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Die dreizehnte Gabe: Der Dunkle Wald (Die 13. Gabe) (German Edition)

Die dreizehnte Gabe: Der Dunkle Wald (Die 13. Gabe) (German Edition)

Titel: Die dreizehnte Gabe: Der Dunkle Wald (Die 13. Gabe) (German Edition)
Autoren: Manuel Scherzinger
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geboren worden war.«
    »Rathena?«,
flüsterte Sofie. Sie hatte den Namen in der Erinnerung gehört.
Es war die Freundin gewesen, um die sich Mariana gesorgt hatte,
sollten sie und ihr Mann aus Bonndorf fliehen.
    »Stimmt
genau! Die Wächter der Ayorwedie hielten es nicht für
angebracht, eine Magierin als Verräterin darzustellen, also
erwähnten sie Rathena in der Pangu nicht und reimten die
Geschichte so zusammen, wie du sie kennst.«
    Sofie
runzelte unbehaglich die Stirn.»Steht das auch hier?«
    »Die
Schriften beschreiben Rathena als Verräterin.«
    Sofie
atmete tief ein und hielt die Luft einige Sekunden in ihrer Lunge.
Das war doch Einiges, an das sie sich gewöhnen musste. Sie hatte
als treue Magierin ihr Leben lang an das Gesetz und die Religion als
dessen Säulen geglaubt. Nun verriet ihr ein alter Mann die
Wahrheit. Sie wusste nicht, weshalb, aber sie glaubte ihm.
    »Noel
und seine Familie flohen also durch das heutige Baden-Württemberg
direkt nach Bayern«, fuhr er fort. »Dort versteckten sie
sich im Bayerischen Wald, wo die Geschichte von Minoush der Einsamen
ihren Beginn nehmen sollte.«
    Wieder
erhob er seine Hand und hielt sie vor Sofies Gesicht. Als sie mit
ihrer Stirn seine kalten Fingerspitzen berührte, wurde sie
abermals rücklings umgerissen.

    *

    Sie
befand sich an einem angenehm warmen Ort, nicht zu heiß und
nicht zu kühl. Draußen war es dunkel. Sie blickte sich im
Raum um. Ein leises Schnaufen ließ sie erstarren. Sie stand in
einem Stall inmitten mehrerer schlafender Schafe. Etwas abseits in
einem Nest aus Stroh schliefen Minoush und Keila. Der Anblick ließ
Sofies Herz schneller schlagen. Trotz der angenehmen Temperatur
glitten ihr Schweißperlen über die Stirn. Sie wusste was
passieren würde. Sie kannte die Stelle aus der Pangu nur zu gut.
    Noel
und Mariana hatten sich auf die Suche nach einem Heiler begeben, als
Minoushs Zwillingsschwester Fieber bekommen hatte. Sie fanden ihn
dank eines Holzfällers auf einer kleinen Halbinsel inmitten
eines größeren Sees. Sofie versuchte, sich zu erinnern,
wie der Holzfäller geheißen hatte. Waldemar oder so
ähnlich. Sie versuchte, sich zu orientieren. Wo war die Stelle,
an der sich die Eltern nun befanden? Konnte sie durch den Stall in
das Haus des Einsiedlers gehen, ohne bemerkt zu werden? Sofie war
sich nicht sicher, ob sie für die längst vergangenen
Figuren der Geschichte unsichtbar war.
    Als
sie überlegte, was sie tun sollte, ging eine Holztür
knarrend hinter ihr auf und ein alter Mann kam hereinspaziert. Bei
seinem Anblick stand Sofies Herz still. Es war der gleiche Mann, wie
der ihr in der Höhle gegenübergestanden hatte. Der gleiche
Mann, der ihr nun diese Erinnerung zeigte. Er war kein Jahr jünger
und trug die gleiche alte Zinnbrille. Sein Haar war genauso grau und
seine Glatze ohne jedes Haar. Er stieg umsichtig über die
schlafenden Schafe hinweg. »Nur keine Angst, ich bin es«,
flüsterte er, als er bei den Babys angelangt war. Er hob einen
Stofffetzen vom Boden auf und werkelte daran herum, als plötzlich
das Geräusch von sich nähernden Schritten aufkam. Der Alte
ließ den Fetzen fallen und huschte aus dem Stall. Eine zweite
Tür öffnete sich, sie führte hinaus zu dem großen
See, den Sofie aus der Pangu kannte. Die nackte Mariana und der
nackte Noel kamen herein, beide waren pitschnass. Sie waren dem
Anschein nach Schwimmen gewesen, während ihre Babys ruhig im
Stroh schliefen. Das stand aber nicht in der Pangu, dachte Sofie
verächtlich. Was hatten die Wächter der Ayorwedie noch
weggelassen oder nach Belieben verändert?
    »Sieh
nur, es geht ihr wieder besser!«, sagte Mariana, als sie den
Stofffetzen vom Boden aufhob und ihn anzog. Sie hatte sich kurz über
Keila gebeugt und ihrem Atem gelauscht.
    »Gut,
wenn sie wieder gleichmäßig atmet, können wir morgen
aufbrechen.« Stille trat ein, ehe Mariana tief seufzte und Noel
seinen Arm um ihre Schulter legte.
    »Du
weißt, wir dürfen uns nicht zu lange an einem Ort
aufhalten. Die Wölfe verfolgen uns immer noch.«
    Kurz
strich Noel ihr über die Wange, Sofie konnte nicht sehen, ob sie
weinte oder nicht. Die Schatten der Eltern legten sich neben ihre
Kinder und kurze Zeit später konnte Sofie ein leises Schnarchen
hören. Es musste von Noel kommen, seine Frau weinte leise in
seine Brust.
    Ein
starker Ruck zerrte an ihr und sie stand plötzlich auf einer
Wiese hinter der Hütte und dem Stall. Es war Morgen. Vögel
zwitscherten vergnügt ihre Melodien, ein Reh mit
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