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Die Drachenlanze (Die Saga von den drei Königreichen) (German Edition)

Die Drachenlanze (Die Saga von den drei Königreichen) (German Edition)

Titel: Die Drachenlanze (Die Saga von den drei Königreichen) (German Edition)
Autoren: Konstantin Josuttis
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die Daaria und er hindurchlaufen mussten, um zu dem Mann zu gelangen, der am Ende der Reihen stand und der sie mit jenem für diesen Ort so typischen Blick anstarrte. Staer‘cui war anfangs zögerlich losgelaufen und hatte sich dann gezwungen mit festem Schritt weiterzugehen und war vor diesem Mann stehen geblieben, der wohl so etwas wie der Dorfälteste sein musste. Er hatte dann gelächelt und sich verbeugt, dann, als keine Reaktion gekommen war, hatte er das Fuchsfell, das er in seiner Tasche verwahrt hatte, vor dem Alten ausgelegt, um seine guten Absichten zu zeigen. Der Blick des Mannes, der ihm gegenüber stand, blieb ausdruckslos. Hilflos hatte sich Staer’cui nach Daaria umgeschaut, die ihrerseits keine Lösung zu kennen schien. Gerade als Staer’cui ansetzen wollte, etwas zu sagen, hob der Alte seine Hand und führte seinen Zeigefinger vor seinen Mund, so als hätte er gewusst, dass sein Gast gerade anfangen wollte zu sprechen und als sei das in diesem Ort nicht erwünscht.
    Und als Daaria , die diese Geste wohl nicht gesehen hatte, ihrerseits anfing Menschen auf Cu Ca‘el anzureden, taten diese, was der Dorfälteste zuvor getan hatte: sie führten ihre Zeigefinger zu ihren Mündern. Dann, nach und nach, löste sich die Gruppe der Menschen auf und jeder schien wieder seinem Tageswerk nachzugehen. Auch der alte Mann drehte sich um und ging in eines der Holzhäuser, die wahllos an den Berg gebaut waren. Nach kurzer Zeit war nur noch eine alte Frau übrig geblieben, die auf einem Baumstamm saß und zumindest als einzige so etwas wie ein Lächeln gezeigt hatte.
    Staer’cui und Daaria hatten sich an jenem ersten Tag nicht getraut, überhaupt miteinander zu reden. Sie hatten abgewartet, wie der Tag weiter verlaufen würde und hatten geduldig gehofft, dass ihnen jemand ein Zeichen geben würde – irgendein Zeichen, sei es, dass sie willkommen waren oder dass sie gehen mussten. Doch nichts dergleichen geschah. Die Menschen, die von der Arbeit kamen, gingen wortlos an den beiden vorbei in ihre Häuser und zogen die Türen hinter sich zu, so als seien die zwei gar nicht vorhanden.
    Staer’cui wollte aufstehen und gehen. Er war mittlerweile erbost, dass die Menschen in diesem sel tsamen Ort es nicht für notwendig erachteten Gäste zu begrüßen. Aber als er aufstand und Daarias Hand in die seine nahm, spürte er, dass es wichtig war, an diesem Ort zu verweilen. Er fragte sich, was für einen Sinn das machen würde, wenn er niemanden nach dem Verbleib der Drachenlanze fragen könnte, aber dennoch war das Gefühl deutlich vorhanden.
    Als letztes war die alte Frau aufgestanden und in einem der Häuser verschwunden. Staer’cui wollte aufstehen und schreien, aber er spürte ebenfalls, dass Sprechen in diesem Ort eine Ursünde sein musste. Also stand er auf und blickte sich um. Am Rand der Häuser, die an den Berg gebaut waren, stand eine Hütte, deren Tür offen stand. Er gestikulierte Daaria zu, dass sie ihm folgen sollte und so fanden sie zumindest den Ort, den sie in den letzten drei Tagen als ihr Zuhause betrachteten. Niemand verweigerte ihnen den Zutritt zu dieser Hütte und niemand intervenierte, als sie ihre Pferde davor abstellten und ihre Sachen hineintrugen. Der Innenraum war leer. Es gab nur ein Fenster, allerdings waren die Holzpfähle, auf denen das Dach errichtet worden war, nicht gerade geschnitten, sodass Licht durch die einfache Holzwand fiel.
    So hatten sie die ersten drei Nächte an diesem sprachlosen Ort verbracht. Staer’cui schaute sich um, um sicherzustellen, dass niemand in der Nähe war. Sie waren den Berg weiter hinaufgelaufen. Da aria war zwischenzeitlich stehen geblieben, doch immer, wenn sie sich alleine glaubten, sahen sie aus der Ferne einen der Dorfbewohner auftauchen. Nun blickte er sich um und sah außer den kahlen Bergen um sie herum niemanden. Sie waren auf einem Felsvorsprung, der ihnen eine Sicht über das ganze Tal freigab.
    „Ich kann nicht mehr“, flüsterte er. Sie kicherte. „Sprechen, endlich wieder sprechen.“ Beide mus sten lachen. „Was ist das nur für ein Ort…“ sagte Daaria, während sie den Kopf schüttelte.
    „Der Ort der Sprachlosen“, meinte Staer’cui.
    „Aber was sind das für Menschen? Warum sprechen die nicht?“
    „Vielleicht sind es Urduk?“
    Daaria schaute Staer’cui an, um zu überprüfen, ob seine Frage ernst gemeint war. „Nein, das glaube ich nicht. Diese Menschen sehen aus, als hätten sie Angst. Ich frage mich nur, was das alles
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