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Die dreizehnte Gabe: Der Dunkle Wald (Die 13. Gabe) (German Edition)

Die dreizehnte Gabe: Der Dunkle Wald (Die 13. Gabe) (German Edition)

Titel: Die dreizehnte Gabe: Der Dunkle Wald (Die 13. Gabe) (German Edition)
Autoren: Manuel Scherzinger
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wütend, dass sie fast
Kopfschmerzen davon bekam.
    »Ja,
aber lass es mich erklären, sie sind verschwunden vor …«
    »Das
ist mir egal! Du hättest es mir sagen müssen! Hast du auch
noch einen Hund mit deiner Frau oder vielleicht eine kleine
Katzenfamilie?«, schrie sie ihn wütend an. Ohne ein
weiteres Wort rannte sie aus dem Zimmer und stürmte durch die
Brücke in das Anwesen, nicht ohne jede Tür hinter sich
zuzuknallen. Sie rannte durch die alten Gänge des Hauses, und hielt, obwohl sie
keine Sportlerin war, ihr rasendes Tempo lange
bei, angetrieben von Verzweiflung und Wut. Sie hatte Angst, sobald
sie das Rennen aufhörte, würden ihre Gefühle die
Oberhand gewinnen. Während sie rannte, schossen nicht nur die
undeutlichen Silhouetten der Fenster, Blumenvasen und Wandlampen
vorbei, sondern auch flüchtige Gedanken. Hatte sie ihn wirklich
gemocht? Doch bevor ihr Magen ihr einen harten Stoß versetzen
konnte, verwarf sie diese Frage und die nächste bäumte sich
vor ihr auf. Wie sollte sie sich nun ihm gegenüber verhalten?
Offensichtlich war sie gezwungen, mehrere Monate vielleicht sogar
Jahre mit diesem Kerl in diesem Gebäude zu wohnen. Sie rannte
auf ein Treppenhaus zu. Wohin sie hastete, wusste sie nicht genau.
Sie wusste nur, dass sie vor dem Moment Angst hatte, in dem sie
stehen bleiben musste, und ihre wilden Gefühle und Gedanken über
sie hereinbrachen.

    L avinia
war gerade in ihrem Zimmer angekommen. Sie hatte den Mietvertrag
ihres Apartments gekündigt und brachte die letzten Kartons in
ihr Zimmer. Es sah aus wie ein Lagerhaus mit den ganzen
Industriekartons. Sie würde in den oberen Stockwerken sicherlich
Platz finden, wo sie die meisten Sachen unterbringen konnte. Sie
öffnete den Karton, den sie kurz vorher auf ihr Bett gestellt
hatte, und holte eine Keramiktasse, die von einem Deckel fest
verschlossen war, hervor, überlegte kurz und eilte zum großen
Garten des Anwesens. Sie wollte nicht den Hofgarten nehmen,
schließlich war der von hohen Wänden umzäunt. Es war
bereits dunkel. Sie öffnete die Schiebetür des
Wintergartens und lief bis zum Rand des Scheins, den das Licht des
Wintergartens auf den Rasen warf. Dann öffnete sie vorsichtig
den Deckel der Tasse und blinzelte auf eine kleine Hausspinne darin.
Sie verabschiedete sich von ihr, kippte die Tasse um und beobachtete,
wie die Spinne im hohen Rasen davonhuschte.
    »Pass
auf dich auf!«, wiederholte Lavinia, vergewisserte sich, dass
sie niemand sah, winkte ihr nach und ging zurück in das Haus.

    M axim
sah tief unten im Garten einen kleinen Schatten. Er saß mit
Roxy auf dem höchsten Turm des Anwesens und beobachtete den
Schatten, bis er wieder im Innern des Gebäudes verschwand.
    »Wie
geht es deinem Vater?«, fragte Roxy leise. Maxim schreckte auf,
er war tief in Gedanken versunken gewesen. »Meinem Vater geht
es gut, der Arzt meinte, er
wird durchkommen.«
    »Das
ist ja toll«, sagte Roxy und klang aufrichtig erleichtert. Sie
schauten über die dunkle Landschaft, ehe Maxim sich räusperte.
»Weißt du noch, das letzte Mal, also als wir hier
gesessen haben?«
    »Ja,
wir haben danach die verlorene Seite gefunden. Wie könnte ich
das vergessen?«
    »Das
meinte ich eigentlich nicht, ich meinte den …«
    »Sag
das jetzt nicht!« Roxy hatte drohend ihren Finger erhoben und
schaute ihm ernst ins Gesicht.
    »Ach
komm, so schlimm ist das doch nicht.« Maxim grinste schelmisch.
    »Wenn
du jemandem davon erzählst, werde ich dir das Genick brechen«,
sagte sie und stand auf. »Gute Nacht, bis morgen.«
    Sie
schloss die Augen und verschwand im schwarzen Rauch.

    Maxim
sah dem Rauch, der längst in der Schwärze der Nacht
verschwunden war, noch lange hinterher.

    199
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