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Die Dämonen ruhen nicht

Die Dämonen ruhen nicht

Titel: Die Dämonen ruhen nicht
Autoren: Patricia Cornwell
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niemandem. Außerdem ist bei diesem Wetter ein Autounfall wahrscheinlicher als ein Absturz.«
    »Das ist doch alles Scheiße. Hier oben gibt es gar keine Autos. Außerdem wäre ich dankbar, wenn Sie das Wort Absturz nicht in den Mund nehmen würden.«
    »Konzentriert euch«, weist Lucy ihre Fluggenossen an und kontrolliert mit ernster Miene das GPS. »Wir sind genau auf Kurs.«
    Als sie und Marino das Gebiet gestern überflogen und das nordwestliche Ende des Sees gefunden haben, hat sie die Koordinaten ins GPS eingegeben.
    Sie sinken auf einhundert Meter und drosseln das Tempo auf achtzig Knoten. Lucy kann zwischen den wabernden Nebelbänken den Lake Maurepas erkennen. Das Wasser ist dicht unter ihnen. Gott sei Dank braucht man über einem See und seinen Zuläufen und Bayous nicht auf Antennen zu achten. Sie fliegt noch langsamer, während Rudy sich vorbeugt und auf der Suche nach dem Ufer angestrengt hinausstarrt.
    »Nic?«, fragt Lucy. »Können Sie mich hören?«
    »Ja«, erwidert Nics Stimme.
    »Kommt Ihnen hier unten etwas bekannt vor?«
    Lucy drosselt auf sechzig Knoten. Wenn sie die Geschwindigkeit noch mehr zurücknehmen muss, wäre ein Schwebeflug angebrachter, was sie wegen des Polstereffekts und bei so schlechten Sichtverhältnissen lieber vermeiden möchte.
    »Können Sie ein Stück zurückfliegen, damit wir den Blind River finden?«, meint Nic. »Der Dutch Bayou geht gleich am Ufer des Sees davon ab.«
    »In welcher Richtung?« Lucy wendet den Helikopter und ist nicht gerade froh darüber, auf dieser Flughöhe zum Land zurückzukehren. Ein Glück, dass sie sich gestern sorgfältig jedes Hindernis eingeprägt hat.
    Nic überlegt, dann ist wieder ihre Stimme zu hören. »Also, wenn Sie dem Fluss zum See folgen, liegt Dutch Bayou auf etwa drei Uhr rechts von Ihnen.«
    Lucy wendet, nimmt denselben Kurs zurück und fliegt erneut über das Wasser.
    »Hier ist es«, verkündet Nic . »Hier ist der Fluss. Schauen Sie, wie er eine Kurve nach links macht. Wenn wir höher fliegen würden, könnten wir mehr sehen.«
    »Vergessen Sie’s«, entgegnet Rudy.
    »Ich glaube ... ja!« Nics Aufregung wächst. »Da ist es, an diesem ganz schmalen Flusslauf. Da drüben rechts. Dutch Bayou. Die Fischerhütte meines Vaters steht einen guten Kilometer weiter auf der linken Seite.«
    Nun sind die Nerven aller zum Zerreißen gespannt. Rudy zieht eine Pistole aus dem Schulterhalfter. Lucy holt tief Luft und lässt sich ihre Angespanntheit und Nervosität nicht anmerken, als sie über einem schmalen Bayou, wo dichte Zypressen bedrohlich aus dem Nebel ragen, auf dreißig Meter sinkt.r
    »Bei dieser Flughöhe können sie uns hören«, stellt sie gelassen fest. Sie konzentriert sich und versucht, angesichts der sich zuspitzenden Situation die Ruhe zu bewahren. Plötzlich kommt eine verfallene graue Hütte in Sicht. An ei n em morschen Steg ist ein weißes Boot vertäut, das nicht richtig in diese Umgebung passen will.
    Lucy kreist um die Hütte. »Sind Sie wirklich sicher?« Sie kann nicht verhindern, dass ihre Stimme vor Aufregung lauter wird.
    »Ja, ich erkenne das Dach. Papa hat blaues Blech benutzt.
    Ein bisschen von der Farbe ist noch zu sehen. Die Veranda un d d ie Fliegentür sind auch dieselben.«
    Lucy sinkt im Schwebeflug auf fünfzehn Meter und dreht dann nach links, bis Rudys Fenster auf einer Linie mit dem Boot ist.
    »Abschießen!«, ruft Lucy ihm zu.
    Rudy schiebt sein Fenster auf und gibt rasch siebzehn Schüsse auf den Rumpf des Bootes ab. Die Tür der Hütte springt auf, und Bev Kiffin kommt mit einer Flinte herausgestürmt. Lucy schiebt die zyklische Blattverstellung vor, um die Fluggeschwindigkeit zu erhöhen.
    »Duckt euch! Aber bleibt in euren Sitzen!«
    Rudy hat bereits ein neues Magazin eingelegt. Die hinteren Sitze befinden sich zwar direkt über dem Tank, doch das bereitet Lucy kein Kopfzerbrechen. Jet-A-Treibstoff ist längst nicht so leicht entflammbar wie Benzin. Außerdem können Schrotkugeln höchstens Lecks hervorrufen, und ein Helikopter bietet von unten weniger Angriffsfläche.
    Rudy bereitet die Schwimmkissen vor.
    Bevs Flinte ist eine Pumpgun mit Magazinerweiterung. Sie feuert eine Salve aus sieben Schüssen ab. Die Schrotkugeln zerschmettern Fenster, treffen die Außenhaut und schlagen in den Hauptrotor und das Triebwerksgehäuse ein. Wenn die Brennkammer ein Loch abkriegt, wird es ein kleines Feuergeben. Sofort nimmt Lucy Leistung zurück und senkt die Steigerungssteuerung. Alarmsirenen heulen
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