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Die Dame aus Potsdam

Titel: Die Dame aus Potsdam
Autoren: Georg R. Kristan
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aber ich habe keine Ahnung, ob diese Nummer zu der Waffe gehört, die man seinerzeit bei uns gestohlen hat. Ich weiß auch nicht, was das mit dem Mord an Valentin zu tun hat.«
    »Eine ganze Menge! Die angeblich entwendete Makarow ist die Tatwaffe, mit der Ihr Mann am Bismarckturm erschossen worden ist; die Nummern sind zweifelsfrei identisch.«
    »Das… das wird ein Zufall sein«, stammelte sie.
    »Bei 316249 Möglichkeiten glaube ich nicht an einen Zufall!« fuhr Freiberg auf. Der Gesprächston hatte seine Verbindlichkeit verloren. »Nehmen wir einmal an, daß Sie gar nicht bewußtlos geschlagen worden sind, wie Sie ausgesagt haben, und nehmen wir weiter an, daß die Makarow gar nicht gestohlen worden ist, sondern daß Sie den Diebstahl vorgetäuscht haben, um die Pistole an sich zu bringen – dann ist es nur eine logische Folgerung, daß Sie die Waffe in der Nacht von Sonntag auf Montag benutzt haben, um sich von Ihrer Vergangenheit freizumachen und Ihre Eheprobleme zu lösen.«
    Beate Randolf schaute fassungslos von einem zum anderen. »Das können Sie doch nicht wirklich annehmen«, sagte sie mit tränenerstickter Stimme. »Das stimmt alles nicht; ich habe mit der ganzen Sache nichts zu tun. So glauben Sie mir doch!«
    »Frau Randolf«, sagte Freiberg ruhig, »aus dem anfänglichen Gespräch ist jetzt eine Vernehmung unter Tatverdacht geworden. Ich muß Sie vorab über Ihre Rechte als Beschuldigte belehren: Es steht Ihnen frei, sich zur Sache zu äußern oder nicht auszusagen. Sie können sich auch mit einem Anwalt beraten.«
    Bernd Kalisch war aufgesprungen. »Ihre Unterstellungen sind aus der Luft gegriffen und ziemlich unverschämt, Herr Kommissar.«
    Freiberg blieb kühl. »Herr Kalisch, bitte setzen Sie sich! Ich spreche mit Frau Randolf. Wenn Sie weiterhin dazwischenreden, werden Sie draußen warten müssen. Damit das klar ist!«
    Beate hob beschwichtigend die Hand. »Bitte, Bernd…«
    Als Kalisch sich wieder gesetzt hatte, sagte sie leise, aber bestimmt: »Einen Anwalt brauche ich nicht – ich bin unschuldig.«
    »Frau Randolf«, fuhr Freiberg fort, »kommen wir noch einmal auf den Sonntag zurück: Wo und wie haben Sie ihn verbracht?«
    »Ich bin am Samstagabend mit Bernd in seine Wohnung gegangen und habe sie am Sonntag nach einem späten Frühstück verlassen. Anschließend bin ich zum Hotel Topas gefahren, um für die Rückfahrt zu packen. Aber dann bin ich, wie Sie wissen, in Bonn geblieben und habe den Rest des Tages im Hotel verbracht.«
    Die nächste Frage des Kommissars kam laut und artikuliert: »Wo waren Sie in der Nacht von Sonntag auf Montag – außer im Hotel?«
    »Aber ich war wirklich nur dort!« Beate Randolf schluchzte leise.
    »Haben Sie sich, nachdem der Bus nach Potsdam abgefahren war, mit jemandem getroffen – vielleicht mit Hartenstein?«
    »Nein – bestimmt nicht! Ich war allein im Hotel und habe es nicht verlassen. Ich schwöre es.«
    Freiberg schüttelte den Kopf. »Frau Randolf, ich glaube Ihnen nicht! Ich nehme Ihnen auch den Überfall und den Diebstahl der Waffe in Potsdam nicht ab. Damals hat es keine Beweise gegeben; die angeblichen Täter wurden nie gefaßt. Die Verletzungen haben Sie sich selbst beigebracht, um die Tat echt wirken zu lassen. Man hat Ihnen geglaubt, weil Sie mit Oberst Randolf liiert waren und weil Sie das Vertrauen des Staatssicherheitsdienstes genossen. Ich vermute, Sie gehörten selbst dazu, als inoffizielle Mitarbeiterin. Stimmt das?«
    Sie zögerte mit der Antwort.
    Freiberg ließ nicht locker. »Sagen Sie lieber gleich die Wahrheit; die bekommen wir früher oder später doch heraus, wenn Sie in Untersuchungshaft sitzen. Es dauert dann nur etwas länger.«
    »Erkläre es ihnen!« drängte Bernd Kalisch.
    »Kommt man denn nie davon los?« Sie konnte die Tränen nicht unterdrücken, als sie sagte: »Ja, ich war eine IME, also eine inoffizielle Mitarbeiterin im besonderen Einsatz. Meine erste große Aufgabe war es, den damals für DDR-Verhältnisse renitenten Diplomingenieur und Elektronikspezialisten Bernd Kalisch für einen freiwilligen Einsatz in der Ständigen Vertretung in Bonn zu motivieren. Daraus ist dann die große… wenn es nur nicht so kitschig klänge – daraus ist also eine Liebe geworden.«
    »Von beiden Seiten«, ergänzte Kalisch.
    »Und dann hat man Bernd nach Bonn in die Botschaft geschickt, und ich durfte ihn nie wiedersehen. Mir blieb keine andere Wahl, als den Drahtzieher, Oberst Randolf, zu heiraten. Er hat mich unter Druck
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