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Die Dornenvögel

Die Dornenvögel

Titel: Die Dornenvögel
Autoren: Colleen McCoullough
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Pfeifenkopf eigentümliche Blubbergeräusche klangen. »Wie fühlt man sich denn mit vier, Meggie?« fragte er. »Ziemlich gut, Daddy.« »Hat Mum dir dein Geschenk gegeben?«
    »Oh, Daddy, wie habt ihr das nur erraten, daß ich Agnes so gern haben wollte?«
    »Agnes?« Er warf Fee einen raschen Blick zu, lächelte. Seine Augenbrauen hoben sich fragend. »Ist das ihr Name: Agnes?« »Ja. Sie ist wunderschön, Daddy. Ich möchte sie den ganzen Tag ansehen.«
    »Sie kann von Glück sagen, daß sie noch was zum Ansehen hat«, erklärte Fee grimmig. »Jack und Hughie bekamen die Puppe nämlich zwischen die Finger, bevor Meggie überhaupt Gelegenheit hatte, einen richtigen Blick darauf zu werfen.« »Nun ja, Jungs sind Jungs. Ist der Schaden schlimm?«
    »Nichts, was sich nicht wieder in Ordnung bringen läßt. Bevor sie die Sache auf die Spitze treiben konnten, ist Frank ihnen dazwischengefahren.«
    »Frank? Was hat denn der hier zu suchen? Der sollte doch den ganzen Tag in der Schmiede arbeiten. Hunter will seine Tore haben.«
    »Er war den ganzen Tag in der Schmiede. Er kam nur her, um irgendein Werkzeug zu holen«, sagte Fee hastig. Was seinen ältesten Sohn betraf, so war Padraic doch wirklich zu streng. »Oh, Daddy, Frank ist der beste Bruder! Er hat meine Agnes gerettet, und nach dem Tee wird er für mich ihr Haar wieder ankleben.«
    »Das ist gut«, sagte ihr Vater schläfrig. Er lehnte den Kopf zurück und schloß die Augen.
    Es war heiß, so dicht am Herd, doch das schien ihn nicht zu stören. Glänzende Schweißperlen traten auf seine Stirn. Er schob die Arme hinter den Kopf und nickte ein.
    Das dichte, lockige rote Haar, das sich in den verschiedensten Schattierungen bei den Cleary-Kindern fand, hatten sie von ihrem Vater, doch gar so grellrot wie bei ihm sah man es bei ihnen nicht. Er war ein kleiner Mann, der ganz aus Stahl und aus stählernen Federn zu bestehen schien. Die krummen Beine zeugten von einem Leben mit Pferden, und die Arme wirkten eigentümlich verlängert, was vom jahrelangen Schafscheren kam. Seine Brust und seine Arme waren golden behaart; bei dunklen Haaren hätte dieses Geflecht wohl häßlich ausgesehen. Die hellblauen Augen schienen stets ein wenig zusammengekniffen zu sein, wie bei einem Seemann, der in endlos weite Fernen späht. Sein Gesicht wirkte sympathisch, und stets lag der Hauch eines eigentümlichen Lächelns auf seinen Zügen, weshalb andere Männer ihn auf den ersten Blick mochten. Seine Nase war eine wahrhaft klassisch - römische Nase, was seine irischen Mitbrüder verwundert haben mußte - allerdings ist an irischen Gestaden so manches Schiff gelandet oder auch gestrandet. Noch immer sprach er in der schnellen, weichen und verwischten Art der Galway-Iren, doch nach fast zwanzig Jahren auf der anderen Seite des Globus klang alles ein wenig gedeckter und auch langsamer als früher - etwa wie bei einer alten Uhr, die mal wieder richtig aufgezogen werden müßte. Er war ein zufriedener Mensch, und mit dem harten und schweren Leben, das er führen mußte, kam er besser zurecht, als das den meisten gelang. Zwar konnte er sehr streng sein, und er schrieb eine »Handschrift«, die keiner so leicht vergaß. Dennoch beteten ihn, mit einer Ausnahme, alle seine Kinder an. War nicht genügend Brot für die ganze Familie da, so verzichtete er für seinen Teil darauf.
    Und hieß es, entweder ein neues Kleidungsstück für ihn oder aber für einen seiner Sprößlinge, so kam ganz selbstverständlich das Kind an die Reihe. Das war gewiß ein größerer Beweis für seine Liebe, als es eine Million flüchtiger Küsse gewesen wäre. Allerdings brauste er leicht auf, und es konnte geschehen, daß es völlig mit ihm durchging: Er hatte einmal einen Mann getötet. Doch das Glück hatte ihm zur Seite gestanden. Der Mann war ein Engländer gewesen, und im Hafen von Dun Laoghaire lag ein Schiff, das im Begriff stand, nach Neuseeland auszulaufen. Fiona ging zur Hintertür und rief: »Tee!«
    Einer nach dem anderen marschierten die Jungen herein. Die Nachhut bildete Frank mit einem Armvoll Holz, das er in den großen Kasten beim Herd fallen ließ. Padraic hob Meggie von seinen Knien und stellte sie auf die Füße. Dann ging er zum Kopfende des Eßtischs auf der anderen Seite der Küche. Die Jungen nahmen an den Längsseiten Platz, und Meggie krabbelte auf die Holzkiste, die ihr Vater auf den ihm zunächst stehenden Stuhl gestellt hatte. Schnell und geschickt füllte Fee das Essen auf ihrem
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