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Die Dämonenfalle

Die Dämonenfalle

Titel: Die Dämonenfalle
Autoren: Peter F. Hamilton
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schnappte und das weiche Fruchtfleisch mit seinen noch kaum ausgebildeten Zähnen zermalmte.
    »Warum nur, warum?«, murmelte Paula zu sich selbst, und sogleich spulte sich das altbekannte Programm ab: Alles, was sie gesehen hatte, alle Ergebnisse ihrer Untersuchung liefen in ihrem hyperaktiven Unterbewusstsein zusammen, wie sie es immer taten.
    Sie zog die kleine kinetische Waffe aus dem Gürtel, rümpfte die Nase, als die Bewegung noch mehr Blasen im Schlamm erzeugte. Ihr e-Butler reprogrammierte die verbesserte Munition in den Geschossen, fuhr ihre Sprengkraft auf das absolute Minimum herunter. Sorgfältig nahm sie das Seil an der Stelle ins Ziel, wo es am Baum befestigt war. Dann feuerte nicht sie, sondern ihr e-Butler die Waffe ab, denn es galt zu vermeiden, dass durch eine manuelle Betätigung des Abzugs das Ziel auch nur einen Millimeter aus dem Fokus geriet. Ein solcher Scharfschützenjob erforderte größtmögliche Sorgfalt. Maser oder Röntgenlaser hätten zwar ebenfalls völlig lautlos funktioniert, aber auch hier wollte Paula es nicht riskieren, dass der Schuss von den Sensoren der Gegner registriert wurde.
    Das Geschoss traf auf das Seil und detonierte mit einem schwachen Flupp . Ihr verbessertes Gehör konnte es gerade noch so wahrnehmen, das aber auch nur, weil sie ihre Aufmerksamkeit darauf fokussierte. Der Mann, der die gefangenen Onid fütterte, tat dies nicht. Das Seil fiel fast geräuschlos ins Wasser.
    Paula lenkte das Zielraster auf eines der Ankertaue, die zum Seegrund hinabführten. Flupp . Eine winzige Wasserfontäne spritzte in die Luft, dann hing das Seil schlaff herunter.
    Sie durchschoss noch zwei weitere Leinen, bevor der Mann den Kopf hob und sich stirnrunzelnd umblickte. Ohne besondere Eile wandte sich Paula dem letzten Tau zu und durchtrennte es sauber.
    Jetzt blickte der Mann über die eine Seite des Floßes und versuchte herauszufinden, was hier nicht stimmte. Schließlich bückte er sich grunzend und fischte das lose Ende eines der Ankertaue aus dem Wasser. Paula musste angesichts seines dummen Gesichtsausdrucks kichern: Affe bestaunt hübsche Farben von Hologrammprojektion.
    Eine Schrecksekunde später schlug der Typ Alarm. Drei weitere Männer sowie zwei Frauen stürzten aus dem Zelt. Mehr Geschrei schallte über den See, als sie die anderen durchtrennten Ankertaue entdeckten. Überraschung verwandelte sich in Wut. Paula schlängelte sich rückwärts durch das Schilf und verbarg sich im Schatten der Bäume. Die nächste Stufe ihres Plans würde die wohl am langsamsten zuschnappende Falle der Geschichte werden. Das würden sie schon bald begreifen, und wenn das geschah, würde sich ihre Wut in Furcht wandeln. Das wäre dann der Moment, an dem sich auch noch Verzweiflung dazugesellte.
    Sie wartete geduldig, während ein einzelner Spähervogel über einem Baumgipfel am anderen Ende des Sees schwebte und den mühsamen Weg des in ihre Richtung treibenden Floßes übertrug. Es waren keine großen Wassermassen, welche die Zuflüsse in den See leiteten, aber es herrschte eine beständige Gegenströmung.
    Als die Bande etwa vierzig Meter von der Flussmündung entfernt war, zogen sie, wie Paula es vorhergesehen hatte, ihre Waffen. Sie registrierte zwei alte Militär-Maserkarabiner, ein Jagdgewehr, eine automatische Pistole und einige Pumpguns. Durch das steinige Flussbett ging sie näher auf den See zu. Ihr Kraftfeld-Schutzanzug war nun aktiv und hüllte sie in einen düsteren purpurfarbenen Schatten.
    »Da!«, gellte die Stimme eines der Männer durch die Stille, als sie aus dem Schatten der überhängenden Bäume trat. Sie stand an der Mündung des Zustroms, während der Matsch von ihr ins Wasser tropfte – das Sumpfmonster aus dem Kino. Dann wurden fast alle ihre Waffen gleichzeitig abgefeuert. Sie waren keine sonderlich guten Schützen, und die paar Strahlen und Geschosse, die sie dennoch trafen, wurden mit Leichtigkeit von ihrem Kraftfeld abgelenkt. Es leuchtete nur schwach bläulich auf.
    Die Pferde auf dem kleineren Floß fingen an zu wiehern, verdrehten panisch die langen Hälse, stießen gegeneinander. Das Floß begann bedenklich zu schaukeln.
    Trotz des Trommelfeuers zog Paula in aller Seelenruhe ihre Impuls-Betäubungspistole und verpasste einem der Pferde eine niedrigstufige Ladung in die Flanke. Das Tier stieß ein schrilles Wiehern aus, bäumte sich mit in der Luft rudernden Vorderhufen auf und brach dann zusammen, wobei eine Ecke des Floßes unter Wasser gedrückt wurde.
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