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Die Drachen Der Tinkerfarm

Die Drachen Der Tinkerfarm

Titel: Die Drachen Der Tinkerfarm
Autoren: Deborah Beale , Tad Williams
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aufblickte, sah sie nichts als das dürre kalifornische Tal, das endlos an ihnen vorbeiglitt. »Ich verstehe Mama nicht«, sagte sie. »Schickt uns einfach zu irgendeinem Verrückten, der glaubt, dass Kühe Feuer speien, und gibt uns nicht mal genug Geld mit, um wieder heimzukommen, wenn er uns umzubringen versucht! An der nächsten Station rufe ich sie an, dass sie kommt und uns holt.«
    Tyler lachte, doch es klang nicht heiter. »Dann fang lieber gleich an, dein Star-Wars- Wissen aufzupolieren, denn sie wird uns umgehend zu den Peirhos verfrachten. Martin und Anthony werden dich den ganzen Sommer damit löchern, was Boba Fett für Unterhosen trägt.«
    Lucinda schauderte. Sie bekam immer zu hören, sie sei zu negativ – ihre Lehrer fragten sie sogar, warum sie nie mal versuche, die Dinge positiv zu sehen –, aber dies hier bewies unumstößlich, dass man noch so schlimme Erwartungen haben konnte, am Ende kam alles immer noch schlimmer.
    Ausnahmsweise hatte Tyler recht. Alles Zetern half nichts. Es gab kein Entrinnen. »Na schön«, sagte sie, »vermutlich ist es weniger furchtbar, von einem explodierenden Kuhfeuerball getötet zu werden, als den Peirho-Zwillingen und ihren kämpfenden Actionfiguren zusehen zu müssen.«
    Tyler lachte. Lucinda ging es fast schon wieder ein bisschen besser. Da streifte abermals etwas ans Fenster, und diesmal hob sie gerade noch rechtzeitig den Kopf, um am oberen Rand ein höchstens kiwigroßes haariges Köpfchen zu erblicken, das zu ihr hereinschaute. Im ersten Moment wirkte es noch bizarrer, als es ohnehin war, weil der Mund oben und die Augen unten waren, bis sie begriff, dass das Wesen offenbar kopfunter am Zug hing wie eine Fledermaus und sie ansah. Sie meintesogar, die Spitze eines ledrigen Flügels zu erspähen, der an die Scheibe drückte. Aber es war keine Fledermaus.
    »Tyler …« Mit der Gewissheit, dass es verschwinden würde, sobald sie wegschaute, starrte sie es unverwandt an. »Tyler, da ist ein Affe.« Die Erscheinung verschwand trotz Hinschauen. Plötzlich war sie fort, weggeblasen wie ein Blatt von der Windschutzscheibe eines Autos.
    »Klar, und das bist du«, erwiderte er, ohne sie zu beachten. »Sag mal, meinst du wirklich, wir kriegen explodierende Kühe zu sehen? Wie in FarmFrag?« Er grinste, dann steckte er sich die Ohrenstöpsel ein und sagte viel zu laut: »Vielleicht wird der Sommer ja doch noch okay. Ich hab noch nie eine echte Kuh hochgehen sehen!«
    Alle Augen im Abteil richteten sich auf Lucinda und ihren Bruder. Sie schrumpfte auf ihrem Sitz zusammen und hielt sich das sonderbare Buch vors Gesicht. Hatte sie sich das eben nur eingebildet? Sie war sich eigentlich verdammt sicher, dass es so etwas wie fliegende Affen nur im Kino gab.
    Und so etwas wie feuerspeiende Kühe gab es natürlich auch nicht. Lucinda versuchte, sich auf die Worte im Buch zu konzentrieren, doch es gelang ihr nicht. Immer wieder ging ihr die Frage durch den Kopf, ob der vor ihr liegende Sommer so langweilig werden würde, wie sie anfangs gedacht hatte, oder der totale Horror oder irgendwie beides zugleich.

3
    DER MANN MIT DEM FALSCHEN NAMEN
    D as Stationsschild an ihrem Bahnhof war alt und ramponiert. Zwei Buchstaben fehlten. WILLKOMMEN IN TANDARD ALLEY.
    Tyler wischte sich den Schweiß von der Stirn und zog dann wieder die Baseballmütze über seine strubbeligen braunen Haare. Im Zug war es so heiß gewesen, dass er ganze drei Cokes getrunken hatte, aber hier war es noch heißer.
    Jetzt nach der Abfahrt des Zuges war der Bahnsteig leer. Tyler hatte den Eindruck, dass sie beide die einzigen Menschen in dem winzigen Städtchen waren.
    »Wo ist denn Onkel Gideon?«, fragte Lucinda. Sie gingen durch das leere Bahnhofshäuschen und schauten auf die menschenleere Straße. Ein paar Häuser und Geschäfte waren zusehen, aber keine Leute davor – was Tyler ihnen nicht verdenken konnte. »Oder sollen wir vielleicht zu Fuß zu dieser dämlichen Farm laufen und an Hitzschlag sterben?«, klagte sie.
    »Irgendjemand wird uns schon abholen kommen«, sagte Tyler und blickte sich um. Im Bahnhof gab es nur einen Schalter und zwei Fahrkartenautomaten, aber drinnen war es kühler als auf dem Bahnsteig. »Jedenfalls hat Mama das gesagt.«
    »Die war doch in Gedanken schon ganz woanders.« Lucinda strich sich ihre feuchten Strähnen aus den Augen. »Die wollte bloß so schnell wie möglich zu ihrem Single-Dings.«
    Tyler zuckte nur die Achseln. Über vieles beschwerte sich Lucinda ja zu Recht,
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