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Die drei ??? und das Volk der Winde

Die drei ??? und das Volk der Winde

Titel: Die drei ??? und das Volk der Winde
Autoren: Rose Estes
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nicht zulassen, daß du entkommst.«
    »Fang bloß nicht schon wieder an!« brüllte Shady, während ein heftiger Erdstoß den Raum erbeben ließ. »Hör zu, Alter – red mit den Wachen!«
    »Nein«, sprach der Stammesälteste. »Das Zuhören ist an uns – nun sprechen die Götter.«
    Pamir gab zwei Bewachern einen kaum wahrnehmbaren Wink, und der Anwalt wurde mit so blitzartiger Schnelligkeit überwältigt, daß alle Umstehenden nur stumm zusehen konnten. Da lag nun Shady Zindler in seinem eleganten Seidenanzug am Boden, an Händen und Füßen mit starken Stricken gefesselt, und offenbar hatte es ihm fürs erste die Sprache verschlagen.
    Justus überlegte mittlerweile fieberhaft. Wie sollte er es zuwege bringen, den Häuptling des Volkes der Winde dazu zu überreden, daß er den rettenden Weg aus der Höhle freigab? Doch Pamir erschien nun gänzlich unansprechbar, im übrigen aber – wie auch die außer ihm anwesenden Angehörigen seines Stammes – völlig ruhig und schicksalsergeben.

Ehrung für die drei ??? 
    Seit zwei oder drei Minuten waren allerdings keine Erdstöße mehr zu spüren gewesen. Da faßte sich Justus ein Herz. »Verzeiht mir, Pamir, wenn ich meine Worte sehr deutlich wähle«, wandte er sich an den Stammeshäuptling. »Aber wozu schicktet Ihr Martin – oder Idriss, wie Ihr ihn hier nennt – in die Welt des weißen Mannes, auf die Schule und die Universität?«
    »Damit er diese Welt kennenlernt und zum Wohl unseres Stammes weise zu handeln vermag«, antwortete Pamir. »Dies pflegen wir seit vielen, vielen Jahren so zu handhaben. Ich selbst wurde als junger Mann auch nach Ruxton entsandt, um mit dem dort erworbenen Wissen meinen eigenen Großvater beraten zu können.« »Und wart Ihr und er stets einer Meinung?«
    »Nein, oftmals nicht.« Pamirs Haltung war abweisend.
    »Was geschah, wenn beide verschiedener Meinung waren?«
    »Dann erörterten wir die verschiedenen Standpunkte in Rede und Gegenrede. Wenn einer den anderen nicht zu überzeugen vermochte, dann gab jeder so weit nach, bis eine friedliche Einigung erzielt war.«
    »Habt Ihr und Martin das ebenso gehalten?« fragte Justus behutsam.
    »Nein!« rief der alte Mann erregt. »Aber ich wählte mir auch keine Fremde zur Frau, und ich raubte keinen Wächter!«
    »Meine Nichte ist ein gutes Mädchen«, meldete sich Arnold Brewster zu Wort, »und sie liebt Martin über alles. Er hat versucht, mit Euch zu reden, Pamir, aber Ihr wolltet ihn nicht anhören.«
    Zum ersten Mal wirkte Pamir unsicher.
    Da warf Bob mutig und überlegt ein: »Wenn es Martins Aufgabe ist, das Wohl des Stammes zu mehren und Euch mit dem in der Außenwelt erworbenen Wissen sachkundig zu beraten, dann meine ich doch, Ihr solltet ihn ungehindert darlegen lassen, was er für die Zukunft des Volkes der Winde plant. Mein Vater sagt oft, ehe man eine Entscheidung trifft, soll man alle Fakten und Gesichtspunkte aufgeschlossen prüfen.«
    »Die Fakten hier unten sind ja wohl nicht mehr zu überhören!« stieß Peter angstvoll hervor. Denn gerade ließ wieder ein gewaltiger Erdstoß den Boden erzittern.
    Pamir schien sich für einen Augenblick ganz in sich selbst zurückzuziehen. Dann lächelte er und sagte: »Kommt mit. Wir wollen die Götter untereinander sprechen lassen.«
    Er rief Zindlers Bewacher zu sich und gab ihnen kurze Anweisun-gen. Darauf befreiten die Männer den Anwalt von seinen Fesseln, und stumm erhob sich Shady. Diesmal nahm er sich nicht die Zeit – oder er nahm es sich nicht heraus –, den Staub von seinem Anzug zu wischen.
    Dicht gedrängt folgte die kleine Schar dem Greis durch mehrere von Erdstößen geschüttelte Gänge, bis sie schließlich unvermutet aus der dunklen Höhle in die Morgensonne hinaustraten. Sie gesellten sich zu anderen Mitgliedern des Stammesvolkes inmitten des verborgenen Tales, und alle blickten auf die bebenden Bergriesen. Mächtige Felsbrocken lösten sich von den Steilhängen und polterten krachend auf die Ebene hinunter. Und dann zerriß die gesamte Fläche der Felswand, in der die Höhle lag, und das Massiv stürzte in sich zusammen. Damit war der Eingang zur Höhle unter tonnenschweren Gesteinsmassen begraben.
    »Die Götter haben gesprochen«, flüsterte Pamir, als die Erde wieder zur Ruhe gekommen war. »Nun ist das Volk der Winde ausgestoßen.«
    »Nein, Großvater! Wir sind in Sicherheit«, entgegnete Martin.
    »Hier ist unsere Heimat. Wir werden künftig unter freiem Himmel in diesem Tal leben, und unsere Götter wie
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