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Die Diktatorin der Welt

Die Diktatorin der Welt

Titel: Die Diktatorin der Welt
Autoren: Kurt Mahr
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Luft, den er vor sich herstieß. Es knisterte, als der größere Teil seines Schopfes sich unter der sengenden Hitze auflöste.
    »Vorwärts!« schrie Jernigan.
    Ken begann zu robben. Dado war dicht hinter ihm. Instinktiv bewegte er sich so, daß sie in seinem Feuerschutz blieb. Er schob die Hand, die den Blaster hielt, vor sich her. Ohne daß er eine bewußte Anstrengung machte, preßte sich der Mittelfinger auf den Auslöser. Eine grelle, scharf gebündelte Glutbahn schoß zu dem Haus empor. Prallte gegen die Wand, flatterte zur Seite und hüllte das Gebäude in eine Fontäne aus buntem Licht.
    Aber die Wand war stark. Ken schnellte sich zur Seite, als der blaue Glutball zum zweitenmal aufleuchtete. Etwas Hartes, Heißes traf ihn mit der Gewalt eines Huftritts und wirbelte ihn ein paarmal um die eigene Achse. Schmerz pochte in der Schulter. Neben ihm gähnte ein breiter, tiefer Riß im Fels, an dessen Rändern geschmolzenes Gestein häßliche Blasen bildete.
    Er robbte weiter. Er mußte bis auf zwanzig Meter heran, um sein Wurfgeschoß sicher ans Ziel bringen zu können. Aus den Augenwinkeln sah er Dado. Sie hielt sich hinter ihm, schien zu verstehen, daß er ihr Deckung bot. Der Blaster röhrte und fauchte. Unter dem blitzenden Lichtvorhang hervor rann ein Bach geschmolzenen Gesteins, troff den Abhang herab und erstarrte auf halbem Wege.
    Ein drittes Mal blitzte die unheimliche Waffe auf. Der Schuß galt Jernigan. Ken sah den Robot sich mit unglaublicher Gelenkigkeit zur Seite schnellen. Der Feuerball röhrte den Abhang hinunter und zog eine messerscharfe Furche durch den schwarzen Fels.
    Jernigans Arm schwang steil in die Höhe. Ein faustgroßer, hellgrauer Klumpen löste sich aus der Hand, taumelte in müdem Bogen auf das Haus zu und landete zehn Meter zu kurz. Ken krümmte sich und barg den Kopf unter den Armen. Der Fels bebte unter einer mörderischen Explosion. Gestein wurde in die Höhe gerissen und prasselte wie ein tödlicher Regen rings auf den schwarzen Hang.
    Ken begriff die Bedeutung des Augenblicks.
    Noch bevor der Feuerball der Explosion verlosch, war er halb auf den Beinen und rannte den Abhang empor, so schnell die Muskeln ihn zu tragen vermochten. Das Haus wuchs vor ihm auf. Er hatte den Blaster irgendwo verloren. Er sah die dunklen Fensterhöhlen, das Loch, das Jernigans Granate gerissen hatte, und die ausgehöhlte Wand, deren Substanz unter dem Rand des Plateaus zu einer Lache geronnen war.
    Er stolperte. Jede Sehne seines Körpers spannte sich in der Erwartung des vierten Feuerballs, der sich jetzt ... jetzt ... jetzt aus einer der Fensterhöhlen lösen mußte, um ihn zu vernichten.
    Er sank vornüber. Im Fallen riß er den Arm nach oben. Die Finger lösten ihren starren Griff um den kleinen, schweren Klumpen Plastik. Der Klumpen schoß davon, höher und immer höher steigend, den Scheitelpunkt seiner Bahn passierend und sich in Richtung des Hauses senkend.
    Mit unglaublicher Exaktheit, als vermöchten drei Willen, seine Bahn zu beeinflussen, torkelte er durch eines der Fenster.
    Ken rollte sich zusammen. Der grelle Feuerschein der Explosion drang durch die geschlossenen Lider. Der Boden ruckte und zuckte unter ihm wie ein bockendes Pferd. Durch den Lärm hindurch hörte er Dados triumphierenden Schrei. Er zog die Knie an den Leib und richtete sich halb auf.
    Das Haus war verschwunden. Der Rand des Plateaus glühte in dumpfem Rot von der Hitze der Explosion.
    Er stand auf. Von der Seite her rief Jernigan:
    »Vorsicht! Da sind noch eine ganze Menge Gesteinstrümmer in der Luft.«
    Ken hörte das hohle Pfeifen. Er sah auf, als könnte er sich so vor der Gefahr schützen, die aus dem schwarzen Himmel mit unheimlicher Geschwindigkeit auf ihn zukam.
    Er spürte einen leichten Schlag gegen den Hals. Etwas knirschte metallisch, und dort, wo er den Mikropunktor trug, entstand stechender Schmerz.
    Der Punktor ist beschädigt, zuckte ihm durchs Bewußtsein.
    Er hörte Dado ängstlich aufschreien, dann verschwand die schwarze Welt aus seinem Blickfeld.
     
    *
     
    Er empfand ein neues Gefühl. Dies war nicht die schwindelerregende, magenanhebende Sensation freien Fallens, die sonst den Übergang von einem Universum in das andere begleitete, sondern eine sanfte, wohltuende Empfindung wie von sachtem Schweben.
    Er öffnete die Augen und starrte, unfähig zu begreifen, was er sah, in eine Welt, die er nie zuvor wahrgenommen hatte.
    Rings um ihn war Licht und Geräusch, Geruch und Gefühl. Er schien durch
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