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Die Delfine von Atlantis ("Alantis"-Trilogie) (German Edition)

Die Delfine von Atlantis ("Alantis"-Trilogie) (German Edition)

Titel: Die Delfine von Atlantis ("Alantis"-Trilogie) (German Edition)
Autoren: Marliese Arold
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Jahrtausenden Abgeschlossenheit plötzlich der Luft ausgesetzt und von ihr zerstört wird.
    »Aaaahhhh!«
    Zaidons frei baumelnder Arm fing an, zu Staub zu zerfallen. Dann zerfiel auch die linke Körperhälfte und rieselte auf den Boden. Neben dem Thron bildete sich ein graues Häuflein Schmutz. Der Kopf und die Hand, die Irden auf den Weltenstein drückte, hielten es am längsten aus. Bevor der Kopf zur Seite kippte und sich auflöste, stieß Zaidon noch einen grässlichen Fluch aus. Ein rot glühender Blitz schoss haarscharf an Irden vorbei, der sich rechtzeitig duckte. Der Fluch sauste quer durch den Raum und bohrte sich in die Wand des Wals. Sofort entstand dort ein Leck, und es begann, Wasser hereinzusickern.
    Der Groll, der nun endlich wieder auf den Füßen stand, war unschlüssig, was er tun sollte. Er starrte auf das Häuflein Staub, das von seinem Herrn übrig geblieben war, machte einen Schritt darauf zu, zögerte, überlegte es sich anders und torkelte durch den Raum, um sich um das Leck zu kümmern.
    Irden sah erschöpft aus. Noch immer loderten seine Umrisse in grünlichem Feuer, das zum Glück aber nach und nach schwächer wurde und schließlich erlosch. Irden drehte sich zu Mario und Sheila um, hob den Weltenstein hoch und lächelte mit schmerzverzerrtem Gesicht.
    »Diesmal wird Zaidon nicht wiederkehren können.«
    Sheila schluckte. Sie zitterte am ganzen Leib. Auch Marios Lippen bebten. Als Irden ihm zunickte, stürzte er auf den gläsernen Sarg zu.
    Sheila folgte ihm.
    Da lag Alissa.
    Mario sah auf sie herunter, und Tränen stiegen ihm in die Augen.
    Seine Mutter sah fast so aus wie in dem Albtraum, den er in Skyllas Labyrinth gehabt hatte. Hilflos und alt. So blass wie der Tod, die Haut runzelig und das Haar schlohweiß. Der Körper zusammengeschrumpft. Und dünn, so dünn! Dabei war Alissa so kräftig gewesen!
    Aber anders als in seinem Traum atmete sie noch. Fast unmerklich hob und senkte sich ihre Brust. Ihr Atem bewegte gleichmäßig eine Haarsträhne, die ihr ins Gesicht fiel.
    Mario war unendlich erleichtert, Alissa noch lebend anzutreffen, zugleich war er zutiefst darüber schockiert, wie sehr sie sich verändert hatte. Zum Glück steckte der schreckliche Schlauch nicht mehr in ihr.
    »Mama!« Er versuchte, den gläsernen Sargdeckel anzuheben. »Alles wird gut. Ich bin wieder da. Kannst du mich hören?«
    Irden legte seine Hand auf seinen Arm.
    »Hab Geduld, Mario. Lass sie noch schlafen. Ihr Zustand ist stabil. Weck sie erst, wenn sich das Weltentor öffnet. Dann kannst du sicher sein, dass sie es auch wirklich schafft.«
    Marios Magen krampfte sich zusammen. Noch länger warten! Wusste Irden überhaupt, wie schwer das war?
    »Es ist besser für deine Mutter, glaub mir«, wiederholte der Magier. »Aber dich und Sheila brauche ich jetzt. Wir müssen uns nämlich um die Meereswandler kümmern, die Zaidon versteinert hat.«

5. Kapitel
    Friedhof der Delfine
    Irden schaffte es, den Wal in Gang zu setzen und durch das Meer zu steuern. Sobald der Magier einen Hebel bewegte oder ein Instrument bediente, äugte der Groll misstrauisch zu ihm hinüber und gab ein ärgerliches Grollen von sich. Aber er wagte es nicht, Irden oder die beiden Kinder anzugreifen.
    Sheila schaute durch ein Bullauge und sah, dass Spy den Wal begleitete. Sie klopfte gegen die Scheibe, um den Fisch auf sich aufmerksam zu machen. Spy schwamm auch gleich herbei. Sheila zeigte mit dem Daumen nach oben, um ihm zu signalisieren, dass alles in Ordnung war.
    Mario hatte das Leck nochmals notdürftig abgedichtet, aber noch immer tropfte etwas Wasser herein. Lange würden sie so nicht mehr fahren können.
    Sheila hatte trotzdem das Gefühl, dass der Wal mit geradezu schlafwandlerischer Sicherheit sein Ziel fand. Es gab keine Umwege, kein Zögern … Mit gleichmäßigem Tempo schwamm der Wal durchs Meer.
    Sheila fand es eigenartig, die Unterwasserlandschaften jetzt durch ein Bullauge zu betrachten, anstatt sie mit den Sinnen eines Delfins zu erleben. Wie würde es in Zukunft sein? Irden hatte ja angekündigt, dass sie sich bald entscheiden mussten, ob sie als Mensch oder als Delfin leben wollten. Ob Mario nach Talana gehen würde? Seine Mutter konnte nur dort wieder jung sein – und Sheila konnte sich nicht vorstellen, dass Mario sich von seiner Mutter trennen würde – jetzt, wo er sie endlich wiederhatte.
    Der Wal verlangsamte sein Tempo. Nun sah Sheila auch die Schatten vor dem Fenster. Hunderte von steinernen Gestalten,
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