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Die Drachenlanze (Die Saga von den drei Königreichen) (German Edition)

Die Drachenlanze (Die Saga von den drei Königreichen) (German Edition)

Titel: Die Drachenlanze (Die Saga von den drei Königreichen) (German Edition)
Autoren: Konstantin Josuttis
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Im ersten Moment hüpfte ihr Herz, da sie sich nach Menschen und Zuflucht sehnte. Aber ihr Verstand sagte ihr, dass es besser sei, sich weiterhin versteckt zu halten, deshalb lief sie weiter an der Grenze zwischen Feld und Wald entlang und ging nicht querfeldein in die Richtung aus der der Rauch kam. Nach einer Stunde lag der Rauchstreifen, der sich in den Himmel schlängelte, nicht mehr östlich, sondern südlich von ihr. Sie lehnte sich an einen Baum und atmete heftig. Sie wusste, dass es nun sicherer war, in den Wald zurückzukehren, um sich dort einen Schlafplatz zu suchen. Aber sie ging nach Süden.
    Die ersten Menschen traf sie unmittelbar vor dem Weiler. Es war ein Bauer, der einen Ochsen hinter sich her zog. Cyril sah aus der Entfernung, wie der Bauer einem kleinen Kind, das ihn begleitet hatte, etwas zurief und das Kind dann in den Ort zurücklief. Der Mann blieb stehen und blickte Cyril, die langsam näherkam, misstrauisch an. Sie sah, dass er seine Mistgabel fest umklammert hielt. Cyril überlegte nicht lange. Sie wusste, dass sie dem Wohlwollen der Leute hier ausgeliefert war. Sie ging auf den Bauer zu und sprach ihn an: „Guter Mann. Ich bin aus gutem Hause. Adelig. Ich habe mich verirrt und würde mich erkenntlich zeigen, wenn ihr mir helft.“ Es fiel ihr schwer, diesen grobschlächtigen Mann, der immer noch grimmig dreinblickte, so vornehm anzusprechen, doch sie hatte sich bewusst entschieden, freundlich zu sein. Sie erwartete, dass der Mann sie nun nach Hause führen und ihr Brot anbieten würde. Stattdessen richtete er seine Forke auf sie und sagte etwas in einer ihr unbekannten Sprache. Erst jetzt wurde ihr bewusst, dass sie sich in einem Teil des ihr ohnehin unbekannten Landes befand, den sie vorher noch nie außerhalb des Klosters besucht hatte.
    Sie ging auf den Mann zu und versuchte langsam zu sprechen. „Du Bauer. Ich reiche Frau. Du bri nge mich…“ Auf einmal lag sie auf dem Boden im Dreck. Ihre rechte Gesichtshälfte brannte fürchterlich. Sie schaute auf und sah den Bauern mit geballten Fäusten über ihr stehen. Er schrie etwas, wobei ihm der Speichel aus dem Mund troff. Erst jetzt verstand sie, was geschehen war. Er hatte sie geschlagen. „Das war nicht klug. Das war nicht klug“, war alles, was sie hervorbrachte. Als sie aufstehen wollte, bemerkte sie, wie ihre Beine nachgaben. Sie stützte sich im Dreck auf. Hatten die Menschen hier schon eine Beschreibung ihrer Person erhalten? Dann sah sie die anderen Leute, die auf sie zukamen. Es waren einfache Leute in einfachen Beinkleidern, die meisten von ihnen barfuß. Keiner der Menschen sah freundlich aus. Im Gegenteil, sie schrien etwas, das Cyril nicht verstand. Nun bekam sie es mit der Angst zu tun.
    Die Menge bildete einen Kreis um die Pfütze, in der sie lag. Frauen verzogen ihre Gesichter zu Fratze n und beschimpften sie. Kinder schrien und tobten und ballten die Fäuste. Männer schauten sie böse und feindselig an. „Hilfe“, wimmerte Cyril, „Was wollt ihr von mir? Ihr müsst mir helfen.“ Der Befehlston, den sie auflegen wollte, verwandelte sich beim Sprechen in ein dünnes Flehen. Doch ihr Flehen schien beim Pöbel nur eine anstachelnde Wirkung zu haben. Die Frauen kreischten noch lauter und ein erster Stein flog, der sie an der Schulter traf. ‚Seltsam, dass sie mit Steinen werfen‘, dachte Cyril, ‚sie sind doch eh‘ in der Überzahl. ‘ Ein Fußtritt traf sie am Rücken und sie rollte sich, noch bevor der Schmerz einsetzte, auf den Rücken. Dort sah sie die keifenden Gesichter der Masse und ihr wurde klar, dass ihr Leben hier enden würde. Der Gedanke kam so unvermittelt wie unspektakulär. Es war ein einfacher Gedanke, der jedoch für einen kurzen Moment die Schmerzen auf ihrer Wange, an der Schulter und im Rücken ausblendete. Dann sah sie die Sonne über einem der von Wut verunstalteten Gesichter auftauchen und sie lächelte.

76. Aufstieg

    r kannte den Mann, der die ganze Zeit „Das ist nicht recht, das ist nicht recht“ murmelte, von irgendwoher. Aber er konnte sich nicht mehr erinnern. Immer wieder stieß er gegen kalte Steine, die ihm die Haut unter seinem dünnen Tuch aufrissen. Manchmal stolperte er und schlug sich die Knie an den Treppen auf, die nicht zu enden schienen. Sie hatten ihm einen Sack über den Kopf gezogen, doch ab und zu sengte sich ein heller Lichtstrahl in seine nur Dunkelheit gewohnten Augen.
    „Das ist nicht recht, nein, das nicht recht.“ Diese Stimme, dieser Geruch. Doch er
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