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Die Drenai-Saga 2 - Der Schattenprinz

Die Drenai-Saga 2 - Der Schattenprinz

Titel: Die Drenai-Saga 2 - Der Schattenprinz
Autoren: David Gemmell
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dich gebeten, mit mir zu sprechen?«
    »Nein. Aber sie ist verwirrt, unsicher. Ich glaube nicht, daß sie dich liebt. Ich glaube, sie ist dankbar und versucht, es dir zu zeigen.«
    »Ich nehme, was ich bekommen kann, seit ich kein Gesicht mehr habe«, sagte er bitter.
    »Das glaube ich dir nicht.«
    »Laß mich in Ruhe, Rayvan. Bitte!«
    Als sie gegangen war, blieb Ananais noch stundenlang sitzen, ohne schlafen zu können. In Gedanken durchlebte er all seine Triumphe noch einmal, doch seltsamerweise lag in diesen Erinnerungen keine Befriedigung mehr. Jubelnde Mengen, gefügige Frauen, neidische Männer – er fragte sich, ob er das alles wirklich so sehr genossen hatte.
    Wo waren die Söhne, die er hätte aufziehen sollen?
    Wo war die Frau seines Herzens?
    Valtaya?
    Sei ehrlich zu dir selbst, Mann. War es jemals Valtaya? Wärst du immer noch der Goldene, würdest du auch nur einen zweiten Blick auf sie verschwenden? Die Sonne ging am Horizont auf, und Ananais kicherte, dann lachte er laut.
    Ach, zum Teufel! Er hatte so gut gelebt, wie ein Mann nur leben konnte.
    Bedauern hatte keinen Sinn. Die Vergangenheit war tot, und die Zukunft war ein blutiges Schwert in einem Tal in Skoda.
    Du bist fast fünfzig, sagte er sich, und du bist noch immer stark. Männer folgen dir. Das Volk der Drenai ist von dir abhängig. Vielleicht ist dein Gesicht nicht mehr vorhanden, aber du weißt, wer du bist.
    Ananais, der Goldene.
    Schwarzmaske. Ceskas Fluch.
    Ein Signalhorn ertönte. Ananais stemmte sich hoch und ging zurück auf die Brüstung.
     
    Renya lag schon die dritte Nacht wach, wütend und verunsichert. Die Wände ihres kleinen Zeltes schienen sie niederzudrücken; die Hitze lastete schwer auf allem. Seit zwei Tagen bereiteten die Nadir sich nun auf den Krieg vor, sammelten Proviant und wählten sorgfältig ihre Ponys aus. Tenaka hatte zwei Kriegsherren bestimmt, die ihn begleiten sollten: Ingis und Murapi. Renya hatte dies von Subodai erfahren, denn seit der Nacht vor der Schamanen-Queste hatten Tenaka und sie kein Wort miteinander gewechselt.
    Sie setzte sich auf und warf die Schaffelldecke zu Boden. Sie war müde, aber so angespannt wie ein Bogen. Sie wußte warum, aber das Wissen nutzte ihr nichts. Sie befand sich in einer Zwickmühle, gefangen zwischen ihrer Liebe zu dem Mann und dem Haß auf seine Mission. Und sie war verloren, denn ihre Gedanken kreisten unablässig um ihn.
    Renyas Kindheit hatte vor allem aus Zurückweisung bestanden, denn sie war mißgestaltet und konnte bei den Spielen der anderen Kinder nicht mithalten. Sie spotteten über ihr lahmes Bein und ihren krummen Rücken, und so zog sie sich in ihr Zimmer zurück … und in ihre Gedanken. Aulin hatte Mitleid mit ihr gehabt und ihr mit Hilfe der Schreckensmaschinen das Geschenk der Schönheit verliehen. Aber auch wenn sie sich äußerlich verändert hatte – im Innern war Renya dieselbe geblieben – mit Angst vor Zuneigung, Angst vor Liebe, weil dies bedeutete, sein Herz zu öffnen und Mauern niederzureißen. Doch die Liebe hatte sie getroffen wie das Messer eines Angreifers, und sie fühlte sich hereingelegt, betrogen. Tenaka war ein Held gewesen, ein Mann, dem sie vertrauen konnte. Und so hatte sie das Messer willkommen geheißen. Jetzt aber mußte sie feststellen, daß es in Gift getaucht war.
    Sie konnte nicht mit ihm leben. Sie konnte nicht ohne ihn leben.
    Das stickige Zelt bedrückte sie, und so ging sie hinaus in die Nacht. Das Lager dehnte sich über fast einen Kilometer aus. Tenakas Zelt bildete das Zentrum. Subodai stöhnte und drehte sich um, als sie vorbeiging. »Schlaf, Weib!« murmelte er.
    »Ich kann nicht.«
    Er fluchte, setzte sich auf und kratzte sich den Kopf. »Was ist los mit dir?«
    »Das geht dich nichts an!«
    »Seine Frauen stören dich«, entschied Subodai. »Das ist für eine Drenai-Frau ganz normal. Gierig.«
    »Das hat nichts mit seinen Frauen zu tun«, fauchte Renya.
    »Behauptest du! Wie kommt es dann, daß er dich aus seinem Bett geworfen hat, he?«
    »Ich habe mich selbst hinausgeworfen.«
    »Hm. Du bist eine attraktive Frau, daß muß ich schon sagen.«
    »Schläfst du deshalb vor meinem Zelt? Wartest du darauf, daß ich dich hineinhole?«
    »Psst! Das darfst du nicht mal flüstern«, sagte Subodai ein wenig lauter. »Ein Mann könnte deswegen seinen Kopf verlieren – oder Schlimmeres. Ich will dich nicht, Frau. Du bist merkwürdig, richtig verrückt. Ich habe dich wie ein Tier heulen gehört und gesehen, wie du diese
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