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Die dreizehnte Gabe: Der Dunkle Wald (Die 13. Gabe) (German Edition)

Die dreizehnte Gabe: Der Dunkle Wald (Die 13. Gabe) (German Edition)

Titel: Die dreizehnte Gabe: Der Dunkle Wald (Die 13. Gabe) (German Edition)
Autoren: Manuel Scherzinger
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seinem Rehkitz
graste auf der anderen Seite des Sees und keine Wolke verdarb den
strahlend blauen Himmel.
    Jäh
wurde das Tor des Stalles aufgestoßen und zwei Gestalten kamen
hektisch herausgeschossen. Als hätte jemand einen Schuss
abgegeben verstummten alle Vogelmelodien auf der Lichtung und um den
See. Die Rehe waren längst in den düsteren Wald geflohen.
Sofie überkam ein kalter Schauer und sie hätte am liebsten
den Grund für die Panik der kleinen Familie ignoriert. Doch sie
konnte nicht. Sie fuhr herum und blickte in die Richtung, aus der
lautes Gebrüll über die ehemals friedliche Lichtung hallte.
Ein Pfeil schoss auf sie zu und traf das Holzdach des Einsiedlers.
Als wäre sie aus Papier, fing die Hütte Feuer und dunkle
Rauchwolken waberten in den friedlich blauen Himmel.
    Sofie
hielt sich die Hand vor den Mund. Was würde aus dem Einsiedler
werden? Panisch blickte sie von der Eingangstür zum Stalltor,
doch er kam nicht heraus. Allein der dunkle Rauch zog triumphierend
durch Türen und Fenster in die klare Luft.
    Ihr
Blick zuckte wieder zu der kleinen Familie. Sie saßen in der
Falle! Vor ihnen der dunkelblaue See und hinter ihnen der wütende
Mopp. Sofie sah die vielen Reiter, die ihre Pferde zu schnellerem
Galopp anheizten und drohend ihre Schwerter und Lanzen in die Luft
stießen. Einige schossen ihre Pfeile, die im Flug Feuer fingen,
auf die Halbinsel. Sofie stand zu weit weg, doch sie konnte erkennen,
wie die Familie panisch nach einem Boot Ausschau hielt. Die Hütte
war ein einziges Flammenmeer. Das Dach polterte und drohte
einzustürzen.
    Der
wütende Mopp befand sich schon zur Hälfte auf der
Halbinsel, ein Angreifer schoss weiterhin brennende Pfeile auf das
Anwesen. Er traf einen Heuhaufen in der Nähe der Familie. Noel
gab seiner Frau einen Kuss auf die Wange und rannte auf die brennende
Hütte zu. Es war wie in einem Theater, Sofie stand am Ufer des
Sees und wagte nicht, sich dem Schauspiel zu nähern. Die ersten
Reiter der Wölfe zügelten ihre Pferde so ruckartig, dass
sie beinahe heruntergefallen wären. Sie hatten offensichtlich
Angst vor Noels Zauberkräften. Selbst Sofie hatte für einen
Augenblick gedacht, er würde die Reiter angreifen, stattdessen
schien er etwas in das Feuer zu werfen. Was immer es auch war, nun
zog er es wieder heraus und eine gleißende Wand aus hohen
Feuerzungen erhob sich zwischen Noel und den ersten beiden Reitern.
Sofie konnte nicht anders, als staunen. Der Reitermopp, bestehend aus
ungefähr zwanzig Männern, wich ein Stück zurück.
Einige Pferde warfen ihre Reiter ab und preschten davon. Der
Feuerpfeile schießende Reiter musste sein Pferd zügeln,
ehe er weitere Pfeile abfeuern konnte.
    In
dem Moment passierte etwas, das selbst Sofie überraschte. Ein
Hornsignal, so tief und lang gezogen, dass es nur etwas Bedrohliches
bedeuten konnte, schallte über die Lichtung und hallte in den
fernen Bergen wider. Die schützende Feuerwand züngelte
etwas zurück, ehe Noel sie mit seinen Händen wieder
heraufbeschwor. Die Pferde standen mit einem Schlag still und die
Reiter verstummten. Der Schütze steckte seine Pfeile in den
Köcher. Die unheimliche Stille setzte sich in Sofies Ohren fest.
Sie sah, wie
sich Mariana mit ihren Babys auf den Armen nervös bewegte, als
hoffte sie, das Signal wäre zu ihrem Gunsten ertönt. Welch
Irrtum.
    In
diesem Moment tauchte aus dem dunklen Morgenwald ein Ritter auf, der
mit seiner pechschwarzen Rüstung und seinem schwarzen Ross nur
Jemail sein konnte. Sofie hatte in ihren Vorlesungen einiges über
Jemail gehört und gelernt. Doch egal wie er beschrieben wurde,
kein Wort konnte ihn treffend darstellen. Anmutig und elegant ritt er
zügig den Weg auf die Halbinsel entlang. Ohne sichtbares Zeichen
verlangsamte er den Schritt seines Pferdes, ehe er bei seinen
Kriegern ankam. Voller Ehrfurcht dirigierten sie ihre Pferde zur
Seite, um ihrem Anführer den Weg freizumachen. Das Feuerschild
flimmerte, als drohe es, zu verschwinden.
    Der
schwarze Ritter hielt sein Pferd an. Er hatte nicht gesprochen. Sofie
würde es hören, da war sie sich sicher. Die Stimme dieses
Ritters würde die bedrohliche Stille, das leise Knistern der
brennenden Hütte durchdringen, laut und bedrohlich, als stünde
er neben ihr.
    Er
hob seinen rechten Arm und just in diesem Moment leuchtete die
Flammenwand auf und verschwand puffend im Boden. Sofie blinzelte
erschrocken. Hatte der schwarze Ritter die Flammenwand gerade
verschwinden lassen? Mit nur einer Handbewegung?
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