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Die Dornen der Rose (German Edition)

Die Dornen der Rose (German Edition)

Titel: Die Dornen der Rose (German Edition)
Autoren: Joanna Bourne
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gibst uns deine Schwester?«
    »Ich gebe sie Marguerite«, erwiderte Justine scharf. »Obwohl das vermutlich bedeutet, dass ich sie auch Ihnen gebe.«
    »So ist es in der Tat. Wenn wir Séverine nehmen …«
    »Sie müssen.« Mit plötzlicher Ungeduld griff Justine nach der braunen Ledertasche, die neben der Treppe stand. »Sie können ihr einen anderen Namen geben.« Der Schatten eines Lächelns huschte über ihr Gesicht. »Einen englischen.«
    »Sie hat schon einen Namen. Ich werde ihn ihr nicht wegnehmen.« Guillaume kratzte sich am Kinn. »Das ist es also, womit sich Maggie revanchieren soll, weil du sie in Sicherheit gebracht hast, als es ihr schlecht ging und sie Hilfe brauchte?«
    Justine nickte einmal kurz. Vielleicht traute sie ihrer eigenen Stimme nicht.
    »Maggie. Was meinst du dazu?«
    »Ja.« Das Kind braucht mich. Beide brauchen mich. Ich würde beide retten, wenn ich könnte . »Oh ja.«
    »Dann machen wir es.« Bedächtig legte Guillaume seine Hand auf den Kopf des Kindes. »Séverine gehört zu mir. Ich werde sie nicht anders behandeln als mein leibliches Kind. Ich stelle ihr Wohlergehen vor meines.« Er sah Justine direkt ins Gesicht. »Ich werde sie wie ein Vater lieben. Du hast mein Wort.«
    Justines Lippen zuckten. Vielleicht wurde ihr erst jetzt das ganze Ausmaß ihrer Entscheidung klar.
    »Wenn du in ein paar Jahren kommst und sie zurückhaben willst, musst du mit einem Kampf rechnen. Ich trenne mich nicht leichtfertig von meiner Tochter.« Er nahm die Hand von Séverines Kopf. »Willst du das?«
    Justines Augen waren ganz hell und traurig und … hart. Voller Tränen und Entschlossenheit. »Ja.«
    So sollte es nicht sein . »Wie kann ich deine Schwester mitnehmen und dich zurücklassen? Denkst du denn, ich würde dich nicht auch aufnehmen? Komm mit uns.«
    »Maggie … nein. Sie kann nicht.« Guillaume berührte ihren Arm. »Sie gehört zur Geheimpolizei.«
    »Was?«
    »Es ist die beste Erklärung.«
    »Aber … aber …« Das ergab keinen Sinn. »Sie ist die Eule. Sie gehört zu La Flèche. Sie ist …«
    »Sie ist ein Grund mehr, warum Jean-Paul die ganze von Spitzeln durchsetzte Organisation auflösen muss. Sie hat ihren Zweck erfüllt. Das habe ich ihm schon gesagt.«
    Geheimpolizei? Justines ausdruckslose Miene verriet ihr, dass Guillaume recht hatte.
    »Maggie«, erklärte er sanft, »wenn sie das Kind mir gibt, wird keiner es je als Druckmittel gegen sie benutzen. Auf beiden Seiten wird niemand sie je anrühren. Das ist es, was wir für sie tun.«
    Justine nickte. Ihr Gesicht sah kein bisschen jung aus.
    Diese Welt ist so unendlich grausam. Ich werde nicht zulassen, dass sie dieses kleine Mädchen zerstört . »Séverine ist meine Tochter; Fleisch von meinem Fleisch. Als hätte ich sie selber ausgetragen. Das schwöre ich.«
    Sie spürte, wie die Worte im Körper des Kindes, das sie hielt, widerhallten. Eines Tages würde Séverine sich daran erinnern.
    Rasch drehte Justine sich um und schnallte die Tasche auf dem Rücken des Esels fest. »Ich habe Kleidung für sie eingepackt. Dinge, die sie brauchen wird.« Ihr energischer Blick ging über die Koffer und Taschen. »Ihre … Puppe.«
    »Manche Leute«, meinte Hawker, »würden damit nicht bis zum letzten Moment warten.« Er verzurrte das Gepäck neu und rollte eine Decke zusammen, um daraus ein Nest zu bauen, in das sich ein kleines Kind kuscheln konnte. »Durch sie werden sie überall auffallen.«
    »Was ist unauffälliger als ein Kind? Würde jemand eine Familie verdächtigen, die mit einem kleinen Kind durchs Land reist? Nein und abermals nein. Jeder sollte ein oder zwei Kinder dabeihaben, wenn ein Auftrag zu erledigen ist. Tatsächlich ist sie sogar ein besserer Begleiter als du; denn sie hat gelernt, den Mund zu halten und Anweisungen zu befolgen, was bei dir nicht der Fall ist.«
    »Ich befolge Anweisungen. Aber schau dir doch ihr Haar an. Da könnte man doch gleich eine rote Fahne schwenken. Das muss man … Hier. So.« Hawker zog ein Lederband aus einer der Taschen und hielt es zwischen den Zähnen, als er zu Séverine ging und ihr das Haar geschickt zu einem dicken Zopf flocht, um den er das Lederband knotete. »Das ist schon besser.« Nachdenklich betrachtete er die erzielte Wirkung. »Sie ist zu gut angezogen. Man sollte sie eindrecken. Ein paar Flecken hier und da.«
    »Ich bin froh, dass nicht du für sie verantwortlich sein wirst, Bürger Hawker.« Justine berührte kurz den Rücken des Kindes. Eine ganz kurze, schnelle
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