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Die Drenai-Saga 2 - Der Schattenprinz

Die Drenai-Saga 2 - Der Schattenprinz

Titel: Die Drenai-Saga 2 - Der Schattenprinz
Autoren: David Gemmell
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um.
    Vier Krieger waren aus dem Schutz der Bäume getreten und kamen mit gezogenen Schwertern auf sie zu.
    »Laß mich«, sagte sie.
    »Sei still.«
    Er löste sein Bündel und ließ es in den Schnee gleiten. Dann schob er seinen Mantel von den Schultern, so daß seine Schwertscheide und das Jagdmesser sichtbar wurden. Er ging zehn Schritte auf die Krieger zu; dann wartete er und musterte sie abschätzend.
    Sie trugen die rot-bronzenen Brustplatten Delnochs.
    »Was sucht ihr hier?« fragte Tenaka, als sie näherkamen.
    Keiner der Soldaten erwiderte etwas, was sie als Veteranen auswies; stattdessen schwärmten sie aus – bereit für den Angriff des Kriegers.
    »Sprecht – oder der Kaiser bekommt eure Köpfe!« sagte Tenaka. Sie hielten inne, und ihre Blicke fuhren zu einem Schwertkämpfer mit scharfgeschnittenen Zügen, der zu ihrer Linken stand. Seine blauen Augen blickten kalt und bösartig.
    »Seit wann macht ein Wilder aus dem Norden Versprechen an den Kaiser?« zischte er.
    Tenaka lächelte. Die Männer waren stehengeblieben und warteten auf eine Antwort – und damit hatten sie ihre Stoßkraft verloren.
    »Vielleicht sollte ich es erklären«, sagte er, immer noch lächelnd, und ging auf den Mann zu. »Es ist so …«, seine Hand schoß vor und nach oben und krachte dem Mann mit ausgestreckten Fingern in die Nase. Der dünne Knorpel riß bis zum Hirn auf, und er fiel ohne einen Laut zu Boden. Sofort wirbelte Tenaka herum und sprang, sodaß seine Stiefel einen zweiten Gegner an der Kehle trafen. Noch im Sprung zog er sein Jagdmesser. Auf den Fußballen landend, schoß er herum, parierte einen Hieb und grub die Klinge in den Hals des dritten Mannes. Der Vierte stürmte mit erhobenem Schwert auf Renya zu. Sie stand ruhig da und beobachtete ihn ohne Interesse.
    Tenaka warf das Jagdmesser. Es traf den Mann mit dem Griff an der Helmkante. Aus dem Gleichgewicht gebracht, taumelte er in den Schnee und verlor dabei sein Schwert. Tenaka rannte auf ihn zu, als er versuchte, auf die Füße zu kommen. Dann warf er sich auf den Rücken des Mannes, so daß er wieder zu Boden ging und ihm der Helm vom Kopf fiel. Tenaka packte ihn an den Haaren, zog den Kopf zurück, griff das Kinn des Mannes und drehte es ruckartig nach links. Sein Genick brach wie ein trockener Ast.
    Tenaka hob sein Messer auf, wischte es sauber und steckte es ein. Er blickte prüfend über die Lichtung. Alles war ruhig.
    »Nadir sind wir«, flüsterte er mit geschlossenen Augen.
    »Sollen wir gehen?« fragte Renya.
    Verwirrt nahm er ihren Arm und sah ihr in die Augen.
    »Was ist los mit dir? Willst du sterben?«
    »Nein«, antwortete sie abwesend.
    »Warum bist du dann einfach stehengeblieben?«
    Tränen stiegen ihr in die nachtdunklen Augen und liefen ihr über die Wangen, doch ihr blasses Gesicht zeigte keinerlei Ausdruck.
    Er wischte ihr eine Träne ab.
    »Bitte, faß mich nicht an«, flüsterte sie.
    »Jetzt hör mir mal zu. Der alte Mann wollte, daß du lebst. Er hat dich geliebt.«
    »Das spielt keine Rolle.«
    »Es spielte eine Rolle für ihn

    »Spielt es eine Rolle für dich

Die Frage traf ihn so kalt wie ein Windstoß, und er suchte in seinem Innern nach der richtigen Antwort.
    »Ja.« Die Lüge ging ihm leicht über die Lippen, und erst, als er sie ausgesprochen hatte, erkannte er, daß es gar keine Lüge war. Sie schaute ihm tief in die Augen, dann nickte sie. »Ich werde mit dir kommen«, sagte sie. »Aber eins mußt du wissen: Ich bin ein Fluch für alle, die mich lieben. Der Tod verfolgt mich, denn ich hätte nie das Leben kosten dürfen.«
    »Der Tod verfolgt jeden, und er versagt nie«, erwiderte Tenaka.
    Gemeinsam wanderten sie nach Süden. Bei dem steinernen Drachen blieben sie stehen. Eisregen war auf seine Flanken gefallen und hatte ihm einen diamantenen Schimmer verliehen. Tenaka blieb die Luft weg, als er das Gesicht betrachtete – das Wasser war auf die zersprungenen Fänge des Oberkiefers gelaufen, hatte neue Zähne aus funkelndem Eis geschaffen und auf diese Weise die Pracht des Drachen erneuert, seine Macht wiederhergestellt.
    Tenaka nickte, als würde er eine leise Botschaft hören.
    »Er ist schön«, sagte Renya.
    »Viel mehr als das«, sagte Tenaka leise, »er lebt.«
    »Lebt?«
    »Hier drin«, antwortete er und berührte sein Herz. »Er heißt mich zu Hause willkommen.«
     
    Den ganzen Tag über eilten sie nach Süden. Tenaka sprach nur wenig; stattdessen konzentrierte er sich auf die unter dem Schnee verborgenen
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