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Die Drenai-Saga 2 - Der Schattenprinz

Die Drenai-Saga 2 - Der Schattenprinz

Titel: Die Drenai-Saga 2 - Der Schattenprinz
Autoren: David Gemmell
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erzählte mir, daß seine Forschungen bewiesen, daß die Maschinen gebaut worden waren, um bestimmte Krankheiten zu heilen, unter denen die Alten litten. Aber anstatt sie für diesen Zweck zu benutzen, schufen Ceskas Adepten die Bastarde. Zuerst wurden sie nur für die Arena gebraucht, wo sie sich gegenseitig in Stücke rissen, als Nervenkitzel für die Zuschauer. Aber schon bald erschienen sie auf den Straßen von Drenan, trugen Rüstung und die Abzeichen von Ceskas Wache.
    Aulin gab sich die Schuld daran und reiste nach Delnoch, um die Kammer des Lichts unter der Inneren Festung zu untersuchen – vergeblich. Dann bestach er einen Wächter und versuchte, durch das Land der Sathuli zu flüchten. Aber die Jagd begann, und wir wurden stattdessen nach Süden gehetzt.«
    »Wo bist du in diese Geschichte hineingeraten?« fragte er.
    »Du hast nicht nach mir gefragt, sondern nach Aulin.«
    »Ich frage jetzt aber dich.«
    »Kann ich ein wenig Haferbrei bekommen?«
    Er nickte, berührte prüfend den Kessel und reichte ihn ihr. Sie aß schweigend und gab Tenaka dann den Rest. Als sie ihre Mahlzeit beendet hatten, lehnte der Krieger sich an den kalten Felsen.
    »Dich umgibt ein Geheimnis, junge Dame. Aber belassen wir es dabei. Ohne Geheimnisse wäre die Welt ein trauriger Ort.«
    »Die Welt ist ein trauriger Ort«, sagte sie, »voller Tod und Schrecken. Warum ist das Böse so viel stärker als die Liebe?«
    »Wer sagt das?« entgegnete er.
    »Du hast nicht unter den Drenai gelebt. Männer wie Aulin werden wie Verbrecher gejagt. Bauern werden niedergemetzelt, weil sie es nicht schaffen, wahnwitzig große Getreideernten abzuliefern, und die Arenen sind voll von geifernden Mengen, die es genießen, wenn Tiere Frauen und Kinder in Stücke reißen. Das ist abscheulich! Alles!«
    »Es wird vorübergehen«, sagte er sanft. »Aber jetzt sollten wir schlafen.« Er streckte die Hand nach ihr aus, doch sie wich zurück, in ihren Augen stand plötzlich Angst. »Ich will dir nichts tun, aber wir müssen das Feuer verlöschen lassen. Wir werden die Wärme teilen, aber das ist auch alles. Vertrau mir.«
    »Ich kann allein schlafen«, sagte sie.
    »Na schön.« Er band seine Decke los und reichte sie ihr; dann wickelte er sich in seinen Mantel, lehnte den Kopf an den Felsen und schloß die Augen.
    Renya streckte sich auf dem kalten Boden aus und bettete den Kopf auf den Arm.
    Als das Feuer erlosch, nahm die Nachtkälte zu und drang in ihre Glieder. Renya erwachte, unkontrolliert zitternd, und setzte sich auf, um ihre gefühllosen Beine warmzurubbeln.
    Tenaka öffnete die Augen und streckte die Hand aus. »Komm«, sagte er.
    Sie ging zu ihm, und er öffnete seinen Mantel, wickelte sie mit hinein und zog sie an seine Brust, ehe er die Decke über sie beide breitete. Noch immer zitternd, kuschelte sie sich an ihn.
    »E-e-erzähl mir von den tönernen Diamanten«, bat sie.
    Er lächelte. »Der weise Mann hieß Kias. Er sagte, zu viele Leute gingen durchs Leben, ohne innezuhalten und sich an dem zu erfreuen, was sie haben. Er erzählte von einem Mann, der von einem Freund einen Tonkrug bekam. Der Freund sagte: ›Schau ihn dir an, wenn du Zeit hast.‹ Aber er war nur ein schlichter Krug aus Ton, und der Mann stellte ihn beiseite und lebte sein Leben weiter und verbrachte seine Zeit damit, Reichtümer anzuhäufen. Eines Tages, als er alt war, nahm er den Krug und öffnete ihn. Darin lag ein riesiger Diamant.«
    »Das verstehe ich nicht.«
    »Kias behauptete, das Leben wäre wie dieser Tonkrug. Solange wir es nicht genau anschauen und verstehen, können wir uns nicht daran erfreuen.«
    »Manchmal raubt dir das Verständnis auch die Freude«, wisperte sie.
    Er sagte nichts, sondern richtete die Augen auf den Nachthimmel und die fernen Sterne. Renya versank in einen traumlosen Schlaf; ihr Kopf fiel nach vorn, so daß die Wollkapuze verrutschte, die sonst ihr kurzgeschnittenes Haar bedeckte. Tenaka wollte sie wieder hochziehen, hielt aber inne, als seine Hand ihren Kopf berührte. Das Haar war nicht kurzgeschnitten – es war so lang, wie es nur sein konnte. Denn es war kein Haar, sondern dunkles Fell, weich wie Zobel. Sanft zog er die Kapuze wieder hoch und schloß die Augen.
    Das Mädchen war ein Bastard, halb Mensch, halb Tier.
    Kein Wunder, daß sie sich nichts aus dem Leben machte.
    Gibt es auch für Wesen wie sie tönerne Diamanten? fragte er sich.

3
    An der Drachen-Kaserne zwängte sich ein Mann durch das Gebüsch vor dem Exerzierplatz. Er
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