keine Kopfjagden?«
    »Ein paar – aber niemand will heutzutage Geld ausgeben.«
    »Die Zeiten sind hart«, gab Balka ihm recht. »Die Vagrischen Kriege haben die Schatzkammern geleert, und jetzt, da Karnak die Gothir und die Ventrier gegen sich aufgebracht hat, können wir wohl mit neuen Kämpfen rechnen. Die Pest über den Mann!«
    »Er hat recht daran getan, ihre Botschafter rauszuwerfen«, sagte Angel mit schmalen Augen. »Wir sind kein Vasallenvolk. Wir sind die Drenai, und wir sollten nicht vor niederen Rassen das Knie beugen.«
    »Niedere Rassen?« Balka hob eine Augenbraue. »Vielleicht überrascht es dich, Angel, aber meines Wissens haben auch Nichtdrenai zwei Arme, zwei Beine und einen Kopf. Merkwürdig, nicht wahr?«
    »Du weißt, was ich meine«, fuhr Angel auf.
    »Ich weiß – aber zufällig bin ich nicht deiner Meinung. Hier, genieß einen Schluck guten Wein.«
    Angel schüttelte den Kopf. »Ein Glas ist genug.«
    »Und das trinkst du nie aus. Warum kommst du her? Du haßt Menschen. Du redest nicht mit ihnen, und du magst keine Menschenmengen.«
    »Ich höre gern zu.«
    »Was kannst du in einer Kneipe schon hören, außer Trunkenbolden und Aufschneidern? Hier wird nicht groß philosophiert.«
    Angel zuckte die Achseln. »Das Leben. Gerüchte. Ich weiß nicht.«
    Balka beugte sich vor und stützte die kräftigen Unterarme auf den Tisch. »Du vermißt es, nicht wahr? Die Kämpfe, den Ruhm, den Jubel.«
    »Kein bißchen«, erwiderte der andere.
    »Komm schon, du redest mit Balka. Ich habe dich an dem Tag gesehen, als du Barsellis besiegt hast. Er hat dich schlimm getroffen – aber du hast gesiegt. Ich sah dein Gesicht, als du dein Schwert vor Karnak in die Höhe hieltest. Du hast triumphiert.«
    »Das war damals. Ich vermisse es nicht. Ich sehne mich nicht danach«, seufzte Angel. »Aber ich erinnere mich genau an diesen Tag. Barsellis war ein guter Kämpfer, groß, stolz, schnell. Aber sie zerrten seinen Leichnam durch die Arena. Weißt du noch? Mit dem Gesicht im Dreck, und sein Kinn zog eine lange, blutige Furche in den Sand. Das hätte auch ich sein können.«
    Balka nickte ernst. »Aber du warst es nicht. Du hast dich unbesiegt zur Ruhe gesetzt – und du bist nie zurückgegangen. Das ist ungewöhnlich. Sie gehen alle wieder zurück. Hast du letzte Woche Caplyn gesehen? So was Peinliches! Früher war er tödlich wie eine Natter. Aber da sah er aus wie ein alter Mann.«
    »Ein toter alter Mann«, erwiderte Angel abfällig. »Ein toter alter Narr.«
    »Du könntest sie immer noch alle besiegen, Angel. Und ein Vermögen machen.«
    Angel fluchte, und sein Gesicht verdüsterte sich. »Ich wette, das hat man Caplyn auch gesagt.« Er seufzte. »Es waren bessere Zeiten, als wir noch mit bloßen Händen gekämpft haben, ohne Waffen. Jetzt will der Pöbel nur Blut und Tod sehen. Laß uns von etwas anderem reden.«
    »Worüber denn – Politik? Religion?«
    »Irgendwas. Hauptsache, es ist interessant.«
    »Karnaks Sohn wurde heute morgen verurteilt: ein Jahr Exil in Lentria. Ein Mann wird ermordet, seine Frau stürzt sich zu Tode, und der Mörder wird für ein Jahr in einen Palast an der Küste verbannt. Das nennt sich dann Gerechtigkeit.«
    »Karnak hat den Burschen wenigstens vor Gericht gebracht«, sagte Angel. »Das Urteil hätte schlimmer ausfallen können. Und vergiß nicht, der Vater des Ermordeten hat um Milde gebeten. Mit einer bewegenden Ansprache, wie ich hörte – über lockere Stimmung, Unfälle, die nun mal passieren können, und Vergebung.«
    »Stell dir vor!« sagte Balka trocken.
    »Was soll das heißen?«
    »Ach, komm schon, Angel! Sechs Männer – alles Adlige – alle betrunken, schnappen sich eine junge, verheiratete Frau und versuchen, sie zu vergewaltigen. Als ihr Mann sie retten will, wird er niedergeschlagen. Die Frau rennt davon und stürzt über eine Klippe. Lockere Stimmung? Und was den Vater des Ermordeten angeht – ich habe gehört, daß Karnak von seiner Bitte um Milde so gerührt war, daß er ein persönliches Geschenk von
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