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Die Drenai-Saga 2 - Der Schattenprinz

Die Drenai-Saga 2 - Der Schattenprinz

Titel: Die Drenai-Saga 2 - Der Schattenprinz
Autoren: David Gemmell
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den Bastarden überlassen! Ich kann nicht
!
Verstehst du nicht? Mein ganzes Leben war Versagen – mein Tod muß etwas bewirken.«
    Tenaka schob die Hand des alten Mannes fort und stand auf.
    »Jetzt hör du mir zu«, sagte er. »Ich bin hier, um Ceska zu töten. Ich erwarte nicht, daß ich am Leben bleibe, doch ich habe weder die Zeit noch den Wunsch, deine Verantwortung zu übernehmen. Wenn du willst, daß das Mädchen nach Sousa kommt, dann werde gesund. Setze deine Willenskraft ein.«
    Plötzlich lächelte der alte Mann, und alle Spannung und Furcht fielen von ihm ab. »Du willst Ceska töten?« wisperte er. »Ich kann dir etwas Besseres raten.«
    »Besser? Was könnte besser sein?«
    »Bringe ihn zu Fall. Beende seine Herrschaft.«
    »Wenn ich ihn töte, ist das erreicht.«
    »Ja. Aber dann würde einer seiner Generäle die Macht übernehmen! Ich kann dir das Geheimnis verraten, mit dem du sein Reich zerstören und die Drenai befreien kannst.«
    »Wenn das eine Geschichte von Zauberschwertern und magischen Sprüchen ist, vergeudest du nur deine Zeit. Diese Geschichten habe ich allesamt schon gehört.«
    »Ich will dir keine Geschichte erzählen. Versprich mir nur, daß du Renya beschützen wirst, bis sie in Sousa ist.«
    »Ich werde darüber nachdenken«, sagte Tenaka. Wieder drohte das Feuer zu verlöschen, und er legte das letzte Holz auf die Flammen, ehe er den Raum verließ, um das Mädchen zu suchen. Er fand sie in der kalten Küche.
    »Ich will deine Hilfe nicht«, sagte sie, ohne aufzusehen.
    »Ich habe sie dir noch nicht angeboten.«
    »Es ist mir egal, ob sie mich fangen.«
    »Du bist zu jung, als daß dir das egal sein könnte«, sagte er, kniete neben ihr nieder und hob ihr Kinn. »Ich werde dafür sorgen, daß du sicher nach Sousa kommst.«
    »Glaubst du, er kann dir genug zahlen?«
    »Er sagt es jedenfalls.«
    »Ich mag dich nicht besonders, Tenaka Khan.«
    »Willkommen bei der Mehrheit!« erwiderte er. Er ging zu dem alten Mann zurück. Lachend riß er das Fenster weit auf, um die Winterluft ins Zimmer zu lassen.
    Vor ihm dehnte sich der Wald in weißer Unendlichkeit. Hinter ihm lag der alte Mann. Er war tot.
     
    Renya trat ins Zimmer, da sie sein Lachen gehört hatte. Aulins Arm war aus dem Bett gerutscht, und seine knochigen Finger deuteten auf den hölzernen Fußboden. Seine Augen waren geschlossen, sein Gesicht friedlich.
    Sie ging zu ihm und strich ihm zärtlich über die Wangen. »Nun mußt du nicht mehr davonlaufen, Aulin. Nun brauchst du keine Angst mehr zu haben. Möge die Quelle dich heimgeleiten!«
    Sie breitete eine Decke über sein Gesicht.
    »Jetzt bist du deiner Verpflichtung enthoben«, erklärte Renya dem schweigenden Tenaka.
    »Noch nicht«, erwiderte er und schloß das Fenster. »Er sagte, er wüßte einen Weg, um Ceskas Herrschaft zu beenden. Weißt du, was er damit gemeint hat?«
    »Nein.« Sie wandte sich ab und hob ihren Mantel auf. Ihr Herz war plötzlich leer. Dann hielt sie inne. Der Mantel entglitt ihren Fingern, als sie in das verlöschende Feuer starrte und den Kopf schüttelte. Die Wirklichkeit verblaßte. Was gab es denn, wofür zu leben sich lohnte?
    Nichts.
    Was zu lieben sich lohnte? Nichts.
    Sie kniete vor dem Feuer nieder und starrte hinein, ohne zu blinzeln, während ein furchtbarer Schmerz die Leere in ihrem Innern vertrieb. Aulins Leben war ein dauernder Strom von kleinen Freundlichkeiten, Zärtlichkeiten und Fürsorge gewesen. Er war niemals absichtlich grausam oder bösartig gewesen, und niemals gierig. Doch er hatte sein Leben in einer verlassenen Kaserne ausgehaucht – gejagt wie ein Verbrecher, verraten von seinen Freunden und verloren für seinen Gott.
    Tenaka beobachtete das Mädchen. In seinen violetten Augen war kein Gefühl zu lesen. Er war ein Mann, der an den Tod gewöhnt war. Langsam packte er seine Sachen in den Leinenbeutel; dann zog er Renya auf die Füße, legte ihr den Mantel um und schob sie sanft aus der Tür.
    »Warte hier«, bat er. Er ging zum Bett zurück und zog seine Decke vom Leichnam. Die Augen des alten Mannes hatten sich geöffnet, sodaß er den Krieger anzustarren schien.
    »Schlafe in Ruhe«, flüsterte Tenaka. »Ich werde auf sie achtgeben.« Er schloß dem Toten die Augen und faltete seine Decke zusammen.
    Draußen war die Luft kalt und frisch. Der Wind hatte nachgelassen, und die Sonne schien blaß von einem klaren Himmel. Tenaka sog langsam und tief die Luft ein.
    »Jetzt ist es vorbei«, flüsterte Renya.
    Tenaka sah sich
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