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Die Diebe von Troja - ein Abenteuer um Heinrich Schliemann

Die Diebe von Troja - ein Abenteuer um Heinrich Schliemann

Titel: Die Diebe von Troja - ein Abenteuer um Heinrich Schliemann
Autoren: Silke Vry
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ergriff für ihn das Wort. Übermütig sprudelte es aus ihm heraus: »Spyros wird heiraten, schon in wenigen Tagen«, piepste die Kleine.
    Spyros gab ihr daraufhin einen groben, unfreundlichen Schubs und fauchte das Mädchen an: »Halt deinen Mund, hörst du? Das muss niemand wissen!«
    »Heiraten? Ja, aber das ist doch wunderbar und ein Grund zur Freude! Wir werden feiern, tanzen, es gibt zu essen und zu trinken, Lamm, Ouzo, Halwa«, malte sich Nikos das bevorstehende Fest aus.
    Und sein Vater ergänzte: »Lass dein langes Gesicht und freu dich. Du wirst sehen, schon bald bist du der glücklichste Mann der Welt.«
    Nun endlich begann Spyros voller Abscheu: »Der glücklichste Mann? Ja, tatsächlich glaubte ich bis vor Kurzem noch, genau das zu sein, der glücklichste Mensch! Bis gestern glaubte ich das, bis mein Vater mir erklärte, was er sich für meine nächste Zukunft überlegt hat: eine Hochzeit. Meine Hochzeit, um genau zu sein! Da bekam ich bereits einen riesigen Schrecken. Als er mir dann denNamen der Frau nannte, die er für mich ausgesucht hat, dachte ich, ich müsse sterben.« Spyros machte eine Pause. Seine Zuhörer warteten gespannt darauf, dass er weitersprach, doch er hüllte sich in Schweigen.
    »Erzähl doch!«, fragte Jannis neugierig in die entstandene Stille. »Wer ist es denn? Kennen wir sie?«
    Spyros reagierte mit schmerzverzerrtem Gesicht: »Aber sicher kennt ihr sie. In der ganzen Troas ist sie bekannt als das hässlichste und streitsüchtigste Weibsbild, das man sich unter der Sonne überhaupt nur vorstellen kann.«
    Für einen Moment herrschte Totenstille.
    Dann sagte Nikos: »Oh nein, doch nicht etwa ...« Er wagte kaum, den Namen jener Frau auszusprechen, deren Bild ihm bei Spyros’ Beschreibung durch den Kopf ging. Jenes Wesen, bei dessen Erscheinen sich der Himmel zu verdunkeln schien, weil ihr Aussehen so erschreckend war.
    »Doch genau die ! Aglaia Stasinopoulos!«
    Alle, die das Gespräch gehört hatten, starrten Spyros voller Entsetzen an, schüttelten missbilligend ihre Köpfe und murmelten bedauernde Worte. Nur weil die beiden Väter Freunde waren, mussten sie doch nicht gleich ihre Kinder miteinander verheiraten. Auf der anderen Seite: Was blieb dem Vater des jungen Mannes für eine Wahl? Für eine junge hübsche Frau ganz nach dem Geschmack des Bräutigams fehlte es Spyros’ Familie einfach an dem nötigen Reichtum. Die »Brautgabe«, eine schöne Stange Geld, die die Familie eines Mädchens von der Familie desBräutigams erhielt, konnten sich seine Eltern nicht leisten. Ein Mann, der kein Geld besaß, blieb deshalb ohne Braut. Und ein Mädchen, das hässlich war wie die Nacht, wartete vergeblich auf einen Bräutigam, eine einfache Rechnung.
    »Die hat doch so eine schiefe Nase, schielt und ist mindestens doppelt so alt wie du«, konnte Nikos sich nicht verkneifen, laut auszurufen.
    Und Jannis fügte hinzu: »Und sie hinkt und überragt dich um einen Kopf, mindestens.«
    Der missmutige und schlecht gelaunte Simeon grummelte schadenfroh: »Und, wann sollen denn die Hochzeitsglocken für euch läuten?«
    Verzweifelt brüllte Spyros den Alten an: »Wenn ich noch einmal das Wort ›Hochzeitsglocken‹ höre, passiert ein Unglück! Hast du mich verstanden?«
    Trotz eines gewissen Mitleids für Spyros konnten sich die Jungen ein Kichern nicht verkneifen, bis der Vater sie mit strafenden Blicken zum Schweigen zwang. Um den jungen Mann ein wenig aufzumuntern, sagte er fröhlich: »Weißt du, mein Junge, oft verbirgt sich hinter einer unschönen Schale ein guter Kern. Ganz bestimmt beurteilen wir deine Braut ganz falsch und sie ist ein ganz wunderbarer Mensch ... Vertraue deinen Eltern, die bei dieser Wahl ganz sicher nur dein Bestes im Auge haben. Du kennst doch den alten Spruch: ›Befolge den Rat von Alten und Verheirateten; sie haben viel Brot und Salz gegessen.‹«
    »Ich höre wohl nicht richtig!«, schrie Spyros empört. »Ich will überhaupt keinen Rat befolgen, weder einen von dir, Jorgos, noch den von irgendeinem anderen. Bevor ich diese Frau heirate, geschieht ein Unglück. Eher wird es Tote geben. Oder ich werde sterben! Ich bin zu allem bereit, nur nicht zu einer Hochzeit mit dieser Frau, die ich nicht liebe, sondern abgrundtief verabscheue. Das schwöre ich, bei allem, was mir heilig ist. Und ihr seid meine Zeugen!«
    Das kleine Mädchen hatte Spyros’ Worte schweigend mitangehört und fing nun an, jämmerlich zu weinen.
    »Zoe, du musst doch nicht heulen.« Der junge
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