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Die Dornen der Rose (German Edition)

Die Dornen der Rose (German Edition)

Titel: Die Dornen der Rose (German Edition)
Autoren: Joanna Bourne
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sollte. Er tat es einfach.
    Vier Männer warteten im Salon auf sie. Maggies Vater saß übers Klavier gebeugt und befand sich mitten in den Schlussakkorden des dritten Satzes, sodass er von seiner Umgebung gar nichts wahrnahm. Victor stand neben dem Kamin, gab sich den Anschein, als hätte er alles unter Kontrolle, und wirkte dabei so bedrohlich, wie es möglich war, wenn man neben einer Porzellangruppe aus Hirten und Lämmern stand. Er trug keine sichtbare Waffe. In einiger Entfernung standen bewaffnet seine beiden Handlanger. Der, dem Maggie das Gesicht zerschnitten hatte, würde auch nach der Wundheilung noch ziemlich grotesk aussehen.
    Dieser Mann will Rache. Den erledige ich als Erstes.
    Hawker schob sich zwischen Maggie und die Pistole, die das Narbengesicht anlegte, und zwar so gewandt, dass es wie zufällig wirkte.
    Bachs letzte Noten verklangen. Maggies Vater legte die Hände auf die Knie, lockerte sich und nahm endlich seine Umgebung wahr. »Was machst du denn hier, Marguerite? Nein, sag es nicht. Es ist unwichtig. Lauf und hol meine Degen, Mädchen. Ich werde deinen Cousin aufspießen wie ein Spanferkel.«
    »Darüber haben wir schon einmal gesprochen, Papa.« Sie ignorierte die Pistolen und Victor, baute sich vor ihrem Vater auf und stemmte die Fäuste in die Hüften. »Keine Duelle mehr. Warum um Himmels willen bist du hergekommen? Victor versucht uns umzubringen.«
    »Das tue ich nicht«, fuhr Victor sie an.
    Auch das ignorierte sie. »Du hast dich ihm ausgeliefert. Gibt es auch nur einen vernünftigen Grund, warum du das getan hast?«
    »Ich wäre ein armseliger Vater, wenn ich ihm nicht deinetwegen den Bauch aufschlitzen würde. Aber er will sich nicht duellieren. Er ist der Sohn meines Bruders, hat aber keinen Funken Ehre im Leib.«
    »Natürlich hat er keinen Funken Ehre. Ein Mann von Ehre würde kein Gift in meinen Abendtee geben. Er würde auch keine bewaffneten Männer, die zu allem fähig sind, in mein Haus bringen. Er würde nicht zulassen, dass sie ihre Pistolen auf mich richten. Er würde nicht …« Sie warf die Hände in die Luft.
    »Ich ziehe meine Forderung zurück.« Der alte Mann runzelte die Stirn. »Ich beauftrage lieber Meuchelmörder. Ich habe ein paar Italiener kennengelernt, die das gerne übernehmen würden.«
    »De Fleurignacs werben keine Meuchelmörder an. Es ist nicht ehrenwert, jemand anders mit einem Mord zu beauftragen.«
    Das schien dem Marquis einzuleuchten. »Du hast recht. Wenn Victor sich nicht mit mir duellieren will, nehme ich eben Giftschlangen. Es wird ja wohl nicht so schwierig sein, eine zu besorgen. Ich werde Jean-Paul fragen, was er empfehlen kann.«
    »Du wirst niemanden mit Schlangen töten, Papa. Und Jean-Paul wird dir auch nicht helfen. Davon abgesehen glaube ich auch nicht, dass es funktionieren würde. Schlangen sind unzuverlässig.«
    Verdammt, das ist ja fast, als hätte man in die Familie der Borgias eingeheiratet . Er griff nach einer Bronzestatue, die Pan darstellte. Schwer und sehr idyllisch. Er schaute nicht zu dem Jakobiner mit der Narbe hin, der sich langsam zur Seite bewegte, um auf Maggie schießen zu können.
    Das hier ist höllisch gefährlich. Ich wünschte, sie wäre nicht hier .
    Hinter ihm sagte Victor: »Wer ist dieser Mann, den du mitgebracht hast? Wer Sie auch sein mögen … Verschwinden Sie. Sie mischen sich in Familienangelegenheiten ein, die Sie nichts angehen.«
    Niemand schenkte ihm Beachtung. Dort, wo er stand, war seine Sicht zu schlecht, also verließ er seinen Posten neben dem Kamin und trat näher heran. »Ich kenne Sie. Ich habe Sie schon einmal gesehen. Woher kenne ich Sie?«
    Die Pistole war immer noch auf Maggie gerichtet. Noch nicht. Noch nicht. Ohne sich umzudrehen, sagte er: »Ich bin Maggies Ehemann.«
    »Sie ist nicht …« Victor richtete sich auf. »Sie sind das. Ohne die Narbe. Sie sind der Gefangene. Sie sind LeBreton.« Er wirbelte herum, brüllte und zeigte auf ihn. »Tötet ihn. Tötet den da. Er ist ein entflohener Gefangener. Schießt!«
    Die Pistole war nicht mehr auf Maggie gerichtet.
    Jetzt! Er warf die Statue. Sie traf die Pistole und schleuderte sie beiseite.
    Er ergriff eine Silberdose von einem Tischchen, warf sich nach vorn, holte aus und traf das Gesicht des Jakobiners, der einen Schrei ausstieß. Er packte die Hand des Mannes, die die Pistole hielt, riss sein Knie hoch und brach dem Mann den Ellenbogen.
    Die Pistole flog davon und landete auf dem Teppich. Der Jakobiner verdrehte die Augen.
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