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Die Drenai-Saga 5 - Im Reich des Wolfes

Die Drenai-Saga 5 - Im Reich des Wolfes

Titel: Die Drenai-Saga 5 - Im Reich des Wolfes
Autoren: David Gemmell
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fünf Jahren, nachdem er zum zweitenmal die Liebe gefunden hatte, mußte er hilflos mit ansehen, wie Danyals Pferd über eine verborgenen Baumwurzel gestolpert war. Der Hengst war schwer zu Boden gestürzt, hatte sich herumgerollt, so daß er auf Danyal zu liegen kam, und ihr die Brust zerquetscht. Sie war in wenigen Minuten unter quälenden Schmerzen gestorben.
    »Gibt es ein Gebiet, auf dem du nicht glänzt?«
    Nur eins.
    Ich kann die Menschen, die ich liebe, nicht am Leben halten.

2
    Ralis erzählte den Leuten gern, daß er schon Kesselflicker gewesen sei, als die Sterne noch jung waren, und allzu weit war das nicht von der Wahrheit entfernt. Er konnte sich noch daran erinnern, als der alte König, Orien, nicht mehr als ein bartloser Prinz war, der hinter seinem Vater herging, bei der Frühjahrsparade auf der ersten Straße, die man den Drenai-Weg nannte.
    Jetzt hieß sie Allee der Könige, und sie war viel breiter und führte durch den Triumphbogen, der zur Feier des Sieges über die Vagrier errichtet worden war.
    So viele Veränderungen. Ralis erinnerte sich voller Zuneigung an Orien, den ersten Kriegskönig der Drenai, Träger der Bronzerüstung, Sieger in hundert Schlachten und zahlreichen Kriegen.
    Manchmal, wenn er in einsamen Wirtshäusern saß und sich von seinen Reisen ausruhte, erzählte der alte Kesselflicker den Leuten von seiner Begegnung mit Orien, kurz nach der Schlacht um Dros Corteswain. Der König war im Wald von Skultik auf Wildschweinjagd gewesen, und Ralis, damals noch jung und mit einem dunklen Bart, war mit seinem Bündel unterwegs zur befestigten Stadt Delnoch gewesen.
    Sie waren sich an einem Fluß begegnet. Orien saß auf einem Felsen, die nackten Füße im kalten Wasser, die teuren Stiefel hatte er beiseite gestellt. Ralis hatte die Riemen seines Ranzens gelöst, war zum Wasser gegangen und hatte sich niedergekniet, um zu trinken.
    »Dein Ranzen sieht schwer aus«, sagte der goldhaarige König.
    »Aye, das ist er«, antwortete Ralis.
    »Bist Kesselflicker, was?«
    »Aye.«
    »Du weißt, wer ich bin?«
    »Du bist der König«, sagte Ralis.
    Orien kicherte in sich hinein. »Du bist nicht beeindruckt? Gut für dich. Du hast wohl nicht zufällig eine Salbe dabei? Ich habe Blasen, so groß wie kleine Äpfel.«
    Ralis schüttelte den Kopf und breitete entschuldigend die Arme aus. In diesem Augenblick traf eine Gruppe junger Adeliger am Schauplatz ein und umringte den König. Sie lachten und riefen und prahlten mit ihren Fähigkeiten.
    Ralis war unbemerkt davongegangen.
    Als die Jahre vergingen, verfolgte er die Taten des Königs – beinahe so, als würde er Neuigkeiten über einen alten Freund sammeln. Doch er bezweifelte, daß die Erinnerung an ihre Begegnung bei dem König länger als ein, zwei Augenblicke vorgehalten hatte.
    Jetzt ist alles anders, dachte er, als er sein Bündel für den Marsch hinauf zur Hütte schulterte. Das Land hatte keinen König – und das war nicht richtig. Die QUELLE würde nicht wohlwollend auf ein Land ohne Prinzen hinabschauen.
    Ralis atmete schwer, als er den letzten Hügelkamm erreichte und auf die blumenumrankte Hütte hinunterblickte. Der Wind ließ nach, und eine wundervolle Stille senkte sich über den Wald. Ralis holte tief Luft. »Ihr beide könnt jetzt herauskommen«, sagte er leise. »Ich kann euch vielleicht nicht sehen, aber ich weiß, daß ihr da seid.«
    Die junge Frau erschien zuerst. In ihren Beinkleidern aus geöltem schwarzem Leder und einer Tunika aus grauer Wolle erhob sie sich aus dem Gebüsch und grinste den alten Mann an. »Du wirst scharfsichtiger, Ralis«, stellte sie fest.
    Er nickte und wandte sich nach rechts. Der Mann trat hervor. Wie Miriel trug er Beinkleider aus schwarzem Leder und eine Tunika, doch er hatte darüber hinaus noch schwarze Ketten-Schulterstücke und ein Wehrgehänge umgelegt, von dem drei Wurfmesser herabhingen. Ralis schluckte. Dieser stille Mann aus den Bergen hatte etwas an sich, das den alten Kesselflicker schon immer beunruhigt hatte, seit sie sich vor zehn Jahren zum erstenmal auf diesem Berg begegnet waren. Er hatte oft darüber nachgedacht. Es lag nicht daran, daß Dakeyras ein Krieger war – Ralis hatte viele Krieger gekannt –, und es war auch nicht die wölfische Art, mit der er sich bewegte. Nein, es war etwas Undefinierbares, das Ralis an Sterblichkeit denken ließ. So dicht neben Dakeyras zu stehen hieß irgendwie, dem Tod nahe zu sein. Er schauderte.
    »Schön, dich zu sehen, alter Mann«,
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