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Die Drenai-Saga 5 - Im Reich des Wolfes

Die Drenai-Saga 5 - Im Reich des Wolfes

Titel: Die Drenai-Saga 5 - Im Reich des Wolfes
Autoren: David Gemmell
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Geschichten gewonnen?« fragte er.
    »Es ist wichtig, den Feind zu kennen«, antwortete sie. »Nur mit Wissen läßt sich der Sieg sichern.«
    Ralis erwiderte nichts.
     
    Waylander saß still auf der roh gezimmerten Plattform, hoch in der Eiche, und starrte nach Westen, über die hügelige Ebene zu den fernen Türmen Kasyras. Etwa sechs Kilometer links von ihm verlief die Kornstraße, ein schmales Band, das von der Sentranischen Ebene gen Süden nach Drenan verlief. Hier fuhren jetzt nur wenige Karren, denn das Korn war eingebracht und gespeichert oder zu den Märkten in Mashrapur oder Ventria verschickt worden. Er sah einige Reiter auf der Straße, die alle in Richtung Kasyra oder zu den umliegenden Dörfern unterwegs waren.
    Eine frische Brise rauschte in den Blättern, und er lehnte sich zurück. Seine Gedanken schweiften durch die Kammern seiner Erinnerung, suchten und siebten. Seine frühe Ausbildung als Soldat in den Sathuli-Kriegen sagte ihm, daß ein unbeweglicher Feind einer Niederlage entgegensah. Der Wald und die Berge von Skeln rühmten sich vieler Höhlen und Verstecke, doch ein hartnäckiger Feind würde ihn finden, denn ein Mann mußte jagen, um zu essen, und bei der Jagd hinterließ er Spuren. Nein, der Soldat, der er gewesen war, kannte nur einen Weg, um zu siegen: den Angriff!
    Aber wie? Und wo?
Und gegen wen?
    Das Kopfgeld hatte man der Gilde zugesagt. Selbst wenn er den Mann finden konnte, der seinen Tod befohlen hatte, und ihn tötete, würde die Jagd weitergehen.
    Der Wind frischte auf, und Waylander zog seinen pelzgefütterten Umhang enger um sich. Der Lauf war schwer gewesen. Seine alternden Muskeln beschwerten sich über die Anstrengung der Bewegung, seine Lungen brannten, und sein Herz schlug wie eine Trommel. Er streckte das rechte Bein aus und rieb die noch immer schmerzenden Muskeln an seiner Wade. Dabei dachte er an das, was er über die Gilde wußte.
    Vor fünfzehn Jahren war die Gilde auf Waylander zugetreten und hatte ihm angeboten, seine Verträge auszuhandeln. Er hatte abgelehnt, da er es vorzog, allein zu arbeiten. In jenen Tagen war die Gilde eine geheimnisvolle, schattenhafte Organisation gewesen, die im geheimen arbeitete. Ihre Regeln waren einfach. Erstens waren alle Morde mit Klinge, Pfeil oder geknotetem Seil auszuführen. Mord durch Gift oder Feuer war nicht erlaubt – die Gilde wollte nicht, daß unschuldige Opfer ums Leben kamen. Zweitens wurde alles Geld direkt an die Gilde gezahlt; ein unterzeichnetes Dokument wurde bei ihrem Patriarchen hinterlegt, in dem die Gründe für den Auftrag angegeben waren. Bei diesen Gründen durfte es sich nicht um Herzensangelegenheiten oder religiöse Streitigkeiten handeln.
    Theoretisch konnte ein betrogener Ehemann keinen Kopfgeldjäger anheuern, um seine Frau, ihren Liebhaber oder beide ermorden zu lassen. In der Praxis zählten solche Kleinigkeiten natürlich nicht. So lange der Vertragspartner erklärte, daß seine Gründe geschäftlicher oder politischer Art waren, wurden keine Fragen gestellt. Unter Karnak war das Geschäft wenn auch nicht moralisch annehmbar, so doch wenigstens legitimer geworden. Waylander lächelte. Indem er der Gilde erlaubte, offen zu arbeiten, hatte der finanziell stets unter Druck stehende Karnak eine weitere steuerliche Einnahmequelle gefunden. Und in Kriegszeiten waren solche Einnahmen lebenswichtig, um Soldaten, Waffenschmiede, Kaufleute, Bootsbauer und Maurer zu bezahlen … die Liste war endlos.
    Waylander stand auf und streckte den schmerzenden Rücken. Wie viele Gegner würden ihn hetzen? Die Gilde hatte gewiß noch andere Verträge zu erfüllen. Sie konnte es sich nicht leisten, alle ihre Kämpfer das Land nach Informationen über ihn, Waylander, durchkämmen zu lassen. Sieben? Zehn? Die besten würden nicht zuerst kommen. Sie würden abwarten und beobachten, während die schwächeren die Jagd begannen. Männer wie Kreeg.
    Und waren sie schon da? Verborgen, wartend?
    Er dachte an Miriel, und sein Magen verkrampfte sich. Sie war stark und zäh, geschickt mit allen Waffen. Aber sie war jung und hatte nie gegen Krieger gekämpft, Waffe gegen Waffe.
    Waylander zog seinen Umhang aus, rollte ihn zusammen, warf ihn sich über die Schulter und band ihn an seinem Messergürtel fest. Der kalte Wind biß in seine nackte Brust, doch er beachtete es nicht, als er nun den Baum hinunterkletterte. Sein Blick suchte das Gebüsch ab, doch es war nichts zu sehen. Geschickt sprang er vom untersten Ast und landete
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