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Die Dämonen ruhen nicht

Die Dämonen ruhen nicht

Titel: Die Dämonen ruhen nicht
Autoren: Patricia Cornwell
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habe ich mich gefragt, ob ich vorbeischauen und dich besuchen soll.«
    »Jetzt gleich?«, erwidert er begeistert. »Sie wollen nur mich besuchen?«
    »Würde dir das gefallen?«
    Aufgeregt bejaht er.

121
    Vorsichtig öffnet Benton die Tür des Weinkellers. Die Sig Sauer gezückt und entsichert, bleibt er seitlich des kleinen Eingangs stehen. Das Gespräch ganz in seiner Nähe verstummt, und eine Männerstimme sagt: »Du hast nicht richtig zugemacht.«
    Schritte hallen auf einer Treppe, die aus schätzungsweise fünf Stufen besteht. Eine Hand, vermutlich die von Weldon Winn, will die Tür zudrücken. Aber Benton hält kräftig dagegen, sodass die Tür ganz aufschwingt und Winn die Stufen hinunterpurzelt. Erschrocken und stöhnend bleibt er auf dem Steinboden liegen. Der Mensch, mit dem er gesprochen hat, hat dadurch ein paar Sekunden gewonnen, um eine weitere Treppe hinunter zu fliehen. Benton hört rasche Schritte, die sich entfernen. Allerdings gibt es für den Unbekannten - vielleicht Jean-Baptiste - keinen Ausweg. Der Weinkeller hat nur einen Eingang, keinen Ausgang.
    »Aufstehen«, befiehlt Benton dem Bundesstaatsanwalt. »Und zwar langsam.«
    »Ich bin verletzt.« Winn blickt hoch, während Benton, der auf der obersten Stufe steht, die Tür hinter sich schließt. Dabei zielt er mit der Pistole auf Winns Brust.
    »Es ist mir scheißegal, ob Sie verletzt sind. Aufstehen!«
    Benton nimmt die Baseballkappe ab und schleudert sie auf Winn. Es dauert lange, bis dem Staatsanwalt ein Licht aufgeht. Dann erbleicht er, und der Mund bleibt ihm offen stehen. In verrenkter Haltung und in seinem Regenmantel gefangen, liegt er auf dem Boden und starrt Benton entgeistert an.
    »Sie können es gar nicht sein«, sagt er entsetzt. »Das ist unmöglich!«
    Währenddessen lauscht Benton auf die Schritte des Flüchtigen. Er hört nichts.
    Der kleine fensterlose Raum ist mit einer nackten, mit Spinn-weben bedeckten Glühbirne und einem kleinen, sehr alten Tisch aus Zypressenholz ausgestattet. Auf der Tischplatte sind noch die dunklen Ringe der unzähligen Weinflaschen zu sehen, die hier verkostet wurden. Die Wände bestehen aus feuchtem Stein. Links von Benton sind vier Eisenringe eingelassen. Obwohl sie sehr alt sind, ist der Großteil des Rosts abgewetzt. Gleich daneben auf dem Boden liegen ein paar Rollen gelben Nylonseils; ganz in der Nähe befindet sich eine Steckdose.
    »Aufstehen«, befiehlt Benton noch einmal. »Wer ist sonst noch hier unten? Mit wem haben Sie gerade gesprochen?«
    Der verletzte Weldon Winn ist noch erstaunlich behände, denn er rollt sich auf dem Boden herum und zieht eine Pistole unter dem Mantel hervor.
    Benton schießt zwei Mal auf ihn, einmal in die Brust und einmal in den Kopf, bevor Winn überhaupt den Finger am Abzug hat. Die Schüsse werden durch den Stein gedämpft.

122
    Marinos Gewicht genügt, um den Helikopter um fünf Knoten zu bremsen.
    Lucy stört das nicht weiter. Bei diesem Wetter würde sie die Maschine ohnehin nicht auf Höchstgeschwindigkeit hochtreiben. Es hat keinen Zweck, sich zu hetzen und vielleicht noch mit einer Antenne zu kollidieren, denn hier wimmelt es überall von Funkmasten. Diese erheben sich aus den Nebelfetzen, die es fast unmöglich machen, das haarfeine Hindernis und dessen Lichtblitze aus der Entfernung zu sehen. Lucy fliegt auf gut einhundertfünfzig Metern. Die Wetterverhältnisse haben sich seit ihrem Abflug in Baton Rouge vor zwanzig Minuten verschlechtert.
    »Das gefällt mir gar nicht.« Marinos ängstliche Stimme hallt durch Lucys Kopfhörer.
    »Du musst doch nicht fliegen. Beruhig dich und genieß den Flug. Können wir Ihnen etwas bringen, Sir?«
    »Was hältst du von einem gottverdammten Fallschirm?«
    Lucy grinst, während sie und Rudy aus dem Cockpit spähen und Ausschau halten.
    »Hast du was dagegen, wenn ich kurz die Steuerhebel loslasse?«, meint sie zu Rudy, um Marino ein bisschen ins Schwitzen zu bringen.
    »Soll das ein Witz sein?«, brüllt dieser.
    »Autsch.« Lucy fährt die Lautstärke ihres Kopfhörers zurück, und Rudy übernimmt das Steuer. »Du hast das Kommando«, sagt sie, damit ihr Copilot auch sicher weiß, dass er nun für das Fliegen verantwortlich ist.
    Dann betätigt sie einen kleinen Knopf an ihrer Notfalluhr und stellt das obere Display auf Chronograph.
    Nic, die noch nie in einem Helikopter mitgeflogen ist, fordert Marino auf, die Sache nicht noch zu verschlimmern.
    »Wenn wir Lucy und Rudy nicht vertrauen können«, sagt sie, »dann
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