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Die Dornen der Rose (German Edition)

Die Dornen der Rose (German Edition)

Titel: Die Dornen der Rose (German Edition)
Autoren: Joanna Bourne
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liegen.
    »Victor de Fleurignac ist im Salon«, hörte man Janvier an der Haustür sagen. »Ich werde Sie zu ihm bringen.«

51
    Marguerite verließ das Hôtel de Fleurignac und ging mit Guillaume durch das morgendliche Paris. Zwei Esel und Adrian trotteten hinter ihnen her. Es war ein vertrautes Gefühl.
    Vieles hatte sich geändert. Guillaume trug heute keine Narbe und immer noch keine andere Verkleidung als sich selbst. Durch die fehlende Narbe wirkte er ein wenig langweilig und ehrlich, was man ja zumindest als irreführend bezeichnen konnte.
    Die Nationalgarde interessierte sich heute nicht für entflohene Häftlinge, wo doch gerade der große Robespierre den Tod gefunden hatte und keiner wusste, wer Frankreich in der nächsten Woche regieren würde. Dennoch wäre es nach wie vor unklug gewesen, der Beschreibung eines entflohenen Gefangenen zu nahe zu kommen. Das Schicksal forderte man besser nicht heraus.
    Von Victor hatte sie nichts mehr gehört. Irgendein Gefängnis hatte ihn verschluckt, und überall herrschte Chaos. Was sie betraf, durfte er gern weiterleben.
    Guillaume reiste als bretonischer Kaufmann, und sie begleitete ihn als seine Frau. Sie waren in Reims Geschäften nachgegangen und kehrten nun nach Hause zurück. Alles sollte den Eindruck von Anstand und Ehrbarkeit vermitteln. Guillaume hatte ihr aufgetragen, nur die schlichtesten Unterkleider, Strümpfe und Mieder einzupacken. In England würde er ihr neue, unanständige Sachen kaufen, hatte er gesagt.
    Für diese Reise hatte sie den Namen Martine angenommen, was ihr besser gefiel als Suzette.
    Hawker überprüfte die Gurte bei Dulce, die gerade eine Karotte aß und so tat, als sei sie das sanftmütigste Geschöpf auf Gottes Erde. »Sie werden dann wohl in England aufräumen.« Er sah Guillaume nicht an. »Sie haben ja jetzt die Namen.«
    »Es ist nur eine Frage der Zeit«, meinte Guillaume. »Wir werden die Meuchelmörder finden. Ich werde deine Grüße an Lazarus weiterleiten. Wenn er niemanden umgebracht hat, ist er für uns nicht von Interesse.«
    »Ich glaube nicht, dass er jemanden von der Liste umgebracht hat.« Da waren noch mehr Gurte, die überprüft, einzeln nachgezogen und befestigt werden mussten. Die Esel trugen zwei Koffer – auf jeder Seite einen – und eine komplizierte Sammlung von Taschen, die darauf festgeschnallt waren. Mit vielen Gurten. »Ich würde aber nicht so weit gehen zu behaupten, er hätte niemanden umgebracht.«
    »Er wird nicht nach Frankreich kommen, um nach dir zu suchen. Du gehörst nicht mehr zu ihm.«
    »Richtig.« Hawker klang skeptisch. Die letzten Handgriffe geschahen rasch und mit Bestimmtheit. »Brot, Wein, Käse. Sie können einkaufen, wenn Sie auf dem Lande sind und die Waren besser werden.« Er drehte sich um und grinste plötzlich. »Aber das brauche ich Ihnen ja nicht zu sagen.«
    »Nein«, erwiderte Guillaume ruhig. »Aber es stört mich auch nicht. Begleitest du uns einen Teil des Weges?«
    »Nur bis zur barrière . Bis Sie draußen sind. Dann muss ich zurück und Bürgerin Cachard berichten, dass Sie gut weggekommen sind.« Er klang etwas zu beiläufig, als er dann noch meinte: »Ich soll etwas für sie erledigen.«
    Mit einem Schnalzen brachte er die Esel dazu loszugehen. Zu behaupten, dass er angab, wäre eine Übertreibung gewesen, aber er wirkte sehr zufrieden mit sich. Er trug Kniebundhosen, eine gestreifte Weste und ein Hemd aus weichem, fest gewebtem Leinen und war besser angezogen als Guillaume. Hätte man die beiden zusammen auf der Straße gesehen, hätte man Hawker für einen Sohn aus reichem Kaufmannshaus gehalten, der mit dem Verwalter der Familie unterwegs war.
    Seltsamerweise ließ die schöne Kleidung Hawker jünger aussehen, sodass man fast auf sein richtiges Alter hätte schließen können. Doch auch damit sah er nicht wie ein Schuljunge aus. Nicht einmal ein Zaubermantel aus dem Reich der Feen würde Hawker wie einen Schuljungen aussehen lassen.
    »Wollen wir mal hoffen, dass die Regierung nicht wechselt, ehe ich Sie aus der Stadt begleitet habe.«
    Guillaume warf einen Blick nach hinten und schaute dann nach vorn in die Rue de Laval. Wenn man misstrauisch genug war, kam einem auch die Stille irgendwie unheimlich vor.
    Die Stadt wartete. Wieder stand ein heißer Tag bevor, an dem brutale Männer sich entscheiden mussten, ob es sich lohnte, sich bei dieser Hitze an einem Aufruhr zu beteiligen. Abgeordnete der Nationalversammlung tranken ihre Morgenschokolade und dankten dem
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