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Die Drenai-Saga 5 - Im Reich des Wolfes

Die Drenai-Saga 5 - Im Reich des Wolfes

Titel: Die Drenai-Saga 5 - Im Reich des Wolfes
Autoren: David Gemmell
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leichtfüßig auf dem moosbedeckten Erdboden.
    Den ersten Schritt würde er dem Feind überlassen müssen. Diese Tatsache ärgerte ihn; doch nachdem er sie akzeptiert hatte, schob er sie aus seinen Gedanken. Ihm blieb jetzt nur die Möglichkeit, sich vorzubereiten. Du hast gegen Männer und wilde Tiere gekämpft, gegen Dämonen und Bastarde, sagte er sich. Und du lebst immer noch, während deine Feinde längst Staub sind.
    Aber damals warst du jünger, meldete sich eine leise Stimme aus seinem Herzen.
    Blitzschnell fuhr er auf dem Absatz herum, riß ein Wurfmesser aus der Scheide am Unterarm und ließ es durch die Luft sirren, so daß es in den schmalen Stamm einer Ulme drang, die in der Nähe stand.
jung oder alt, ich bin immer noch Waylander.
     
    Miriel beobachtete den alten Mann, der langsam nach Nordwesten zur fernen Festung Dros Delnoch zog. Sein Ranzen ragte hoch über seine Schultern, das weiße Haar und der Bart flatterten im Wind. Auf der Kuppe eines Hügels blieb er stehen, drehte sich um und winkte. Dann war er fort. Miriel wanderte durch den Wald zurück, lauschte dem Gesang der Vögel und erfreute sich an den durchbrochenen Sonnenstrahlen, die durch das Blätterdach auf den Pfad fielen. Die Berge waren schön im Herbst, die Blätter wie aus poliertem Gold, die letzten verwelkenden Blüten des Sommers, die Berghänge, die in Grün und Rot glühten, alles scheinbar nur geschaffen, um ihr Freude zu bereiten.
    Als sie einen Hügelkamm erreichte, hielt sie inne. Ihr Blick suchte die Bäume und die Wege ab, die sich hinunter zur Sentranischen Ebene wanden. Eine Gestalt kam in Sicht, ein großer Mann, der einen grünen Umhang trug. Die Kälte des Winters berührte plötzlich ihre Haut und ließ sie erschaudern. Ihre Hand griff nach dem Kurzschwert an ihrer Seite. Der grüne Umhang kennzeichnete den Mann als den Mörder Morak. Nun, er war ein Mörder, der nicht lange genug leben würde, um ihren Vater angreifen zu können.
    Miriel trat auf den Pfad und wartete, während der Mann langsam zu ihr hochkletterte. Als er näher kam, betrachtete sie seine Züge – die breiten, flachen Wangenknochen, die vernarbten, haarlosen Augenbrauen, eine gebrochene, platte Nase, den unwirschen Mund. Das Kinn war kräftig und eckig, der Hals voller Muskelstränge.
    Er blieb vor ihr stehen. »Der Weg ist schmal«, sagte er ziemlich höflich. »Wärst du so nett, zur Seite zu treten?«
    »Nicht für deinesgleichen«, zischte Miriel erstaunt, daß ihre Stimme so ruhig blieb, ohne ihre Furcht zu verraten.
    »Ist es in dieser Gegend üblich, Fremde zu beleidigen, Mädchen? Oder vertraust du darauf, daß Ritterlichkeit dich schützt?«
    »Ich brauche keinen Schutz«, sagte sie, trat einen Schritt zurück und zog ihr Schwert.
    »Hübsche Klinge«, sagte er. »Und nun steck sie weg – sonst nehme ich sie dir ab und verhaue dich für deine Frechheit.«
    Ihre Augen wurden schmal. Zorn verdrängte ihre Furcht, und sie lächelte. »Zieh dein Schwert – dann werden wir sehen, wer wen verhaut«, sagte sie.
    »Ich kämpfe nicht mit Mädchen«, erwiderte er. »Ich suche einen Mann.«
    »Ich weiß, wen du suchst, und warum. Aber um zu ihm zu gelangen, mußt du erst an mir vorbei. Und das wird nicht einfach sein, wenn dir deine Eingeweide um die Knöchel schlackern.« Plötzlich machte sie einen Satz nach vorn. Die Spitze ihres Schwerts zielte auf den Bauch des Mannes. Er wich aus; sein Arm zuckte vor, seine Hand schmetterte gegen ihre Wange. Miriel taumelte, stürzte, rollte sich auf die Füße. Ihr Gesicht brannte von dem Schlag.
    Der Mann ging einen Schritt nach rechts, löste die Bänder seines grünen Umhangs und legte das Kleidungsstück über einen umgestürzten Baum. »Wer hat dir beigebracht, so anzugreifen?« fragte er. »Vielleicht ein Bauer? Oder ein Schäfer? Das ist keine Hacke, die du da hast. Der Stoß sollte immer verdeckt kommen und von einer Riposte oder einer Parade gefolgt werden.« Er zog sein eigenes Schwert und kam auf sie zu. Miriel wartete nicht auf seinen Angriff, sondern trat ihm entgegen und stieß erneut zu. Diesmal zielte sie auf sein Gesicht. Er wehrte den Hieb ab und wirbelte auf dem Absatz herum, so daß seine Schulter vor ihre Brust prallte und sie von den Füßen riß.
    Sie sprang auf und stürmte auf ihn zu, hieb mit dem Schwert nach seinem Hals. Seine Klinge fuhr hoch und blockte Miriels ab. Doch jetzt fuhr sie herum, sprang und stieß ihm ihren gestiefelten Fuß gegen das Kinn. Sie erwartete, daß er fiel,
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